Nach dem Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt haben sich auch Vertreter säkularer Verbände zu Wort gemeldet.
Für die Giordano Bruno Stiftung (GBS) hat Vorstandssprecher Michael Schmidt-Salomon bereits am Folgetag davor gewarnt, den Anschlag für rechtspopulistische Zwecke zu nutzen. Er weist darauf hin, dass Rechtspopulisten "die wirkungsvollsten Verstärker des globalen Dschihad" sind, da sie genau so auf die Angriffe reagieren, wie es die Islamisten wünschen.
Der Präsident des Humanistischen Verbands Deutschland (HVD), Frieder Otto Wolf ruft im Onlinemagazin diesseits.de ebenfalls zur Besonnenheit auf. Er warnt davor, "sich dem emotionalen Ausweichen aus der realen Unfähigkeit zum kurzfristig wirksamen Handeln durch die Flucht in allerlei Sündenbockkonstruktionen zu entziehen." Denn selbst wenn sich bewahrheitet, dass der Täter Muslim ist, darf das nicht zu einer Verurteilung aller Flüchtlinge, Muslime oder gar "Fremden" führen. "Wir müssen jetzt (…) die Herausforderung bewältigen, auch in wirklich kritischen Situationen 'Mensch zu bleiben', und das heißt eben auch, weiterhin 'menschlich' zu urteilen und zu handeln…"
Jan Gabriel ist Präsident des Humanistischen Verbandes Berlin-Brandenburg. Er erklärte am Dienstag: "Für die offene Berliner Gesellschaft heißt es nun erst recht, zusammenzustehen und füreinander da zu sein. Dabei darf es keine Rolle spielen, ob sie zu Gott, Jahwe, Allah, Buddha oder zu gar keinem Gott beten, um gemeinsam für ein friedliches, tolerantes und solidarisches Berlin einzutreten. Wir dürfen nicht den Menschen, die Angst und Hass säen wollen, das Feld überlassen."
"Wir müssen als aufgeklärte Humanisten gegen die Angriffe auf unsere freien und demokratischen Gesellschaften zusammenhalten und alle Forderungen, unsere Haltung entsprechend gewisser Vorurteile gegenüber Ausländern, Flüchtlingen oder Andersdenkenden oder anderer Religionszugehörigkeiten zu verschärfen, deutlich zurückweisen" schreibt Konny G. Neumann (Präsident von Jugendweihe Deutschland e.V.) in einer gestern verschickten Presseerklärung. "Wir dürfen nicht das perfide Spiel der Terroristen des Hasses übernehmen." Neumann erinnert daran, dass nur der gemeinsamen Dialog zwischen "weltlichen Humanisten, Konfessionslosen, Protestanten, Katholiken, Aleviten, liberalen und progressiven Juden und Muslimen" die Möglichkeit bietet, "in diesen düsteren Zeiten, in denen 'postfaktisches' Handeln zur Modeerscheinung zu werden droht" eine Richtschnur für unsere Orientierung bieten kann.
2 Kommentare
Kommentare
little Louis am Permanenter Link
Zu folgendem Zitat:
Sorry, aber die Richtschnur für MEIN Handeln reduziert sich nicht auf den "gemeinsamen Dialog" mit oder unter den oben genannten Protagonisten. Das wäre schon eine arg fahrlässige Engführung des Denkens. Ganz besonders für kritisch -skeptische- aufgeklärte Humanisten. Auch bestreite ich, dass "Postfaktizismus" (was auch immer das konkret bedeuten soll) heute verbreiteter ist als früher. Eher im Gegenteil.
Thomas Baader am Permanenter Link
Gilt die Sorge eigentlich auch dem Terror selbst und nicht nur seinen möglichen Folgen?