Die FDP in Bayern hat auf ihrem 82. Landesparteitag Mitte November einen interessanten Beschluss gefasst. Darin fordert die Partei die rechtliche Gleichbehandlung aller Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften sowie die Abschaffung aller Privilegien für die Kirchen.
Mit den "Regensburger Freiheitsthesen" will die FDP-Landtagsfraktion in Bayern die Trennung von Kirche und Staat auf den Weg bringen. "Die Zeit ist reif", sagte deren kirchenpolitischer Sprecher Matthias Fischbach dazu gegenüber der Mittelbayerischen Zeitung. In den "Freiheitsthesen" wird CSU-Chef und Ministerpräsident Markus Söder unter anderem aufgefordert, den sogenannten "Kreuzerlass" zurückzunehmen, nach dem in allen öffentlichen Gebäuden ein Kruzifix zu hängen hat.
Der Beschluss der FDP-Fraktion trägt den Titel "Trennung von Kirche und Staat endlich konsequent umsetzen". Darin fordert die FDP Bayern die rechtliche Gleichbehandlung aller Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften. "Leitbild einer modernen Religionspolitik sollte ein Staat sein, der alle Religionen, die von seinen Bürgern praktiziert werden, toleriert, akzeptiert und respektiert, aber keine Religionen bevorzugt. Alle Bürgerinnen und Bürger, ob gläubig oder nicht, und alle Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften sind denselben Regeln zu unterwerfen. In weiten Teilen ist dieses Ziel durch die verfassungsrechtlich garantierte und praktisch gelebte Religionsfreiheit in der Bundesrepublik bereits erreicht."
Die Privilegien – insbesondere der katholischen und evangelischen Kirchen – müssten abgeschafft werden, da sie "nicht mehr zeitgemäß" seien. "In einem ersten Schritt sind dafür die verfassungsrechtlichen und staatsvertraglichen Bestimmungen, die die einfachgesetzlichen Privilegien absichern, zu beseitigen, um den Gesetzgebern auf Landes- und Bundesebene die notwendigen Spielräume für Reformen zu eröffnen." Dazu zählt die FDP unter anderem auch die Entfernung des Gottesbezugs aus der Präambel der bayerischen Verfassung, das Überführen von Kirchen, die Körperschaften des öffentlichen Rechts sind, in privatrechtliche Rechtsformen, die Kündigung beziehungsweise Neuverhandlung sämtlicher Staatskirchenverträge sowie auch das Verbannen religiöser Symbole wie dem Kreuz aus allen öffentlichen Institutionen.
Anschließend soll auf Bundes- und Landesebene die endgültige Trennung von Kirche und Staat durchgesetzt werden. Dabei ist der FDP Bayern bewusst, "dass die vollständige Reform der zum Teil seit Jahrhunderten gewachsenen Strukturen ein komplizierter und langwieriger Prozess ist. Es ist jedoch an der Zeit, diesen in Gang zu setzen."
20 Kommentare
Kommentare
wolfgang am Permanenter Link
FDP? Erst einen christlichen Eid ablegen und dann kontra? Nur wer's glaubt, wird selig!
Stefan am Permanenter Link
Wo legt denn die FDP einen christlien Eid ab? Wie kann eine Partei überhaupt einen christlichen Eid ablegen?
Klaus Bernd am Permanenter Link
Ich hoffe, dass auch die Entfernung der "Erziehung zur Gottesfurcht" nicht vergessen wurde !
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
" Es ist jedoch an der Zeit, dies in Gang zu setzen."
Es wird allerhöchste Zeit dies, nach Jahrzehntelanger Vernachlässigung des GG in die Realität umzusetzen.
da diese sich bei Umfragen meist einer festen Meinung dazu enthalten hat.
Seit über 100 Jahren wird dies als Verfassungsauftrag gefordert und seitdem wurden die Kirchen von unseren Steuergeldern fürstlich bezahlt, während immer mehr Bürger in Armut rutschten und sich bei den Tafeln ernähren mussten, diese Schieflage bedarf einer
schnellstmöglichen Korrektur.
Kirchen sind nichts anderes als jeder andere Verein und darf NUR von seinen Mitgliedern finanziert werden und nicht von allen Steuerzahlern, ohne Rücksicht darauf, welche Weltanschauung diese vertreten.
HJLudwig am Permanenter Link
Absolut richtig!!
Rainer Wuschansky am Permanenter Link
Endlich wird die Partei, die sich der Freiheit verpflichtet hat, ihrem Namen gerecht. Es kann nur gehofft werden, dass dem bayerischen Vorstoß bundesweite Unterstützung zuteil wird.
Andreas am Permanenter Link
@ Rainer Wuschansky FDP ist "Freiheit"! Das sind ja sensationelle Neuigkeiten! Ich kenne die die Partei des Großen Geldes nur so: https://www.tagesschau.de/inland/buergergeld-fdp-vertrauenszeit-101.html
Stefan am Permanenter Link
Whataboutismus. Behalten Sie doch Ihren FDP-Hass für sich.
Andreas am Permanenter Link
... damit wir in Zukunft nur noch das Geld anbeten können, FDP
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Dies ist nicht nur in der FDP, sondern in fast allen Parteien eine der Hauptinteressen der
Politiker.
Auch die Klimakonferenz war letztendlich für die Katz! und nur ergebnisloses Gelaber.
An Partikularen Interessen wird eine bessere Zukunft der Menschheit scheitern.
Andreas am Permanenter Link
@ Gerhard Baierlein Das Geld beten wir alle an, nicht nur "Politiker", Geld ist die Religion des 21igsten Jahrhunderts. Das Christentum ist dagegen eine Lachnummer.
Die FDP steht wie keine andere deutsche Partei für das "Große Geld". Aktuelles Beispiel: "FDP fordert höhere Freibeträge für Erben", https://www.tagesschau.de/inland/fdp-erbschaftssteuer-freibetraege-101.html
Konrad Schiemert am Permanenter Link
Besser das Geld als irgendeine Märchengestalten anbeten.
Andreas am Permanenter Link
@ Konrad Schiemert: "Besser das Geld als irgendeine Märchengestalten anbeten." Mit dem "Geld" – dem Kapitalismus – werden wir natürlich viel erfolgreicher die menschliche Existenzgrundlage vernicht
wolfgang am Permanenter Link
Du sollst keine anderen Götter neben dir haben! Komisch, alle dienen dem Gott des Geldes,
Mammon. Scheinheiligkeit unser! Denn nur der Schein ist heilig.
Stefan am Permanenter Link
Die Grünen sind die Partei der Besserverdienenden und der Postenbeschaffer, nicht die FDP.
Andreas am Permanenter Link
@ Stefan Heute schon FDP gewählt, oder was?
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Das musst du mir näher erläutern, wie du zu diesem Ergebnis kommst?
Eine Behauptung sollte immer begründet werden.
Roland Fakler am Permanenter Link
Weltanschauungsgemeinschaften sind nichts anderes als Vereine und sollten auch nicht anders behandelt werden.
Walter Otte am Permanenter Link
Schön zu hören, dass zumindest ein Landesverband der FDP in Sachen "Säkularisierung" vorprescht. Das Papier enthält viele richtige Forderungen, darunter auch die Reform des kirchlichen Sonderarbeitsrechts.
Die BundesFDP, die im Bundestagswahlprogramm 2021 auch mit Reformen im Verhältnis Staat:Kirchen auf Stimmenfang war, macht nun nichts, aber auch garnichts an praktischer Reformpolitik, auch nicht beim Kirchlichen Arbeitsrecht. Es heißt, die Fraktion im Bundestag sei angesichts der vielen Baustellen, auf denen die jetzige Koalition tätig sein müsse, davor zurückgeschreckt, sich auch noch mit den Kirchen anzulegen.
Bleibt zu hoffen, dass auch andere Landesverbände der FDP sich säkulare Forderungen zu eigen machen.
Heinz König am Permanenter Link
Wer hätte das gedacht? Die FDP = Freunde der Pfaffen will die Scheidung!
Fast ein Grund, sie zu wählen ...