Mikhail Iosilevich ist nicht nur Aktivist und Verleger, er hat vor einigen Jahren auch den russischen Zweig der Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters gegründet. Ende Mai wurde er wegen Zusammenarbeit mit einer "unerwünschten Organisation" zu einer Haftstrafe von einem Jahr und acht Monaten in einer russischen Strafkolonie verurteilt.
Laut der Menschenrechtsorganisation Amnesty International geriet Iosilevich bereits im Juli 2019 und Juni 2020 ins Visier der russischen Behörden, weil er oppositionellen Aktivisten ein Büro zur Verfügung gestellt hatte. Iosilevich wurde vorgeworfen, dass sich unter den Aktivisten auch Personen befunden hätten, die mit der Organisation Otkrytaya Rossiya (Offenes Russland) zusammenarbeiten. Die vom Exil-Oligarchen Mikhail Khodorkovsky gegründete kremlkritische Initiative wurde 2017 von der russischen Generalstaatsanwaltschaft zur "unerwünschten Organisation" erklärt. Wegen "Ausübung der Tätigkeit einer unerwünschten Organisation" wurde Mikhail Iosilevich zu einer Geldstrafe verurteilt.
Nachdem er einen Raum für die Ausbildung von Wahlbeobachtern zur Verfügung gestellt hatte, wurde im September 2020 erneut ein Strafverfahren gegen ihn eingeleitet und seine Wohnung in Nischni Nowgorod aufgebrochen und durchsucht, wie unter anderem die Haupt-Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters in den USA berichtete.
Am 27. Mai wurde der zwischenzeitlich inhaftierte und wieder freigelassene Iosilevich durch das Sovetsky-Bezirksgericht von Nischni Nowgorod in Zentralrussland nun laut Amnesty International zu einem Jahr und acht Monaten Haft in einer Strafkolonie verurteilt. Erneut wurde er der Zusammenarbeit mit der "unerwünschten Organisation" Otkrytaya Rossiya schuldig befunden, obwohl Iosilevich auf "nicht schuldig" plädiert hatte.
"Die russischen Behörden haben einen weiteren Namen auf die Liste der Aktivisten aufgenommen, die sie wegen der Zusammenarbeit mit so genannten 'unerwünschten Organisationen' verfolgt haben", so Marie Struthers, Direktorin von Amnesty International für Osteuropa und Zentralasien. "Die repressiven Gesetze, die Michail Iosilevichs Verurteilung zugrunde liegen, wurden immer nur dazu benutzt, abweichende Meinungen zu unterdrücken. Das Gesetz ist ein eklatanter Vorwand für Repressionen und ein Angriff auf die Meinungsfreiheit. Als renommierter Aktivist und Verleger hat Michail Iosilevich den öffentlichen Diskurs durch die friedliche Äußerung seiner Ansichten und die Unterstützung zivilgesellschaftlicher Initiativen bereichert. Sein Aktivismus sollte in der Arena der öffentlichen Debatte willkommen geheißen und nicht kriminalisiert werden. Er hat kein international anerkanntes Verbrechen begangen und ist ein Gefangener aus Gewissensgründen. Er muss sofort und bedingungslos freigelassen werden."
14 Kommentare
Kommentare
Klaus Bernd am Permanenter Link
"Ausübung der Tätigkeit einer unerwünschten Organisation" ein Straftatbestand !
man glaubt es kaum aber so funktioniert das System Putin/Kyrill.
Angelika Wedekind am Permanenter Link
Ein neues Beispiel dafür, dass Faschisten wie Putin eines am wenigsten ertragen können: Humor! Das bedeutet ja innere Freiheit und das ist die Wurzel allen Übels in den Augen von Terrorregimen.
David Z am Permanenter Link
Leider nicht nur auf Russland bzw Putin zutreffend. Jeder Totalitarismus fürchtet Humor.
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Von einer religiös-politischen Diktatur kann man nichts anderes erwarten als Repressionen
wie im Artikel beschrieben.
Hans Trutnau am Permanenter Link
Blanke Blasphemie. Blöde.
epikur am Permanenter Link
Blasphemie? Ja, natürlich! Aber nicht nur. Sie ist Werkzeug zur Verdeutlichung der irrationalen Denkweise der Gläubigen. Blöde? Nein!
Ich verspreche Ihnen, Sie werden sich nicht mehr herablassend äußern.
Hans Trutnau am Permanenter Link
Die Satire übersehen?
Muss ich das immer noch mit S/ Satire \S kennzeichnen?
Zu blöd auch.
epikur am Permanenter Link
Nein, bei einem fehlenden Kontext ist das nicht möglich. Bin aber beruhigt. War wirklich verwirrt, da ich Ihren sonstigen Kommentaren inhaltlich zustimme.
Hans Trutnau am Permanenter Link
Letzteres beruhigt mich ebenfalls.
Auch fühle ich mich einigermaßen über das FSM informiert.
Klaus Weidenbach am Permanenter Link
Wodurch unterscheiden sich die christlichen Märchen der Bibel von den "Grundlagen" der Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters? Sie sind beide Fake - News.
epikur am Permanenter Link
Die Grundlage der Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters ist der Evolutionäre Humanismus. Sie ist also weit entfernt von religiösen Dogmen. Kritik an den etablierten Religionen wird mir satirischen Mitteln geübt.
Als Literatur empfehle ich "Das fliegende Spaghettimonster. Religion oder Religionspaodie?" von Daniela Wakonigg und Winfried Rath. Mit dem Vorwort "Pasta nostra" von Michael Schmidt- Salomon.
David Z am Permanenter Link
Ein weiteres Beispiel für die Rückkehr der überwunden geglaubten Machtpolitik: die unheilvolle Verbindung von Staatsmacht und Religionsmacht zwecks Symbiose.
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Ich hoffe dies ist NUR ein letztes Aufbäumen der Religionen kurz vor dem leisen Untergang
derselben.
Siehe Tomas Ebersberg, < Christentum adieu! > das Leise Sterben eines Mythos.
David Z am Permanenter Link
Nun, das kommt auf die Religion an. Für alle Religionen, die sich politisch berufen fühlen, hoffe ich das auch. Aber der Weg ist noch sehr lang.