Die Massenproteste in Israel reißen nicht ab. Über 100.000 Menschen demonstrierten im August in Tel Aviv gegen die rechtsreligiöse Politik der Regierung um Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. Nach einer Serie von diskriminierenden Vorfällen gegenüber Frauen im öffentlichen Raum gehen dort nun vermehrt Menschen für Frauenrechte auf die Straße.
In den vergangenen Wochen hatten die Medien über mehrere Fälle von Diskriminierung von Frauen im öffentlichen Nahverkehr berichtet. So habe in der Stadt Aschdod ein Busfahrer eine Gruppe von weiblichen Jugendlichen angewiesen, im hinteren Bereich des Busses Platz zu nehmen. Zudem soll er ihnen Decken gegeben haben, mit denen sie sich bedecken sollten. Weiteren Berichten zufolge sei einer Frau der Zutritt zu einem Bus gänzlich verwehrt worden.
Die Vorfälle werfen ein bezeichnendes Licht auf den Konflikt zwischen liberalen und religiös-konservativen Kräften im Land. Eine der Demonstrierenden, die Anwältin Hilda Mor-Senhavi sagt dazu gegenüber der Nachrichtenagentur AFP: "Nur weil einige religiöse Gruppen, ultraorthodoxe religiöse Gruppen, denken, dass Frauen die Quelle allen Übels sind (...) bedeutet das nicht, dass wir das akzeptieren sollten." Für ihre zehnjährige Tochter wünsche sie sich eine Welt, in der sie "nicht ausgeschlossen wird, weil sie eine Frau ist".
Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sagte nach dem Vorfall in Aschdod : "Der Staat Israel ist ein freies Land, in dem niemand einschränken wird, wer öffentliche Verkehrsmittel benutzen darf, oder vorschreiben wird, wer wo sitzt." Doch seit seiner erneuten Wahl ins Amt führt er eine Regierungskoalition, die auch rechtsextreme und ultraorthodoxe Parteien umfasst. Einige davon treten für die Geschlechtertrennung im öffentlichen Raum ein.
Zudem soll eine umstrittene Justizreform die Position von Parlament und Ministerpräsident stärken, aber die Befugnisse des Obersten Gerichtshofes einschränken. Kritiker sehen deshalb die Demokratie im Land in Gefahr. Die Reformpläne waren auch Auslöser für die wöchentlichen Proteste in Tel Aviv und anderen Städten, die sich inzwischen zur größten Protestbewegung in der Geschichte des Landes entwickelt haben.
3 Kommentare
Kommentare
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Ist die Regierung in Israel jetzt auf dem Weg zu Iranischen Verhältnissen? und Netanyahu
Auf den Weg zum Diktator in Israel.
All diese negativen Umschwünge verdanken wir den Religionen.
Roland Fakler am Permanenter Link
Wo die Religiösen an Macht gewinnen, werden die Frauen an Rechten verlieren.
A.S. am Permanenter Link
Ich sehe die ganze Welt in einem Krieg zwischen autoritären und liberalen Gesellschaften bzw. zwischen autoritären Herrschern und Freiheit liebenden Menschen.
Die Religionen stehen überall auf der autoritären Seite. Gott ist in den monotheistischen Religionen nunmal die ultimate Autorität.
Einige Thesen, über die ich gerne mal diskutieren würde (wo gibt es ein besseres Form dafür als hpd.de?):
- Religion ist nicht Privatsache sondern ganz große Politik
- Religion ist Menschenwerk
- Religion ist ein Mittel der Politik, um die Massen zu knechten und zu manipulieren
- Religion, also religiöse Weltbilder und Vorstellungen werden uns systematisch indoktriniert
Ich verstehe, dass hpd.de sich als Nachrichtenportal versteht. Aber wo bitte kann man solche Fragen diskutieren?