Der israelische Historiker Yuval Noah Harari hat mit seinen Büchern "Eine kurze Geschichte der Menschheit" und "Homo deus" internationale Bestseller vorgelegt. Tragischerweise sind ihm in der Analyse haarsträubende Fehler unterlaufen, die nicht unwidersprochen bleiben dürfen. Ein Kommentar von Michael Schmidt-Salomon.
Normalerweise verzichte ich darauf, Bücher anderer Autoren zu kritisieren. Allzu schnell entsteht der Eindruck, man wolle seine eigenen Werke über die Abwertung Anderer aufwerten. Doch nachdem Hararis Bücher Millionenauflagen erreicht haben, nachdem ernstzunehmende Denker wie Daniel Kahneman den Autor über den Klee lobten und nachdem sogar der Humanistische Pressedienst (!) eine unbedingte Leseempfehlung für Hararis "Kultbücher" aussprach (Thomas Hummitzsch am 28.6.2017: "Hararis kluges, anregendes und aufwühlendes Buch ist ein Weckruf, in dem er das Heute analysiert, um die Möglichkeit einer menschlichen Zukunft zu bewahren. Wenn Sie nur ein Buch mit in den Koffer packen wollen, dann nehmen Sie dieses!"), sehe ich mich gezwungen, meine selbstauferlegte "Abstinenzregel" zu brechen. Denn vor einem Autor, der so sehr in ideologischen Denkschablonen gefangen ist, dass er den Nationalsozialismus (!) als "humanistische Religion" (!) beschreibt, kann nur gewarnt werden.
Wohlgemerkt: Bei dieser ungewöhnlichen Charakterisierung des Nationalsozialismus bzw. des Humanismus handelt es sich keineswegs um einen einmaligen, nebensächlichen Ausrutscher des Bestsellerautors, sondern um ein Kernelement seiner Weltsicht. Um dies verständlich zu machen, muss ich etwas weiter ausholen: In beiden Büchern, sowohl in "Eine kurze Geschichte der Menschheit" als auch in "Homo deus", beschreibt Harari den Aufstieg des Humanismus, der die alten theistischen Religionen abgelöst habe, sowie den bevorstehenden Untergang des Humanismus, der durch neue technologische Ideologien ("Posthumanismus" bzw. "Dataismus") ersetzt werde. In beiden Büchern meint Harari auch, den Humanismus als eine "Religion" charakterisieren zu müssen (eine Differenzierung zwischen "Religionen", "Weltanschauungen" oder "Philosophien" sucht man vergeblich), die in drei verfeindete "humanistische Sekten" zerfällt, nämlich in die Konfessionen des "liberalen Humanismus", des "sozialistischen Humanismus" und des "evolutionären Humanismus".
Als "liberale Humanisten" lässt Harari dabei merkwürdigerweise nur jene gelten, die "auf den Schöpfergott und die Untersterblichkeit der Seele" zurückgreifen ("Eine kurze Geschichte der Menschheit", S. 282), womit er unterschlägt, dass gerade auch Nicht-Theisten und Nicht-Idealisten (also Atheisten, Agnostiker, Materialisten und Naturalisten) für die zentralen Werte des "liberalen Humanismus", nämlich Menschenrechte, Demokratie und die Prinzipen der offenen Gesellschaft, gestritten haben. Nicht weniger kurios: Als "sozialistische Humanisten" bezeichnet Harari nicht Autoren wie Ernst Bloch oder Erich Fromm, die sich selbst als "sozialistische Humanisten" verstanden haben, sondern kommunistische Diktatoren wie Josef Stalin, die den Begriff "Humanismus" nur als Schimpfwort gebrauchten und "Humanisten", die sich auf die Frühschriften von Marx beriefen, als Vertreter eines "bürgerlichen Revisionismus", das heißt: als Hochverräter an der parteikommunistischen Doktrin, verfolgten.
Als sei all dies nicht schon absonderlich genug, schießt Harari mit seiner Charakterisierung des "evolutionären Humanismus" dann endgültig den Vogel ab: Denn der Autor lässt uns sowohl in "Eine kurze Geschichte der Menschheit" (S. 281) als auch in "Homo deus" (S. 337) wissen, dass der evolutionäre Humanismus eine "Sekte" ist, "dessen bekannteste Vertreter die Nationalsozialisten waren". Ja, Sie haben richtig gelesen: Für Yuval Noah Harari war Adolf Hitler nicht nur Diktator, Nationalist, Rassist und Massenmörder, sondern in Personalunion auch noch einer der führenden Vertreter des evolutionären Humanismus!
Adolf Hitler – ein "humanistischer" Massenmörder?
Wie kommt der Autor auf diesen verwegenen Gedanken? Nun, Harari zufolge teilen alle humanistische Konfessionen die Gemeinsamkeit, dass sie den "Glauben an Gott" durch einen "Glauben an den Menschen" ersetzen – was zunächst einmal nicht zu beanstanden ist (selbst wenn man Hararis Formulierung, Humanisten würden den Menschen "anbeten", schwerlich folgen kann). Im Hinblick auf diesen "Glauben an den Menschen" – meint Harari weiter – müsse man den Nationalsozialismus als eine besonders konsequente Variante des Humanismus betrachten, da er sich "als einzige humanistische Sekte" vom "traditionellen Monotheismus losgesagt hat". Dies klingt schmissig (und erinnert an Predigten katholischer Hardliner wie Dyba, Meisner und Müller), hat aber mit der geschichtlichen Realität wenig zu tun. Denn die NS-Ideologie war keineswegs von einer diesseitig-humanistischen Weltsicht geprägt, sondern vom Konzept der "heiligen Führung", dem sich jeder Teil des "Volkskörpers" unterwerfen musste. Es hatte seinen Grund, dass die deutschen Soldaten "mit Gott und dem Führer" in den Krieg zogen und dass Hitler bei jeder Gelegenheit die "göttliche Vorsehung" herbeizitierte. Nazideutschland war einer der wenigen Staaten im 20. Jahrhundert, in denen es "Gottlosigkeit" offiziell gar nicht geben durfte. Wer nicht Mitglied einer Religionsgemeinschaft war, wurde von den Nazis in der amtlichen Kategorie "Gottgläubiger" geführt, denn "Atheismus" galt als Ausdruck einer "kulturzersetzenden, jüdisch-bolschewistischen Gesinnung", die in keiner Weise geduldet wurde.
Harari verkennt allerdings nicht nur den theistisch-religiösen (mitunter auch okkulten) Charakter der NS-Ideologie, sehr viel gravierender ist, dass er sämtliche Kriterien unterläuft, mithilfe derer sich humanistische von antihumanistischen Weltanschauungen sinnvollerweise unterscheiden lassen. Allen (modernen) Humanismen gemeinsam ist nämlich der Imperativ, "alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, geknechtetes, verlassenes, verächtliches Wesen ist". Dieser Formulierung von Karl Marx stimmen in der Regel auch bürgerlich-liberale Humanistinnen und Humanisten zu – selbst wenn diese meist deutlich andere Vorstellungen davon haben, wie sich dieses Ziel gesellschaftlich realisieren lässt. Aus diesem Grund kann der Nationalsozialismus, der große Gruppen von Menschen von vornherein radikal ausgrenzte, der sie in unvorstellbarem Maße erniedrigte, knechtete, vernichtete, unter gar keinen Umständen als "humanistisch" bezeichnet werden, wenn dieser Begriff noch irgendeine strapazierfähige Bedeutung haben soll.
Harari versucht nun sein Konzept zu retten, indem er dem vermeintlichen "Humanismus" der Nationalsozialisten das Attribut "evolutionär" voranstellt. Begriffslogisch ist dies allerdings unsinnig. Denn wenn das Attribut "evolutionär" dazu führen würde, dass ein Humanismus zum Antihumanismus mutiert, so müsste man von "evolutionärem Antihumanismus" sprechen – statt von "evolutionärem Humanismus". Aber sei‘s drum. Harari verteidigt seine kuriose Begriffswahl damit, dass er behauptet, die Nationalsozialisten hätten sich von "anderen Humanisten" (sic!) dadurch unterschieden, dass ihr Menschenbild "stark von der Evolutionstheorie beeinflusst war". Das klingt nach einem gewichtigen Argument, doch ist es wahr?
Dachten die Nazis "evolutionär"?
Die Antwort auf diese Frage lautet: Nein! Denn es lässt sich leicht zeigen, dass auch der "sozialistische Humanismus", der auf die Darwin-Verehrer Marx und Engels zurückgeht, auf der Evolutionstheorie fußt. Und auch bei den "liberalen Humanisten" des 20. Jahrhunderts wird man (selbst wenn man Hararis unbegründete Limitierung des Begriffs akzeptiert) nur sehr wenige Vertreter finden, die der Evolutionstheorie ablehnend gegenüberstanden. Tatsächlich haben sich "sozialistische Humanisten" wie Erich Fromm oder "liberale Humanisten" wie Karl Popper in ihren Schriften sehr viel stärker auf die Evolutionstheorie berufen als nazistische Ideologen wie Hitler, Streicher oder Rosenberg.
Ohnehin ist es falsch zu meinen, die Evolutionstheorie habe das nationalsozialistische Menschenbild in besonderer Weise geprägt. In dessen Zentrum standen nämlich keine wissenschaftlichen Konzepte wie die Evolutionstheorie, sondern antiwissenschaftliche sowie antihumanistische Mythen wie die Vorstellung von der Überlegenheit der "Europäer/Weißen/Arier" (ein Erbe des Kolonialismus) und der "kulturzersetzenden Kraft der Juden" (ein Überbleibsel des christlichen Antijudaismus). Vermischt mit einem übersteigerten Autoritarismus (eine Folge der über Generationen antrainierten Gehorsamstechniken vor allem in Preußen) sowie einem überbrodelnden Nationalismus, der durch die Niederlage im ersten Weltkrieg weiter angeheizt wurde, entwickelte sich daraus eine brandgefährliche politische Ideologie, die mithilfe selektiv ausgewählter "evolutionstheoretischer Befunde" allenfalls ausgeschmückt wurde.
Diese evolutionistischen Versatzstücke in der Naziideologie fußten allerdings nicht auf "der" Evolutionstheorie, sondern auf einer hochgradig verzerrten Interpretation derselben. So widersprach die nazistische Vorstellung vom "Kampf aller gegen alle" diametral den Erkenntnissen, die Darwin vor allem in seinem zweiten evolutionstheoretischen Hauptwerk "Die Abstammung des Menschen" dargelegt hatte. Schon damals hatte Darwin an unzähligen Beispielen aufgezeigt (was Peter Kropotkin Anfang des 20. Jahrhunderts in seinem berühmten Buch über die "Gegenseitige Hilfe im Tier- und Menschenreich" noch einmal eindrucksvoll untermauerte), dass auch Liebe, Fürsorglichkeit, Kooperationsbereitschaft, Altruismus und Sanftmut evolutionär erfolgreiche Strategien sind.
Halten wir fest: Das Weltbild der Nazis war weder "humanistisch" noch "evolutionär", wenn man diese Begriffe in einer halbwegs seriösen Weise gebraucht. Harari hätte dies selbst leicht erkennen können, wenn er darauf eingegangen wäre, was der seit Jahrzehnten in die internationale Debatte eingeführte Begriff "evolutionärer Humanismus" tatsächlich bedeutet. Aber eben dies ist das Befremdliche an Hararis Büchern: Obwohl das Konzept des evolutionären Humanismus als zusätzliche Bedrohungskulisse eine wichtige Rolle in seinen Büchern spielt, erwähnt er nirgends auch nur mit einer Silbe, dass dieser Begriff Mitte des 20. Jahrhunderts von dem bedeutenden Evolutionsbiologen und ersten Generaldirektor der UNESCO, Julian Huxley, geprägt wurde.
Was der Begriff "evolutionärer Humanismus" tatsächlich bedeutet
Huxley ging es nach den Gräueln des 2. Weltkriegs, des Nazismus und Stalinismus darum, mit dem evolutionären Humanismus ein traditionsübergreifendes, offenes Rahmenmodell (nicht zuletzt auch für die UN-Organisationen) zu entwickeln, das alte humanistische Werte mit modernen wissenschaftlichen Erkenntnissen in Einklang bringt. Dabei verband Huxleys Konzept die Prinzipien der Freiheit (nach Harari ein Exklusivgut des "liberalen Humanismus") mit den Prinzipien der Gleichheit (nach Harari das Alleinstellungsmerkmal des "sozialistischen Humanismus") und es berücksichtigte natürlich auch in besonderem Maße die Erkenntnisse der Evolutionsbiologie. "Evolutionär" war dieser "neue Humanismus" allerdings noch in einer anderen bedeutsamen Hinsicht: Denn Huxley wusste als erfahrener Forscher, dass wissenschaftliche Erkenntnisse stets fehleranfällig und somit korrekturbedürftig sind und dass auch ethisch-politische Normen einem historischen Entwicklungsprozess unterliegen. Hieraus leitete Huxley ab, dass der evolutionäre Humanismus sich selbst evolutionär weiterentwickeln müsse und somit absolute Autoritäten wie unveränderliche Dogmen mit allergrößter Entschiedenheit abzulehnen sind – ein schärferer Kontrast zur radikal-autoritären, dogmatisch erstarrten Ideologie des "Tausendjährigen Reichs" ist kaum denkbar.
Ist es wirklich möglich, dass Yuval Noah Harari bei der Niederschrift seiner Bücher keine Ahnung davon hatte, dass der Begriff "evolutionärer Humanismus" etwas komplett anderes bedeutet als das, was er seinen Leserinnen und Lesern unter diesem Stichwort verkaufte? Ich habe diesbezüglich arge Zweifel. Immerhin findet man auch im englischsprachigen Wikipedia einen Eintrag zum "Evolutionären Humanismus", der selbstverständlich nicht auf die Nazis, sondern auf Julian Huxley verweist. Zudem gibt es in "Homo deus" eine Stelle (S.349), welche die Interpretation naheliegt, dass Harari sehr wohl wusste, wie leicht sich sein Verständnis von "evolutionärem Humanismus" zerpflücken lässt. Allerdings macht diese Passage seine haarsträubende Interpretation keineswegs erträglicher, sondern setzt ihr die Krone auf. Harari schreibt nämlich: "Es sei allerdings erinnert, dass Hitler und die Nationalsozialisten nur eine Extremform des evolutionären Humanismus darstellen. (…) Nicht alle evolutionären Humanisten sind Rassisten, und nicht jeder Glaube an das weitere Entwicklungspotential der Menschheit führt zwangsläufig in den Polizeistaat und zu Konzentrationslagern."
Mir stockte der Atem, als ich diese Passage las. Was soll man dazu noch sagen? Selbstverständlich war der Nationalsozialismus keine "Extremform des evolutionären Humanismus", sondern eine "Extremform des antievolutionären Antihumanismus". Die Nazis dachten, wie gesagt, weder humanistisch noch evolutionär, sondern antihumanistisch und totalitär. Und selbstverständlich – es ist peinlich, dies überhaupt betonen zu müssen – können "Rassisten" per definitionem niemals "Humanisten" sein, da sie die fundamentale Basis jedes ernstgemeinten Humanismus, nämlich die Idee der einen Menschheit, in der jedes einzelne Individuum zählt, missachten! Mehr noch – und dies zeigt, wie grotesk Harari die Tatsachen verdreht hat: Es war gerade der Begründer des evolutionären Humanismus, Julian Huxley, der dem Rassismus jegliche Grundlagen entzog, indem er 1935 in einem viel diskutierten Aufsatz (enthalten in dem Buch "We Europeans: A Survey on Racial Problems") darlegte, dass die geno- und phänotypischen Unterschiede unter den Menschen viel zu gering sind, um im wissenschaftlichen Sinne von "menschlichen Rassen" sprechen zu können. Das Konzept der "Rasse", so Huxley 1935, sei nur ein "sozialer Mythos", keine wissenschaftliche Kategorie. Und so sorgte er dafür, dass der Begriff der "Rasse" zunächst in der wissenschaftlichen Debatte fallen gelassen und später auch auf politischer (UN-) Ebene durch den von ihm geprägten Begriff der "ethnischen Gruppe" ersetzt wurde (siehe u.a. das UNESCO-Statement "The Race Question" von 1950).
Die Folgen der Hararischen Begriffsverwirrung
Wie gesagt: Ich weiß nicht, ob Harari so unwissend oder ob er so manipulativ war, dass er diese leicht überprüfbaren Tatsachen in ihr Gegenteil verkehrte. Fakt ist jedoch, dass es für ihn einige dramaturgische Vorteile mit sich brachte, den evolutionären Humanismus kontrafaktisch mit Hitler und den sozialistischen Humanismus kontrafaktisch mit Stalin zu verbinden. Denn ohne diesen Kniff hätte die Geschichte, die Harari seinen Leserinnen und Lesern verkaufen wollte, nämlich die Geschichte vom nahenden Untergang des Humanismus, gar nicht funktioniert. Warum? Weil Harari nach dieser Diskreditierung des evolutionären und des sozialistischen Humanismus sämtliche Argumente ausblenden konnte, die aus diesen Traditionen stammen. Übrig blieb stattdessen der "liberale Humanismus", den Harari (seiner eigenen Logik folgend, tatsächlich aber grob verfälschend) als eine a) anti-egalitäre (gegen das "sozialistisch-humanistische" Gleichheitsideal gerichtete) sowie b) naiv-idealistische (gegen das "evolutionär-humanistische" Wissenschaftsprinzip verstoßende) Ideologie darstellte.
Laut Harari müssen liberale Humanisten an einen gottgleich über den neuronalen Zuständen schwebenden, unabhängig von natürlichen Ursachen funktionierenden "freien Willen" glauben, da andernfalls ihr Glaube an "die Freiheit" in sich zusammenbrechen würde. Akzeptiert man diese Unterstellung, ist es natürlich ein Leichtes zu beweisen, dass ein solcher "liberaler Humanismus" gegen fundamentale Erkenntnisse der Biowissenschaften verstößt und in einem Zeitalter, in dem uns digitale Algorithmen die Regelhaftigkeit unseres Verhaltens immer deutlicher vor Augen führen, dem Untergang geweiht ist (das Hauptthema von "Homo Deus"). Aber: Ist es denn überhaupt wahr, dass der politische Liberalismus mit einem Glauben an das idealistische Konstrukt der Willensfreiheit einhergehen muss?
Auch hier lautet die Antwort: Nein! Dass Hararis Argumentation auf den ersten Blick überzeugend erscheinen mag, liegt daran, dass der Begriff der "politischen Handlungsfreiheit" leicht mit dem Begriff der "Willensfreiheit" verwechselt werden kann. Tatsächlich aber geht es im politischen Liberalismus keineswegs um die philosophische Frage, ob Menschen unabhängig von natürlichen Ursachen in einem spezifischen Moment ihres Lebens auch das exakte Gegenteil von dem wollen könnten, was sie tatsächlich wollen (Konzept der Willensfreiheit im Sinne des sogenannten "Prinzips der alternativen Möglichkeiten"), es geht vielmehr um die gesellschaftspolitische Frage, ob Menschen unter bestimmten sozialen Verhältnissen die Freiheit haben, tun zu können, was sie wollen (Gewährleistung von individuellen Handlungsfreiheiten).
In beiden Fällen taucht zwar das Wort "Freiheit" auf, nur hat das eine mit dem anderen nichts zu tun! Mehr noch: Es lässt sich (wie ich es in meinem Buch "Jenseits von Gut und Böse" getan habe) zeigen, dass einige der konsequentesten Gegner der Willensfreiheitsthese zugleich entschiedenste Vorkämpfer für politische Freiheiten waren – und umgekehrt: dass einige der enthusiastischsten Verfechter der Willensfreiheitsthese fanatisch für diktatorische Verhältnisse stritten. Auch wenn dies Harari-Anhänger arg verwirren mag, es entspricht nun einmal den historischen Tatsachen: Die wohl brutalsten Feinde der Freiheit und des liberalen Humanismus, nämlich die Nationalsozialisten, waren bedingungslos von der "Freiheit des Willens" überzeugt, da dies die idealistische Grundlage ihres strengen "Schuld-und-Sühne-Strafrechts" und ihrer "heroischen Stellungnahme zum Leben" war (so Roland Freisler in seiner Begründung zum Entwurf des nazistischen Strafrechts), während liberale Rechtsgelehrte wie Gustav Radbruch oder Fritz Bauer, die für größere Freiheit und eine weitreichende Humanisierung des Rechtssystems eintraten, die "unwissenschaftliche Hypothese" der Willensfreiheit verwarfen und stattdessen die mannigfaltigen sozialen und kulturellen Ursachen ins Bewusstsein rückten, die zu kriminellen Verhaltensweisen führen.
Die Fiktion eines "humanistischen Religionskrieges"
Hararis Freiheitsbegriff ist aber nicht nur deshalb obskur, weil er die unterschiedlichen Kategorien der Handlungsfreiheit und der Willensfreiheit unzulässig miteinander vermischt, sondern auch, weil er das Prinzip der Freiheit in einen radikalen Widerspruch zum Prinzip der Gleichheit setzt. Dies ist in politisch-ideologisch aufgeladenen Debatten zwar eine beliebte Denkfigur, aber mit einer soliden philosophischen und demokratietheoretischen Betrachtungsweise kaum in Einklang zu bringen. Diese verdeutlicht nämlich, dass Freiheit und Gleichheit nur als Einheit zu denken sind, ja, dass jeder Schritt in Richtung Gleichberechtigung der Menschen (verstanden als Herstellung von Chancengerechtigkeit – nicht als inhumane Gleichmacherei der Individuen!) zugleich auch ein Schritt in Richtung größerer Freiheit ist (vgl. hierzu mein Buch "Die Grenzen der Toleranz – Warum wir die offene Gesellschaft verteidigen müssen, S. 122ff.).
Aus diesem Grund ist es natürlich überhaupt kein Widerspruch, sondern vielmehr logisch stringent, für einen an der Freiheit und der Gleichberechtigung aller Menschen orientierten evolutionären Humanismus einzutreten. Damit fallen die Gegensätze weg, die Harari seiner Konstruktion der vermeintlichen "humanistischen Sekten" zugrunde gelegt hat – und es wird noch offenkundiger, wie grotesk Hararis Darstellung der Konflikte des 20. Jahrhunderts ist. Denn Harari möchte uns doch allen Ernstes die Botschaft verkaufen ("Homo Deus", S. 254ff.), dass sowohl der 2. Weltkrieg als auch der Ost-West-Konflikt Folgen eines großen "humanistischen Religionskrieges" waren, der seit dem vermeintlichen "Schisma des Humanismus" zwischen den verfeindeten "Sekten" des liberalen, sozialistischen und des evolutionären Humanismus tobt.
Man muss sich vergegenwärtigen, was dies bedeutet: Harari zufolge waren der Holocaust, die stalinistischen "Säuberungsaktionen" und auch die unzähligen Hungertoten der "Dritten Welt" darauf zurückzuführen, dass im 20. Jahrhundert leider zu viele "Humanisten" an der Macht waren, die sich als Vertreter unterschiedlicher "humanistischer Sekten" gegenseitig bekämpften! Sicher: Wenn man voraussetzt, dass Adolf Hitler, der sich als Werkzeug der "göttlichen Vorsehung" verstand, ein "Humanist" war, dass Josef Stalin, der als "Prophet des dialektischen Materialismus" Andersdenkende in unfassbarem Umfang abschlachten ließ, ein "Humanist" war, dass Ronald Reagan, der sich von evangelikalen Predigern einflüstern ließ, welche Politik "God’s own Country" benötige, ein "Humanist" war – dann kann man der Erzählung folgen, dass im 20. Jahrhundert ein "humanistischer Religionskrieg" mit Millionen von Opfern stattgefunden hat. Man kann es aber auch sein lassen und sich stattdessen seines eigenen Verstandes bedienen, ohne in die ideologische Denkfallen zu tappen, die Harari in seinen Büchern aufgestellt hat.
Quellenbelege zu diesem Text finden sich in dem Buch des Autors "Hoffnung Mensch – Eine bessere Welt ist möglich" (Piper 2014 ), das ein ähnliches Themenspektrum behandelt wie Hararis "Eine kurze Geschichte der Menschheit", sich aber in der Qualität der Argumentation deutlich von diesem unterscheidet.
67 Kommentare
Kommentare
Hans Trutnau am Permanenter Link
Sauber seziert.
Jetzt nicht mehr; kommt mir nicht in die Finger.
Heiko am Permanenter Link
Um es zu widerlegen, muss man es wohl gelesen haben. Und um zu beurteilen, dass dies eine saubere Sezierung ist. Ich lege mir jedenfalls einen Ausdruck hiervon ins Harari-Buch.
Hans Trutnau am Permanenter Link
Nö, man muss nicht *alles* gelesen haben; schaffte ja auch niemand.
In diesem Fall reichen mir ein paar wenige, aussagekräftige Rezensionen aus kritischem Blickwinkel.
Markus Schiele am Permanenter Link
Ich hatte mich schon gewundert, wie lange die Reaktion der gbs auf Hararis seltsames Humanismuskonzept auf sich warten lassen würde. Hier ist sie nun: fulminant und profund!
Andreas Leber am Permanenter Link
Ich kannte Harari nicht.
Siegfried Kleinert am Permanenter Link
Hervorragend, wie gewöhnlich! Danke!
Thomas Sebesta am Permanenter Link
Klare Worte, unmissverständlich. Danke Michael - ich bin froh, dass du dich hast überwinden können ...
Robert am Permanenter Link
Wie kann ein "Historiker" solchen Mist verkaufen? Und schlimmer noch: wie ist es möglich dass diese Bücher zu Bestsellern werden? Wir leben anscheinend wirklich in einer Epoche von alternativen Fakten.
Ott, Karlheinz am Permanenter Link
es ist die ewige Wiederkehr der Idiotie
Volker Dittmar am Permanenter Link
Die Verwendung des Begriffs "Humanismus" bei Harari ist ein linguistischer Trick, mit der Absicht, Verwirrung zu stiften und damit den Humanismus zu diskreditieren.
Ich würde mich als rational-liberalen evolutionären Humanisten bezeichnen. Ich sehe nicht, wo es logische Brüche oder Widersprüche zwischen "liberal" und "evolutionär" gibt - auch der Liberalismus bedarf der Entwicklung. Es gibt allenfalls ein Spannungsverhältnis zwischen einem sozialistischen Humanismus, bei dem das Kollektiv eine größere Rolle spielt als das Individuum.
Problematisch ist der Begriff der "Gleichheit". In kollektivistischen Ideologien geht es um die Unterschiedslosigkeit der Individuen - Sozialismus und Nationalsozialismus wollen einen einheitlichen Menschen. Aber Menschen sind nicht nur gleich, sie sind auf bestimmten Gebieten auch ungleich. Die Ungleichheit verläuft aber nicht an Rassengrenzen, die absolut willkürlich gewählt sind, und sie ist nicht so gravierend, dass sie prinzipiell einer Chancengleichheit im Wege steht. Es geht um gleiche Rechte und gleiche Chancen für Individuen - das ist klassischer politischer Liberalismus.
Gerade weil wir nicht alle vollkommen gleich sind, brauchen wir gleiche Rechte, gleiche Verwirkungsmöglichkeiten, eine für alle gleiche politische Basis! Aus dem SEIN folgt kein SOLLEN - das war einer der Irrtümer der Marxisten wie der Nationalsozialisten, die zudem das SEIN (Natur der Menschen) falsch einschätzten.
Als evolutionärer Humanist bezeichne ich mich, weil zwar aus dem SEIN kein SOLLEN folgt, aber das SEIN durchaus einen Einfluss hat. Und die Erkenntnis darüber ist abhängig vom aktuellen wissenschaftlichen Stand, kann sich ändern, und damit muss ich meine Ansichten auch anpassen. Alles andere ist dogmatisch. Als Humanist stellt man den Menschen in das Zentrum der Überlegungen, und zwar den individuellen Menschen, nicht teils künstlich gebildete (Rassen oder Klassen), teils organisch gewachsene Kollektive (Nationen oder Ethnien).
Ein undogmatischer, rationaler Liberaler kann also nicht anders als evolutionär zu denken - alles andere wäre ein Widerspruch in sich. "Rational" und "evolutionär" ist in dieser Hinsicht redundant, mir ist es also gleich, ob ich mich als rationalen oder evolutionären Liberalen bezeichne oder so bezeichnet werde - obwohl um einzelne Inhalte immer gestritten werden muss.
Sozialisten wie Nationalsozialisten - und neuerdings Genderisten - leiten aus ihrem oft falschen Verständnis der menschlichen Natur ab, wie die Kultur zu sein hat. Bei den Sozialisten will man die Kultur dazu benutzen, alle Menschen gleich zu machen, bei den Nationalsozialisten ebenso, aber anhand von rassistisch geprägten Grenzen. Das geht nur, wenn die Kultur über die Natur des Menschen dominiert, was nur in Grenzen möglich ist, und bei dem die Rechte des Individuums missachtet werden. Es ist nur autoritär von oben herab zu verwirklichen.
Bei dem Teil der Genderisten, die biologische Gegebenheiten leugnen, sieht es ähnlich aus, hier sollen sogar die Geschlechter durch Erziehung gleichgeschaltet werden. Es gibt aber einen Widerspruch zwischen Gleichstellung und Gleichberechtigung: Eine Gleichstellung nimmt abweichend agierenden Individuen die Rechte, eine Gleichberechtigung führt dazu, dass nicht alle gleich gestellt sein werden. Man muss diese Spannung zur Kenntnis nehmen und sich entscheiden. Hier gibt es eher aktuell eine Auseinandersetzung innerhalb des Humanismus, der ausgetragen werden muss.
Man muss dem Buch von Harari auch das Buch von Pinker ("Eine neue Geschichte der Menschheit") entgegenhalten: Laut Pinker ist der Humanismus einer der Faktoren, der (neben dem Zentralstaat, der Demokratie und dem Freihandel) zum Frieden unter den Menschen beiträgt.
Zentral für den Humanismus ist immer noch die Bildung - der Humanismus hat ursprünglich als reine Bildungsbewegung angefangen. Das sollte man nie aus den Augen verlieren.
Und: Es gibt keine Bildung, wenn sich die Begriffe verwirren, etwa über die Bedeutung oder die zentralen Aussagen des Humanismus.
Siegbert am Permanenter Link
Danke! Es freut mich sehr, wieder etwas von Ihnen zu lesen, in der gewohnt hervorragenden analytischen Qualität.
Ich frage mich nur, warum diskreditiert Harari den Humanismus?
Ott, Karlheinz am Permanenter Link
exakt so sehe ich das auch
Danke
Ludwig Lauer am Permanenter Link
Ich kenne beide Bücher und finde (auch als Historiker) v.a. "Eine kurze Geschichte der Menschheit" lesenswert.
Ulrike am Permanenter Link
Ist es nicht korrekt, Humanismus zu definieren, als Zeit, in der Mensch erkennt, seine Geschicke selbst gestalten zu können, statt sie als gottgegeben unveränderlich anzusehen?
Ludwig Lauer am Permanenter Link
Ist korrekt, aber nur ein Teilaspekt, wie in diesem Beitrag dargelegt.
David Benedikt am Permanenter Link
Lieber Herr Schmidt-Salomon,
Sie waren in meinen Jugendjahren eine große Inspiration, die mich gemeinsam mit ihren Kollegen Dawkins etc. stark beeinflusst hat. Das hörte jedoch auf, nachdem ich ihr Buch 'Keine Macht den Dummen' gelesen habe, und verzweifelt die Substanz unter dem Oberflächlichen suchte. Aus der gleichen Manege kommt diese "Analyse" von Hararis Werk. Warum halten sie sich an Definitionsfragen auf, anstatt den Inhalt zu bewerten? Ich selbst bezeichne mich als evolutionären Humanisten im Sinne der gbs, habe aber bei der Lektüre von Hararis Büchern keinen Moment gezögert, seine alternative Definition des Begriffes anzunehmen. Die Gleichungen x^2 + 3 = 0 und x + 5 = 0 würden halt auch nur einem Schimpansen inkonsistent erscheinen - jeder normale Mensch kann über die temporäre Doppelverwendung einer Variable hinwegsehen. Eine darauf basierte Kritik grundlegender Algebra würde ähnlich dämlich erscheinen wie Ihr hier präsentierter Text.
Tun Sie sich einen Gefallen, trinken Sie einen Kamillentee und schreiben Sie mal was konstruktives, anstatt immer nur auf den Verfehlungen anderer rumzureiten.
rainer am Permanenter Link
sehr gute Antwort, der Begriff "Humanismus" ist im Buch (bewusst?) falsch gewählt und es war klar das sich da einige dran reiben würden. Er meint damit ja letzlich nichts anderes als das Autorität bzw.
Florian Nething am Permanenter Link
Vielen Dank für diese passende Antwort an Herr Schmidt-Salomon!!
Horst Groschopp am Permanenter Link
Es ging doch eigentlich nur um eine Literaturempfehlung. Was man lesen soll, um schlauer zu werden über Humanismus.
Marianne Schweizer am Permanenter Link
Ich kenne mich in der humanistischen Szene nicht aus, frage mich aber, ob es das Verständnis von evolutionärem Humanismus erweitert bzw.
Horst Groschopp am Permanenter Link
Es ist tatsächlich so, dass es zu all dem viel Literatur und lange andauernde Debatten gibt, die man nicht immer mal alle gleich Revue passieren lassen kann.
Heiko am Permanenter Link
Ich finde das Buch ist kein Saure-Gurken-Thema. Eher unverständlich, dass es erst jetzt zur Kenntnis genommen wird. Grob gesagt ist die Sicht auf Humanismus universeller und westlicher/amerikanischer.
Horst Groschopp am Permanenter Link
Ich teile Ihre Meinung, dass man/frau sich dieser (anderen) Auffassung von Humanismus ernstlich kritisch widmen sollte.
Heiko am Permanenter Link
Viele Humanismus-Texte kommen mir zu moralisch, kopflastig, vergrätzt und lebensunfreundlich daher. Bei Harari spürt man den Funken Rock`n Roll, den ich mir für Humanismus gedacht hatte
Andreas Gabler am Permanenter Link
Vielen Dank Michael Schmidt-Salomon für die Klarstellung.
Roland Fakler am Permanenter Link
Und die Moral von der Geschicht´: Man lese solchen Blödsinn nicht!
Aber: Warum wurde er vom HPD empfohlen?
Kay Krause am Permanenter Link
Danke für diesen Artikel, lieber Michael Schmidt Salomon. Habe das Buch nicht gelesen und kann es mir auch nach Ihrer detailliert begründeten Rezension ersparen.
Gerfried Pongratz am Permanenter Link
Der Zufall will es, dass ich gerade gestern diese Passagen in "Homo Deus" (das auch hochinteressante Abhandlungen und Überlegungen enthält) gelesen habe und es mir dabei wie MSS ("haarsträubend") e
Eine weitere Bitte an MSS zur Überwindung der "selbstauferlegten Abstinenzregelung" wäre, das neue Buch von Hubertus Mynarek: "Vom wahren Geist der Humanität: Der evolutionäre Naturalismus ist kein Humanismus - Die Giordano-Bruno-Stiftung in der Kritik" einer "Würdigung" zu unterziehen. Für manche darin getroffene Aussagen ist "haarsträubend" noch eine Beschönigung; z.B.: "Die Scharen gläubiger Nichtwisser, die heute der neuen Vaterfigur Franziskus nachlaufen, sind ein Analogat zu den blinden, sich aber für aufgeklärt haltenden Atheisten, die Dawkins oder MSS für einen neuen Propheten halten, ohne deren Publikationen richtig verstanden, oder überhaupt nur richtig gelesen zu haben."
Ingo Eitelbach am Permanenter Link
Mich würde auch die Meinung von MSS zum Mynarek Buch interessieren. Nachdem ich einige Sequenzen daraus gelesen habe, kommt es mir wie eine persönliche Abrechnung vor.
malte am Permanenter Link
Ich habe das Buch nicht gelesen, und Mynarek ist ja allgemein eine ziemlich fragwürdige Figur. Aber was ist an dem zitierten Satz jetzt so "haarsträubend"?
Ulrike am Permanenter Link
Klar, bei einigen Details muss man schlucken.
Marianne Schweizer am Permanenter Link
Ideen können nicht auf dem Pfad der Tugend gehen - nur Menschen. Und bei denen geht es mit den Ideen oft wüst durcheinander.
Ulrike am Permanenter Link
Sicher. Ideen sind menschengemacht wie Harari immer eindrucksvoll betont. Religionen, Menschenrechte, Nationen, Autokonzerne ... Und sie entwickeln sich in vielfältiger Weise.
Ralf Eilers am Permanenter Link
Entschuldigt, wenn ich ein wenig Wasser in den Wein allgemeiner Selbstvergewisserung gieße.
Was Schmidt-Salomon hier Harari vorwirft, "kontrafaktische Begriffsverwirrung", ist nun mal das Prinzip der Philosophie. Es gibt aber keine "Fakten", die zwingend den Begriff "Humanismus" so definieren, wie Schmidt-Salomon es gerne hätte. Harari betreibt Geschichtsphilosophie, und er verwendet Begriffe auf seine eigenen Art uns Weise, und er beschreibt genau, was er jeweils darunter versteht. Er verdreht keine Fakten, beschönigt also zB weder Stalinismus noch Nazismus, und vergißt auch nicht zu erwähnen, daß die Nazis von einem falsche Evolutionsbegriff ausgingen. Mehr kann man nicht erwarten. Es gibt keine objektiven Kriterien, die den Begriff "Humanismus" auf einen bestimmten Inhalt festlegen, und schon gar nicht auf das "Gute und Schöne" oder den "Fortschritt".
Insofern scheint mir die Kritik an Harari verkürzt, in der Summe sogar irreführend, und wesentlich der Versuch, den Begriff der eigenen Weltanschauung vor Herabsetzung zu bewahren. Gibt es bei Nichtreligiösen sowas wie die Verletzung religiöser Gefühle?
Karl-Heinz Büchner am Permanenter Link
Da haben Sie jetzt MSS nicht richtig gelesen. er behauptet nicht, der Begriff "Humanismus" sei philosophisch sauber definiert, der Begriff "Evolutionärer Humanismus" ist es aber.
Warum fällt dieser Klops fast niemandem aus Hararis Millionenpublikum auf?
Weil der Evolutionäre Humanismus nur einer Minderheit etwas sagt.
Volker Dittmar am Permanenter Link
Humanismus ist eine historisch gewachsene Bewegung. Sie fing an als eine Bildungsbewegung, bei der es um die Aneignung des griechisch-römischen Erbes ging.
Bei Harari hat man den Eindruck, dass er Humanismus verkürzt auf eine ahistorische Sichtweise als "der Mensch ist alles und das Maß aller Dinge". Das greift sehr kurz, zu kurz.
Wenn eine existierende Bewegung beschreibt, sollte man diese nicht anhand einiger weniger Aspekte abhandeln, indem man eine eigene Definition bastelt, die einiges aufgreift und vieles weglässt. Man könnte dies, um ein Beispiel zu nennen, mit dem Katholizismus tun und ihn verkürzen auf einen "Kult symbolischen Kannibalismus", um ihn dann über den Vergleich mit dem Kannibalismus in Grund und Boden zu kritisieren. Damit würde man weder den Katholiken nicht der römisch-katholischen Kirche gerecht.
Die Nazis verstanden sich generell als Feinde des Humanismus - von Anfang an. Sie haben aber wenigstens nicht den Fehler gemacht, eine so verkürzte Definition zu verwenden, sonst hätten sie aufgrund der sich ergebenden Parallelen anders gehandelt und nicht als erste Maßnahme alle humanistischen Organisationen verboten. Im Grunde benutzt Harari EINEN Aspekt des Humanismus und benutzt diese als eine Methode, einen Nazivergleich anzustellen.
Es ist wohl kaum zu erwarten, dass diejenigen, die sich als Humanisten bezeichnen, nun ihre eigenen Definitionen wegwerfen und die individuelle Definition eines Einzelnen übernehmen. Um klar zu machen, über welche Inhalte man redet, sollte man Definitionen nicht willkürlich wählen, und vor allem nicht anhand einzelner Aspekte. Und wenn ausgerechnet ein Geschichtswissenschaftler eine so ahistorisch-verkürzte Definition benutzt, kann man wohl davon ausgehen, dass diese aus polemischen Zwecken zur Diskreditierung der Bewegung geschehen ist. Und das kann man sehr wohl kritisieren, ohne sich in Definitionsfragen zu verlieren.
Pino Norte am Permanenter Link
MSS hat mal wieder den Nagel auf den Kopf getroffen, und weit gründlicher, als ich in meiner Amazon-Rezension geschrieben habe: "Der Autor begibt sich auf philosophisches Gebiet und wirkt dort nicht wirklich trit
M. E. ist Harari nicht wirklich inhuman, bringt aber in seinem Kopf durch seine eigenwillige Sicht zu viel durcheinander.
Pavlovic am Permanenter Link
Was mich ganz nachdenklich macht, ist die Energie mit der Harari Nebelkerzen produziert hat und wie diese anscheinend zünden konnten, wer kauft denn Bücher die so einen geistigen Stuss fabrizieren?
Harald Freunbichler am Permanenter Link
Wenn auch ein Bruchteil der Zitate richtig ist - wovon ich ausgehe - dann verstehe ich nicht, wie man solchen Schwurbel als empfehlenswert erachten kann.
Harald Stücker am Permanenter Link
Meine etwas längere Verteidigung der Bücher Hararis hier: http://de.richarddawkins.net/articles/humanismus-ist-nur-ein-wort
Karl-Heinz Büchner am Permanenter Link
Ich denke, es war Wittgenstein, der einmal sagte: Jede Menge unnützer Diskussionen hätten nie geführt werden müssen, wenn sich die Diskutanten a priori über die Begriffsdefinitionen einig gewesen wären.
Roland Fakler am Permanenter Link
Die „Alten Griechen“ waren ja auch Demokraten, aber nicht im heutigen Sinne. Sklaven und Frauen zählten damals nicht. Heute darf ein Humanist kein Rassist sein, sonst ist er kein reinrassiger Humanist.
little Louis am Permanenter Link
Zu:
"Harari kümmert das nicht, er definiert nach Philosophenart jeden Begriff so, wie es ihm gefällt. Und dann ist Protest natürlich vorprogrammiert.(Zitatende)
Deswegen hat K.R. Popper davor gewarnt, sich allzusehr(!) mit Definitionsfragen abzugeben.Er hat "diese Philosophen - UN- art" ausfühlich kritisiert.
(Weiß nicht mehr, wieoft ich diesen Satz schon in Kommentaren geschrieben habe.)
Karl-Heinz Büchner am Permanenter Link
Das Problem ist, bei den Philosophen bedeutet "Definition" etwas völlig anderes als bei den Naturwissenschaftlern.
little Louis am Permanenter Link
Danke für den Hinweis. Werde bei Gelegenheit mal wieder nachlesen.
Marianne Schweizer am Permanenter Link
Ich finde sowohl die Kritik von MSS als auch Ihre Verteidigung der Bücher Hararis interessant. Eine endgültige Meinung habe ich mir noch nicht gebildet, weil ich die Bücher (noch) nicht gelesen habe.
Wie Sie darlegen, ist laut Harari der Humanismus - anders als das Christentum - bereit, seine Überzeugung vom Wert jedes Individuums, den es irgendwie in sich trage, wissenschaftlich überprüfen zu lassen. Ob die Überzeugung vom Wert jedes Individuums berechtigt ist, kann aber nicht wissenschaftlich überprüft werden. Überprüft werden kann das Vorhandensein von Eigenschaften, die für wertvoll gehalten werden, aber nicht, ob diese Eigenschaften an sich wertvoll sind. Werte sind nicht wahrheitsfähig. (Das wird jedenfalls auch von „humanistischen“ Philosophen wie z.B. Popper, Hume und Spinoza so gesehen).
Und hier zeigt sich auch die Fragwürdigkeit der Zuordnung des Humanismus zu den Religionen durch Harari. Man kann ihm zwar darin zustimmen, dass es keinen wesentlichen Unterschied macht, ob Werte generierende Narrative von Göttern handeln oder nicht, etwa wenn man an den Kommunismus denkt, in dem man eine Art von säkularisiertem Christentum sehen kann. Aber es macht einen wesentlichen Unterschied, ob man meint, im Besitz objektiver Werte zu sein oder nicht. Im Humanismus - so wie ich ihn verstehe – werden Werte weder geglaubt noch vermeintlich erkannt, vielmehr sind sie Gegenstand bewusster Entscheidungen. Das bewahrt u.a. vor jeder Art von Totalitarismus.
Harald Stücker am Permanenter Link
Vielen Dank für die Antwort auf meinen Kommentar.
Am deutlichsten zeigte sich diese Dynamik wohl in der Singer-Debatte. Während Religiöse ein klares Kriterium haben, muss die naturalistische Ethik Kriterien angeben, die erfüllt sein müssen, um einem Menschen Personenstatus zuzusprechen. Da diese per definitionem nicht mehr transzendental garantiert sein können, sind sie offen für Kritik und anfällig für wissenschaftliche Erkenntnisse.
Der Reflex, neue Erkenntnisse über den Menschen abzuwehren, weil sie unserem Bild vom Menschen und dem moralischen Status, den wir uns selbst geben wollen, gefährlich werden können, liegt natürlich auch der Ablehnung der evolutionären Psychologie zugrunde.
Ulrike Dahmen am Permanenter Link
Liebe Marianne,
diesem Deinem Kommentar stimme ich voll und ganz zu!!
Linus am Permanenter Link
Lesenswerte Auseinandersetzung mit den beiden Büchern.
Ich bin froh das solche seltsamen Ansichten nicht unkommentiert bleiben.
Andreas Koch am Permanenter Link
Sehr sauber erarbeitete Kritik an Hararis völlig schräger Auslegung des evolutionären Humanismus. Vielleicht verdeutlicht dieser Artikel den Unterschied im Denken einen neuzeitlichen Philosophen vs Historikers.
sherfolder am Permanenter Link
M.S.Salomon: "Wer nicht Mitglied einer Religionsgemeinschaft war, wurde von den Nazis in der amtlichen Kategorie "Gottgläubiger" geführt, denn "Atheismus" galt als Ausdruck einer "kulturz
So viele falsche Behauptungen in nur einem Satz ... .
Schmidt Salomon weiß hoffentlich, dass Menschen auch dann an Gott glauben können, wenn sie nicht Mitglied einer Religionsgemeinschaft, also konfessionslos sind.
Das war auch den Nazis bekannt und sie haben jene, die aus den Kirchen ausgetreten waren, aber angaben, weiterhin an Gott zu glauben (!), als "Gottgläubige" kategorisiert.
Sie haben diesen Begriff nicht gleichgesetzt mit Atheismus.
Wirrerweise setzt MSS jedoch plötzlich "gottgläubig" und "atheistisch" in eins, wenn er in der Begründung für die Verwendung der Kategorie "Gottgläubiger"schreibt: "denn Atheismus galt als Ausdruck ..." .
Nein, gottgläubig galt unter den Nazis nicht als Synonym für Atheismus.
Für Atheisten gab es die Bezeichnung: "nicht-religiös" - siehe die Volkszählung von 1939: 54% Protestanten, 40% Katholiken, 3,5% Gottgläubige, und 1,5% nicht-religiöse.
rainer am Permanenter Link
Habe Homo deus gelesen und auch ich habe mich zunächst über die eigenwillige Definition des Begriffes "Humanismus" gewundert.
Aber auch dieser Humanismus ist letztlich nur Ideologie und im Grunde verlogen, da er radikal das Wohl des Menschen über alles andere stellt. Nicht weil es logisch wäre, sondern weil es (bisher) keine andere Spezies gibt die etwas dagegen unternehmen könnte. Zu Recht thematisiert er das Milliardenfache Tierleid das die Menschheit aus egoistischen Gründen mehr oder weniger Schulterzuckend hinnimmt, ebenso zu Recht werden Parallelen zum Holocaust gezogen. Vermutlich werden zukünftige intelligente Wesenheiten insofern sie soetwas wie Empathie besitzen mit Grauen auf unsere Rasse und die Greuel die sie sich selbst und anderen empfindungsfähigen Wesen angetan haben, zurückblicken. Man möge ihm seine falschen Definitionen und Begriffswirrwarr verzeihen, das Buch ist trotzdem lesenswert, insbesondere der Ausblick auf die Zukunft. Die Evolution geht weiter, sie ist mit dem Menschen nicht zu Ende, die schon jetzt immer leistungsfähigeren KI System halten uns gnadenlos den Spiegel vor. Wir sind nicht so einzigartig wie wir denken.
Ich bin mir sicher das Harari in sehr großen Maßstäben (zeitlich, physikalisch, technologisch) denkt, das Begriffsgewurschtel möge man ihm verzeihen.
sherfolder am Permanenter Link
"Vermutlich werden zukünftige intelligente Wesenheiten insofern sie soetwas wie Empathie besitzen mit Grauen auf unsere Rasse und die Greuel die sie sich selbst und anderen empfindungsfähigen Wesen angetan haben,
Diese intelligenten Wesenheiten sollten dann aber mit Grauen nicht nur auf unsere Spezies, sondern auf das gesamte Tierreich mit "Gräuel" zurückblicken, denn empfindungsfähigen Wesen etwas "anzutun" ist nun wahrlich kein Alleinstellungsmerkmal des Menschen.
rainer am Permanenter Link
Der Vergleich hinkt, da der Mensch im Gegensatz zum Tier die Wahl hat.
sherfolder am Permanenter Link
Immer wenn der Mensch seinesgleichen oder den Tieren in der Vergangenheit etwas "angetan hat", dann geschah dies deshalb, weil er zum Zeitpunkt seines Handelns eben keine Wahl, iS.
aksesreit am Permanenter Link
Klingt nach dem immergleichen Argument, sich selbst und die Menschheit von irgendwelcher Verantwortung freizusprechen. Ob es wirklich so einfach ist?
Jedenfalls scheint mir es zu billig zu behaupten, wir hätten keine Wahl des Auch-anders-handeln-Könnens.
Matthias Urlichs am Permanenter Link
Ich bin mir nicht sicher, ob es da überhaupt ein Begriffsgewurschtel gibt. Harari definiert Begriffe wie "Religion" und "Humanismus" ausdrücklich in seinem Sinne neu.
Man kann jetzt zwar hergehen und ihn dafür kritisieren, dass er damit etwas Anderes meint als alle Anderen, die den Begriff "Humanismus" verwenden, aber das ist nun wirklich kein Alleinstellungsmerkmal. Versucht mal Derrida zu lesen und dessen Begrifflichkeiten mit den Alltagsbedeutungen seiner Worte zu interpretieren, da erleidet man noch viel schlimmeren Schiffbruch als hier.
little Louis am Permanenter Link
Nr.1
Damit sind die Frontlinien also klar:
Im gegenwärtigen israelischen Mainstream- Staatsinteresse propagandistisch zu bekämpfen sind ANTI- Theisten besonders der "linkeren" bzw kapitalkritischen Spielart.
Problematisch und hinderlich ist allerdings, wenn diese sich "Humanisten" nennen. Denn dieser Begriff ist vermutlich weltweit unter Intellektuellen überwiegend positiv konnotiert.
Also sagt der Propagandist: Humanisten könnenn auch Faschisten bzw. Nazis sein.
Dass ist sehr geschickt, denn viele Linksliberale trauen sich nicht,jemandem zu widersprechen ,der sich ANTI- faschistisch gibt. Zudem kann man mit dem Hinweis auf historische Nazis auch gut davon ablenken, dass die eigene Staatsideologie zumindest in Teilen auf einem völkischen Nationalismus beruht.
Und schon ist das wochenlange Rätselraten hier ob der Motive der merkwürdigen Einlassungen eines großen jungen Philosophen auf recht einfache Weise gelöst.
Aber halt: Einfache Wahrheiten sind ja neuerdings Falschnachrichten. Zumindest dann, wenn sie aus dem gegnerischen Lager stammen. Und Theorien, die mir gefährlich werden könnten, sind ja psychopathologische V- Spinnereien. Aber macht nichts . Habs ja eingangs schon zugeggeben.
Das alles weiß vermutlich auch der(ja wie denn jetzt genau-) humanistische Harari- Kritiker Schmidt Salomon, hat es aber (wieder einmal) nicht so ganz direkt zu sagen gewagt. Und das alles bildet auch den Hintergrund für so manche Kontroverse bezüglich des "wahren " Humanismus auf diesem Portal. (Von ungehemmt marktmarliberal/ wirtschaftsliberal über marktkonform linksliberal bis zu antiglobalistisch kapitalismuskritisch rechtskonservativ oder antiglobalist- kapitalismuskritisch (demokratisch-) linkssozialistisch.
Mag auch sein ,dass ich mit meiner Einschätzung Hararis völlig oder teilweise falsch liege. In diesem Fall bin ich dankbar für vernünftige Korrekturen. Ob im Stil sachlich oder hämisch- ironisch ist mir egal. Hauptsache Fehler erkannt und Fehler benannt.
Trotzdem Dank dem wahren Philosophen Michael Schmidt- Salomon. Seine präzise Analyse ( in den gbs- Nachrichten -letter) hat mich leider erst jetzt, aufmerksam gemacht,da mich das hpd -portal zeitweise schon etwas langweilt und ich mich lieber auf Portale begebe, wo nicht nur ähnlich Interessierte ziemlich nett zueinander sind. (-:
Nr.2
Noch eine Anmerkung zu MSS und dem "Rasssismus -Problem":
Für Humanisten sollte es unerheblich sein, ob es jetzt menschliche Rassen (im biologischen Sinn wirklich gibt oder nicht. Denn selbst wenn Menschengruppen anderen Menschengruppen in welchem Sinn auch immer "überlegen" oder unterlegen wären, hätte "der Humanismus" dieselbe bzw. eine noch größere Aufgabe bzw. Existenzberechtigung.
Wir behaupten ja auch nicht, es gäbe keine körperlichen oder geistigen Behinderungen mehr, wenn wir zukünftig auf diese Begriffe verzichten. Zu viel (!) politische Korrektheit um "rassisch" versus "ethnisch" wirkt lächerlich und lenkt nur Wasser auf die Propagandamühlen der Rechtskonservativen und der völkisch- ultrarechten Antihumanisten
Es grüßt
little Louis
(Ein halt irgendwie " liberalsozialistischer " Menschenfreund, dem es auch wehtut, wenn Tiere leiden. Denn die sind dann irgendwie auch nur Menschen. Er hielt sich früher mal für linksliberal, hat dieses Etikett aber aufgrund neuerer Erkenntnisse abgelegt. Und ist jetzt, zumindest was Politik betrifft mehr links. Er erschrickt bei diesem Label wegen der Nachwirkungen der Kalte Krieg- Propaganda aber noch manchmal. Das heißt aber, er hat dazugelernt.
Andreas Koch am Permanenter Link
Ich bin gespannt, wie Harari auf diese hoffentlich auch in English übersetzte und an ihn gerichtete Kritik reagieren wird. Seine Reaktion wird aufzeigen, inwieweit Historie als Wissenschaft zu bezeichnen sind.
Suat Kizilkan am Permanenter Link
Eine (fast) gelungenere Sezierung. Harari ist kein böser Mensch, der die Ziele des Humanismus verdammt, sondern will aufzeigen, wohin das Vorhaben der Humanisten führen kann oder bereits geführt hat.
H.Tschersich am Permanenter Link
Das Buch lässt sich flüssig lesen, was mir sonst bei Sachbüchern schwer fällt. Was mir besornders auffiel, vieles wird mit Religion verknüpft, sogar der Kapitalismus und Imperialismus. Viele Themen werden angerissen.
cer am Permanenter Link
Danke für die Kritik, danke auch für die Kommentare, die diese Kritik gleich wieder relativieren.
Frank am Permanenter Link
"Humanismus" ist doch nichts weiter als ein Begriff, ein Konzept, eine Neuronenverbindung im Gehirn einiger weniger Menschen, mit Hilfe der Sprache ausgedrückt, geformt durch Gedanken, um etwas zu katalogisi
Tillmann am Permanenter Link
Für mich nur eine Frage von Begriffen.
Martijn Maat am Permanenter Link
Die Evolutionstheorie besagt, dass das stärkere (anpassungsfähigere etc.) Lebewesen sich durchsetzt. Die Nazis meinten, die arische Rasse sei anderen überlegen und würde sich gemäß der Evolutionstheorie durchsetzen.
Den Zusammenhang herzustellen zwischen dem Nationalsozialismus und dem Humanismus - Ich kann schon verstehen, dass sich da manche echauffieren! Ich persönlich fand die Hinleitung zur Einteilung des Humanismus in die 3 Richtungen Nationalsozialismus, Kommunismus und Liberalismus recht interessant zu lesen, ich nehme das aber auch nicht so bier-ernst (manche mögen das anders sehen)!
Herr Schmidt-Salomon, ich habe Ihre Kritik am Humanismuskonzept von Harari interessiert gelesen und finde, sie hat ihre Daseinsberechtigung. Lediglich den Punkt mit der Evolution möchte ich gern anbringen. Und es schwingt für mich eine latente Aggression mit in Ihren Ausführungen. Das ist bei Harari genau das Gegenteil, jedenfalls in der englischen Ausgabe. Ich fand es sehr angenehm zu lesen, es ist sachlich geschrieben und beinhaltet schöne Formulierungen und schafft interessante Zusammenhänge zwischen den einzelnen Entwicklungen der Menschheitsgeschichte (SAPIENS) bis in die Zukunft (HOMO DEUS).
MFKoeck am Permanenter Link
Die obige Kritik mag profund sein in Hinblick auf gängige Definitionen von „Humanismus“, sie verkennt aber meines Erachtens die Pointe von „Homo Deus“: Harari suggeriert konsequent, wenn auch nicht explizit, eine Nach
Ulrike am Permanenter Link
Inzwischen kostengünstig bei der bpb
bpb.de/shop/buecher/schriftenreihe/261643/homo-deus