Nach jahrelangen Debatten, gesellschaftlichen Forderungen und Instrumentalisierung durch Abtreibungsgegner*innen hat der Bundestag heute entschieden, den umstrittenen Paragraphen 219a aus dem Strafgesetzbuch zu streichen, der Werbung für aber auch Information über den Schwangerschaftsabbruch für durchführende Ärzt*innen zur kriminellen Handlung machte. Ein Meilenstein oder nur eine erste Etappe? Der hpd hat mit Christiane Tennhardt aus dem Vorstand von Doctors for Choice Germany darüber gesprochen.
Morgen soll es so weit sein: Paragraf 219a StGB wird abgeschafft. Die bekannte Fachärztin für Allgemeinmedizin, Kristina Hänel, wird im Bundestag als Zuschauerin dabei sein. In einer heute verschickten Pressemitteilung bringt sie ihre Hoffnung zum Ausdruck, dass es der Bundestag Frauen zukünftig ermöglicht, einen freien Zugang zu Informationen über einen Schwangerschaftsabbruch zu erhalten.
Wenige Tage vor der Ersten Lesung von drei Gesetzentwürfen zur Suizidhilfe im Bundestag hat Prof. Robert Roßbruch, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Humanes Sterben (DGHS), Vertreter der beiden liberalen Gesetzentwürfe zu persönlichen Gesprächen aufgesucht. Sein Resümee: "Die Gespräche waren von einem offenen und konstruktiven Austausch gekennzeichnet und zeigten, dass es ungeachtet aller zu klärenden offenen Fragen Bundestagsabgeordnete gibt, die sich mit großem Engagement der Thematik der Suizidhilfe widmen."
Der Zentralrat der Konfessionsfreien ruft die Abgeordneten des Bundestages dazu auf, kein neues Gesetz zur Suizidhilfe zu erlassen, das die Selbstbestimmung am Lebensende einschränkt. Anlässlich der ersten Beratung am Freitag hat der Verband in "zehn Fragen und Antworten zur Suizidhilfe" dargelegt, dass keiner der drei vorliegenden Gesetzentwürfe in Einklang mit dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts steht.
Der Sommer ist da, Großveranstaltungen finden wieder ungehindert statt, Masken werden kaum noch getragen. Man kann den Eindruck gewinnen, als gäbe es Corona nicht mehr. Unabhängig von den absoluten (gemeldeten) Infektionszahlen – die seit Kurzem wieder steigen – bleiben die Patienten, die ihre Covid-Erkrankung nach der Akutphase nicht loswerden. Long Covid kann nach wie vor entstehen. Der hpd hat mit einer Expertin darüber gesprochen.
Zum Herbst die Impfquote erhöhen – ganz ohne Zwang. Wie dies bewerkstelligt werden könnte, zeigt die Studie eines internationalen Forschungsteams unter Beteiligung des Max-Planck-Instituts für Steuerrecht und Öffentliche Finanzen. Demnach hängt die Bereitschaft der Menschen, sich impfen zu lassen, mit dem vermuteten Vertrauen der Ärzteschaft in die Impfung zusammen. Allerdings zeigt die Untersuchung eine große Diskrepanz zwischen den Annahmen der Bevölkerung und der tatsächlichen Meinung der Ärzteschaft.
"Zhōngyīxué" wird in China die "Lehre der Chinesischen Medizin" genannt, die dort neben der evidenzbasierten Medizin einen hohen Stellenwert hat. Im Westen kennen wir diese unter dem Begriff "Traditionelle Chinesische Medizin". Diese entstand zu einer Zeit, in der das medizinische Verständnis weitestgehend noch auf magischem Denken beruhte. Die meisten der verschiedenen Behandlungsformen, die dabei auch heute noch Anwendung finden, basieren auf Konzepten, die sich wissenschaftlich als nicht haltbar herausstellten.
Das Jahr 2018 brachte eine Enttäuschung für die Kritiker der Homöopathie: Obwohl das vorher sowohl in Fachkreisen wie der Allgemeinheit vieldiskutierte "Münsteraner Memorandum Homöopathie" die Abschaffung der "Zusatzbezeichnung Homöopathie" in der Musterweiterbildungsordnung der Bundesärztekammer eingefordert hatte, befasste sich der Bundesärztetag in Erfurt gar nicht erst mit diesem Thema. Nun hat der Bundesärztetag 2022 mit großer Mehrheit diesen überfälligen Schritt nachgeholt.
Medizin wird immer spezifischer und auch immer wirksamer. Doch manchmal enttäuscht sie uns menschlich. Was also können wir selbst tun? Ein Appell und ein Abschied von unserer Kolumnistin Natalie Grams-Nobmann.
Die Diskussion um die Zulassung von Suizidhilfeorganisationen in Alters- und Pflegeheimen und ihre Verankerung in den kantonalen Gesundheitsgesetzen steht derzeit in verschiedenen Kantonen auf der politischen Agenda. Am Montag, dem 23. Mai 2022, wurde darüber im Zürcher Kantonsrat debattiert und entschieden: Alters- und Pflegeheime im Kanton Zürich müssen künftig ermöglichen, dass ihre Bewohnerinnen und Bewohner vor Ort Suizidhilfe in Anspruch nehmen können.
Seit Anfang Mai müssen sich Schüler*innen, Lehrkräfte und Beschäftigte in den Schulen nicht mehr testen lassen; auch die Maskenpflicht an Schulen wurde stark gelockert. Doch kann von Entwarnung in der Corona-Krise wirklich schon die Rede sein? Welche langfristigen Auswirkungen für die jungen Menschen gibt es? Haben Leistungsdruck und Zukunftsängste zugenommen? Was belastet Schulkinder heute besonders? Verena Manz und Verena Kapferer, beide Schulsozialarbeiterinnen des SOS-Kinderdorfs Göppingen, erklären die Auswirkungen auf schulische Leistungen, ob Schüler*innen fehlende Erfolgserlebnisse auffangen und aus der Pandemie sogar lernen können.
In vielen Ländern sind Schwangerschaftsabbrüche mit massiven Gefahren für Frauen verbunden. Komplikationen enden aufgrund restriktiver Gesetzgebungen nicht selten sogar tödlich. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat deshalb zum Schutz von Frauen einen neuen Leitfaden erstellt.
Wünschen wir uns nicht alle ein Wundermittel gegen tödliche Krankheiten? Etwas wie die HPV-Impfung, die Krebs wirksam verhindert? Nutzen tun sie viel zu wenige. Warum nur, fragt die Ärztin Natalie Grams-Nobmann?
Unzählige Jungen werden jedes Jahr Opfer von Genitalverstümmlung aus religiösen oder kultischen Motiven, oft verharmlosend Beschneidung genannt. Um die barbarische Praxis zu rechtfertigen, verweisen Kulthüter gern auf die angebliche positive Wirkung für die Gesundheit der Opfer. Doch die Wirklichkeit sieht anders aus, wie zwei kürzlich veröffentlichte wissenschaftliche Studien zeigen. Sie belegen schwerste Komplikationen und Todesfälle bei betroffenen Kindern.
Prof. Dr. Thomas Fischer ist Rechtsanwalt und war Vorsitzender Richter des 2. Strafsenats des Bundesgerichtshofs. Der hpd hat mit dem Autor des führenden Praxiskommentars zum Strafgesetzbuch über das "Kölner Beschneidungsurteil" vor zehn Jahren gesprochen, das bis heute weitreichende Folgen hat.