Nach zwei Jahren Pandemie kamen nun noch der Krieg in der Ukraine und eine massive Inflation hinzu. Schwierige Zeiten, während derer andere Themen leicht aus dem Blick geraten. Was die Leserinnen und Leser des hpd 2022 besonders umtrieb, welche der insgesamt 783 Artikel – verfasst von 127 Autor:innen – sie besonders oft lasen, darauf wollen wir zu Beginn des neuen Jahres zurückblicken.
Januar
Zwei der meistgelesenen Artikel im ersten Jahresmonat erschienen am selben Tag, dem 10. Januar: Zum einen war dies ein Text von Jürgen Roth, der bereits da von einer Zeitenwende sprach – allerdings bezogen auf die erstmalig eintretende Bevölkerungsminderheit von Angehörigen der beiden christlichen Großkirchen. Erst gut einen Monat später sollte dem Wort Zeitenwende eine Bedeutung zuteilwerden, die die grundlegende Veränderung der geopolitischen Weltlage zum Ausdruck brachte, welche das Jahr in ungeahntem Ausmaß prägen sollte.
Zum anderen untersuchte Religionsfrei in Bremen die religiös-esoterische "Christengemeinschaft" als weltanschauliche Basis der Querdenkerszene.
Mit über 19.000 Aufrufen das größte Leseinteresse rief ein "Blick in den Abgrund" hervor: Alice Olga Meyer hatte sich für den hpd in den "Kaninchenbau des Wahnsinns" in Telegram-Chatgruppen vorgewagt und unter Zuhilfenahme zahlreicher Zitate einiges Abstruses zusammengetragen, über das man sich dort austauscht. Erträglicher wurde es durch eine Prise Ironie.
Februar
Gleich zu Beginn informierten sich rund 16.500 Leser über ein Urteil des Oberverwaltungsgerichts Nordrhein-Westfalen, nach dem Schwerkranke kein Anrecht auf das Suizidmedikament Natrium-Pentobarbital haben. Gita Neumann berichtete darüber.
Infolge des sogenannten Münchener Missbrauchsgutachtens geriet der jüngst verstorbene Ex-Papst Joseph Ratzinger einmal mehr in die Kritik. Ob der zurückgetretene "stellvertreter Gottes" gelogen habe, damit beschäftigte sich Colin Goldner in einem bissigen Text – der nach aktuellen Maßstäben wohl klagewürdig wäre.
Das Trio der am häufigsten angeklickten Artikel im Februar komplettierte Hella Camargo; dabei ging es um die religiös begründete Ablehnung der Corona-Impfung in den USA.
März
Das Jahr 2022 war auch das der umstrittenen Fußball-Weltmeisterschaft in Katar. Zu den zahlreichen Negativmeldungen rund um das Großereignis zählte auch die von Joscha Wölbert aufgeschriebene über eine dort arbeitende Mexikanerin, die nach der Anzeige einer Vergewaltigung selbst als Angeklagte dastand – wegen Unzucht außerhalb der Ehe. Sie begab sich nach fast zehn Jahren im Nahen Osten wieder in ihr Heimatland, um einer möglichen Verurteilung zu Peitschenhieben und Gefängnis zu entgehen.
Dann war da noch ein "Erster Blick in ein sterbendes menschliches Gehirn", der Forschern gelang. Es scheint kurz vor dem Tod Erinnerungsereignisse abzurufen und intensive Erlebnisse zu produzieren, gab die stellvertretende Chefredakteurin des hpd Daniela Wakonigg die Ergebnisse wieder.
Mehr als 17.000 Klicks und damit der monatliche Artikelspitzenwert entfielen auf einen Beitrag von Constantin Huber, der sich rund einen Monat nach Kriegsbeginn mit dem russischen Angriff auf die Ukraine auseinandersetzte. Der Autor plädierte darin für eine klare Haltung und besonnenes Handeln.
April
Viel Aufmerksamkeit zog wieder der hpd-Aprilscherz auf sich, der diesmal in Kooperation mit säkularen Verbänden aus Österreich und der dortigen Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters stattfand. Die Meldung von Daniela Wakonigg zum 1. April lautete, dass das James-Webb-Weltraumteleskop Russell's Teekanne entdeckt habe – was unter Atheisten für Entsetzen sorge.
Die Atheisten Österreich waren es auch, die wenig später eine Ehrenurkunde an Rainer Maria Woelki vergaben – für seine Leistungen für den Atheismus. Der Kölner Kardinal leiste durch seinen Umgang mit den Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche einen nicht unwesentlichen Beitrag zu anhaltend hohen Kirchenaustrittszahlen, erläuterte Andreas Gradert.
Den Jahresrekord konnte mit knapp 54.000 Aufrufen erneut ein Waldorf-Thema für sich verbuchen: Andreas Lichte schrieb über ein aktuelles Beispiel der anthroposophischen Tradition des Leugnens von Rudolf Steiners Rassismus.
Mai
Das "Kölner Beschneidungsurteil" sei richtig gewesen, stellte der ehemalige Vorsitzende Richter des 2. Strafsenats des Bundesgerichtshofs Prof. Dr. Thomas Fischer im Interview mit Daniela Wakonigg anlässlich des zehnten Jahrestages der Entscheidung klar. Das Urteil, welches die medizinisch nicht indizierte Vorhautamputation als Körperverletzung einstufte, löste 2012 eine Debatte aus, welche fatalerweise im "Beschneidungserlaubnisgesetz" Paragraph 1631d BGB mündete. Der Jahrestag der wegweisenden Kölner Entscheidung markiert seitdem den jährlich begangenen Tag der genitalen Selbstbestimmung.
Inge Hüsgens Bericht zu einer Studie, die sich dem Zusammenhang von Religion und Verschwörungsglauben widmete, konnte die meisten Leser:innen für sich gewinnen, fast 12.000 an der Zahl.
In diesem Monat stellte sich außerdem der Zentralrat der Konfessionsfreien offiziell vor. Seine politische Agenda, die "Säkulare Ampel", veröffentlichte der hpd im Wortlaut, und sie sollte auf ähnlich großes Interesse stoßen.
Juni
Ferda Atamans Ernennung zur Bundesbeauftragten für Antidiskriminierung sorgte für Diskussionen. Die Migrantinnen für Säkularität und Selbstbestimmung sprachen sich in einem Offenen Brief gegen ihre Einsetzung aus. Beinahe 10.000 Mal aufgerufen, sollte dieser zu Beginn des Sommers das größte Lesepublikum erreichen.
Nur einen Tag später erschien ein weiterer gern gelesener Beitrag von Daniela Wakonigg: Rüdiger Weida, langjähriger Vorsitzender der Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters Deutschland will vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte erstreiten, dass er auf seinem Personalausweisbild eine pastafarianische Kopfbedeckung tragen darf – analog zu dem, was Angehörigen anderer Religionsgemeinschaften zugestanden wird.
Ein weiterer Text der Autorin griff zur offiziellen Veröffentlichung der Kirchenaustrittszahlen, die immer im Sommer erfolgt, das auf, was schon zu Jahresbeginn für 2022 prognostiziert worden war und nun schwarz auf weiß vorlag: Katholiken und Protestanten sind erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik nicht mehr in der Mehrheit, während der Anteil der Konfessionsfreien auf nun 42 Prozent angestiegen ist.
Juli
Mittlerweile ist er freigesprochen – doch zunächst wurde Abbas M. auf Grundlage des noch immer in Deutschland bestehenden "Gotteslästerungsparagraphen" 166 StGB verurteilt, weil er sich kritisch über Mohammed geäußert hatte und dafür von Muslimen angegriffen worden war. Die gbs Stuttgart begleitete den Fall und berichtete für den hpd. Über 12.000 Mal, und damit so häufig wie kein anderer in diesem Sommermonat, wurde der Artikel angeklickt.
Die Verleihung des Körperschaftsstatus an die Zeugen Jehovas in den deutschen Bundesländern müsse wieder rückgängig gemacht werden – so die Einschätzung des Instituts für Weltanschauungsrecht (ifw), welche die Giordano-Bruno-Stiftung vermeldete. Ausgangspunkt war ein Urteil des Landgerichts Hamburg, das bei der Sekte die notwendigen Anknüpfungstatsachen dafür sieht, sie zulässigerweise als eine Bewegung zu bezeichnen, "welche die fundamentalen Menschenrechte missachtet".
Viele Besucher konnte zudem der kritische Kommentar von Dr. Thomas Heinrichs zu humanistischer Seelsorge anziehen. Er lehnt jedoch nicht eine Lebensberatung als solche, sondern vielmehr den heutzutage in erster Linie religiös konnotierten Begriff ab und begründet dies ausführlich.
August
Statt Sommerloch gab es in diesem Jahr zwei tragische Vorfälle, die auch die hpd-Leserschaft umtrieben: Zunächst der Suizid der österreichischen Ärztin Lisa-Maria Kellermayr, die über Covid-19 aufklärte und die Impfung dagegen empfahl und die nach einer monatelangen Hetzkampagne keinen anderen Ausweg mehr sah. Anna Wopalensky fand dazu klare Worte: "Ihr Tod ist nicht zuletzt eine Folge des fahrlässigen Kuschelkurses staatlicher Institutionen mit der Querdenker-Bewegung."
Für Erschütterung sorgte auch der Mordanschlag auf den Schriftsteller Salman Rushdie, den Daniela Wakonigg kommentierte. Der Artikel wurde so oft wie kein anderer in diesem Monat gelesen (mehr als 19.000 Mal). Auf offener Bühne wurde der Verfasser der "Satanischen Verse" motiviert durch religiösen Fanatismus mit einem Messer angegriffen. Er überlebte den Anschlag, trug jedoch dauerhafte gesundheitliche Schäden davon.
Dieselbe Autorin befasste sich auch mit den neuesten Entwicklungen im Erzbistum Köln, dem bekanntermaßen der skandalumwitterte Kardinal Rainer Maria Woelki vorsteht: Unter anderem ließ sich dieser in der Debatte um das zurückgehaltene Missbrauchsgutachten von PR-Profis beraten; kirchliche Mitarbeiter sowie Mitglieder des Diözesanpastoralrats und einiger Verbände distanzierten sich außerdem in einem Offenen Brief von ihrer Bistumsleitung und die katholische Kirchenreformbewegung Maria 2.0 schloss das erzbischöfliche Generalvikariat symbolisch aufgrund moralischen Bankrotts.
September
Das absolute Highlight im Spätsommer war mit gut 53.000 Leseinteressierten ein Interview, das Maryam Namazie, Sprecherin des Council of Ex-Muslims of Britain, mit Richard Dawkins auf der Konferenz "Celebrating Dissent" in Köln führte und das der hpd in deutscher Sprache wiedergab. Es reichte damit fast an die Jahresbestmarke aus dem April heran und war mit 367 Kommentaren der mit Abstand meistdiskutierte Beitrag des Jahres.
Ebenfalls beliebt war ein Kommentar zur "Expert*innenkommission antimuslimischer Rassismus", die sich für die Abschaffung des Berliner Neutralitätsgesetzes aussprach. Dass dieses eine "systematische und institutionalisierte Diskriminierung gegenüber Frauen mit Kopftuch ohne sachliche Rechtfertigung" sei, nannte Autorin Daniela Wakonigg eine bewusst einseitige und nicht haltbare Sicht der Dinge.
Die stellvertretende Chefredakteurin des hpd war es auch, die ein vielbeachtetes Interview mit Philosoph und Kognitionsforscher Thomas Metzinger über künstliches Bewusstsein führte.
Oktober
Die meisten Aufrufe entfielen hier mit circa 16.500 auf Florian Schwarz' Abhandlung zum geplanten Selbstbestimmungsgesetz, durch das es einfacher werden soll, die offizielle Eintragung des Geschlechts zu ändern. Unaufgeregt und sachlich fundiert stellte der Autor ein emotional aufgeladenes Thema in seinen vielen Facetten dar.
Auf Platz zwei landete ein weiterer Text zu Rudolf Steiners Rassismus von Andreas Lichte.
Das Trio komplettierte Oranus Mahmoodis Bericht über den barbusigen Protest vor der DITIB-Moschee in Köln anlässlich des erstmals dort ertönenden Muezzin-Rufs zum Freitagsgebet.
November
Zwei der am häufigsten gelesenen Artikel in diesem Herbstmonat erschienen am selben Tag und drehten sich jeweils um christliche Symbolik und öffentliche Gebäude. hpd-Chefredakteur Frank Nicolai kommentierte die Debatte um das Bibelzitat auf der Kuppel des wiedererrichteten Berliner Stadtschlosses. Anlass war die angedachte "temporäre Überblendung" der Inschrift "mit alternativen, kommentierenden und reflektierenden Texten" (Gut 9.000 Klicks).
Dann war da noch der "Kreuz-Eklat" von Münster im Zuge des G7-Außenministertreffens. Man hatte auf Initiative des Außenministeriums im Friedenssaal des Historischen Rathauses vorübergehend ein Kreuz entfernt, da "Menschen mit unterschiedlichem religiösen Hintergrund an dem Treffen teilnehmen würden". Die Aufregung war groß und drängte die eigentlichen Inhalte des Gipfels in den Hintergrund, was die stellvertretende Chefredakteurin des hpd anprangerte.
Mit einem Grundsatztext zum Wesen des Glaubens, der mehr als das nie sein kann, erreichte auch Hugo Stamm viele Leserinnen und Leser.
Dezember
Am Nikolaustag verriet Daniela Wakonigg der hpd-Leserschaft, wie sie durch die Figur, die brave Kinder beschenkt und unartige bestraft, das Zweifeln lernte.
In Österreich wurde in diesem Winter eine gesellschaftliche Debatte über die Grußformel "Grüß Gott" geführt, die gerade nichtgläubige Menschen naturgemäß kritisch sehen. Gerhard Engelmayer zeigte auf, warum dieser Gruß heute nicht mehr zeitgemäß ist.
Ein weiterer österreichischer Beitrag bildete den letzten zahlenmäßigen leserischen Höhepunkt des hpd-Jahres: Auf knapp 8.000 Aufrufe kam Roland Gugganig, der sich mit der Differenzierung zwischen Atheismus, Theismus und Agnostizismus auseinandersetzte.
Wir danken unseren Leserinnen und Lesern für ihr Interesse. Wir freuen uns, Ihnen auch 2023 mit säkularem Blick auf die Welt berichten zu dürfen.
22 Kommentare
Kommentare
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Da für mich der hpd das einzige Forum im Internet ist, welches mich interessiert und wo ich mich einbringen kann, da dort hervorragende Artikel zu all den Problemen welche mich umtreiben, geschrieben werden, werde ich
Vielen Dank an die Redaktion und alle Artikelschreiber, lasst nicht nach!
Roland Weber am Permanenter Link
Für mich ist der hpd eine der Quellen, aus denen ich mich gerne informiere und die ich nicht missen möchte.
Auch ein alternativer und interessanter Blick durch Christen und ihre Weltsicht (!) kann aufschlussreich sein:
https://www.der-freie-geist.de/video/
Ich wünsche jedenfalls allen – auch mir selbst! - ein gutes Gedächtnis, dass alle ihre geäußerten Meinungen und Sichtweisen in Zukunft nicht vergessen werden, und diese so eines Tages mit anderen/neuen Erkenntnissen vergleichen können - und Rückschlüsse auf ihr altes und ggf.neues Weltbild ziehen können.
Ich versuche es mit Voltaire – sinngemäß, aber ohne sein Pathos:
„Mein Herr, ich teile Ihre Meinung nicht, aber ich würde mein Leben dafür einsetzen, dass Sie sie äußern dürfen.“
oder mit Rosa Luxemburg:
Freiheit ist immer die Freiheit der Andersdenkenden.
Die Wahrheit ist nie das oder nur das, als was sie scheint – und schon gar nicht, wenn Krieg und Geld im Spiel sind. Wenigstens dessen sollte man immer gewahr sein!
Im Zweifelsfall hilft auch einmal Denken statt glauben – oder die Frage: Wem nutzt das?
David Z am Permanenter Link
Kleine Anmerkung: Auch wenn der Rosa Luxemburg zugeschriebene Spruch inhaltlich sicher nicht falsch ist, bleibt hinzuzufügen, dass Frau Luxemburg als anti-demokratische Extremistin danach eben nicht strebte.
Andreas Lichte am Permanenter Link
„Freiheit nur für die Anhänger der Regierung, nur für Mitglieder einer Partei – mögen sie noch so zahlreich sein – ist keine Freiheit. Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden.
Rosa Luxemburg: "Zur russischen Revolution." In: "Gesammelte Werke". Band 4, Berlin 1974, S. 359, Anmerkung 3. – so angegeben bei Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/Rosa_Luxemburg
Bestehen Zweifel an der Echtheit dieses Rosa Luxemburg-Zitats? Falls ja, bitte ich um entsprechende Belege.
David Z am Permanenter Link
Nicht die Echtheit des Zitat ist anzuzweifeln, sondern vielmehr seine Interpretation als Ode an die Freiheit und Demokratie.
Andreas Lichte am Permanenter Link
@ David Z, Zitat: "Auch wenn der Rosa Luxemburg zugeschriebene Spruch ..." "Zugeschrieben" bedeutet üblicherweise: "man nimmt an – ist aber nicht sicher –, dass das Zitat von Rosa Luxemburg is
David Z am Permanenter Link
Lieber Herr Lichte, ich weiß ja nicht, wo Sie unsere Sprache gelernt haben, aber "zuschreiben" ist gemäß Duden auch ein Synonym für "verorten" und "zurückführen" bzw jmd für den Urheber h
Warum erregt Sie die sachliche Erwähnung der historisch belegten Tatsache, dass Frau Luxemburg eine anti-demokratische Extremistin war, so sehr? Halten Sie es nicht für sinnvoll, darauf hinzuweisen, dass ein Zitat ursprünglich gar nicht das ausdrücken sollte, was man Jahrzehnte später verklärend hineininterpretiert?
Michael Fischer am Permanenter Link
Jemanden für etwas "halten" (Duden 1a) bzw.
Ich bin aber bei Ihnen, was den Inhalt des Zitates angeht. Überhaupt bin ich generell kein Freund von Zitaten. Sie sind meist kurz, prägnant - und werden fehlinterpretiert.
Jedenfalls so gut wie immer aus dem Zusammenhang gerissen.
David Z am Permanenter Link
Eine gewisse Unsicherheit mag man in der Formulierung erkennen können.
Michael Fischer am Permanenter Link
Nun ja - nicht immer werden die meisten Diskussionen aufgrund des eigentlichen Themas geführt...
Andreas Lichte am Permanenter Link
@ Michael Fischer Diesen Kommentar verstehe ich nicht. Ihren Philosophie-Geschichte schreibenden vom 4.
Michael Fischer am Permanenter Link
Hallo Herr Lichte,
haben Sie die 367 Kommentare des mit Abstand meistdiskutierten Beitrages des Jahres verfolgt? Dann sollte meine Anspielung verständlich sein.
Ich habe Ihren letzten Kommentar zu Bertrand Russell gesehen, konnte aber leider nicht mehr antworten, da die Kommentarfunktion offenbar deaktiviert wurde.
Gerne jetzt meine Antwort: Das ist keine These, das beschreibt er offenbar selbst in seiner Autobiographie. Jim Holt schildert die Episode in "Gibt es alles oder nichts". Sie endet mit Russells Ausruf: "Heiliger Bimbam, das ontologische Argument ist schlüssig."
Übrigens ist der Weg Russells vom Theisten über den Agnostiker zum Atheisten auch in der Wikipedia erwähnt.
Den hätte er sich natürlich sparen können, wenn er denn einen ignostischen Geistesblitz gehabt hätte!
Andreas Lichte am Permanenter Link
@ Michael Fischer, Zitat: "... haben Sie die 367 Kommentare des mit Abstand meistdiskutierten Beitrages des Jahres verfolgt?
Andreas Lichte am Permanenter Link
@ Michael Fischer Die Autobiographie Bertrand Russells habe ich nicht gelesen.
Bei wikipedia habe ich zum Thema – „Religion und Ethik“ – nur folgendes gefunden, Zitat: „(…) Obwohl Russell anfänglich von seiner gläubigen Großmutter erzogen wurde, fühlte er sich nie als Christ. Er glaubte aber in seiner Jugendzeit – in einer Phase, als er sich zu Georg Wilhelm Friedrich Hegels Philosophie hingezogen fühlte – an die Existenz Gottes. Dies änderte sich, unter anderem durch den Einfluss der Philosophie John Stuart Mills, und bald wurde Russell in der Öffentlichkeit als Agnostiker oder Atheist bezeichnet. Er selbst betrachtete sich als Skeptiker und stellte klar, er sei Agnostiker in dem Sinne, dass man die Nichtexistenz irgendeines Dinges – also auch eines „Gottes“ oder etwa der homerischen Götter – nicht beweisen könne.[22] Es sei allerdings die Aufgabe einer Religion, ihrerseits zunächst zu beweisen, dass Gott existiere (vgl. dazu seine bekannte Analogie „Russells Teekanne“). Dies sei aber bislang nie geglückt. Russell bestritt so auch die Gültigkeit eines der verbreitetsten Argumente für die Existenz eines Schöpfergottes, das der angeblichen Notwendigkeit einer Ursache der Welt: „Wenn alles eine Ursache haben muss, dann muss auch Gott eine Ursache haben. Wenn es aber etwas geben kann, das keine Ursache hat, dann kann das ebensogut die Welt wie Gott sein, so dass das Argument bedeutungslos wird“.[23] Gegen Ende seines Lebens bezeichnete sich Russell daher auch selbst als Atheist. (…)", https://de.wikipedia.org/wiki/Bertrand_Russell#Religion_und_Ethik
A.S. am Permanenter Link
Warum können sich Atheisten nicht einfach darauf verständigen,
dass sie Gott, Hölle und Paradies für menschliche Fantasievorstellungen halten und das auch öffentlich äußern?
Ähnlich offensichtlich ist, dass Gott für die höheren Priester ein gutes Geschäft ist, wärend die niederen Priester rödeln müssen.
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Eigentlich geht es nicht um Gott, sondern um die Machenschaften der Erfinder Gottes in allen Religionen.
Eine Gottlose und Kirchenfreie humanistische Welt ohne Aberglaube wäre das, was der Erde
Nur so sehe ich eine freiheitliche Zukunft für alles.
Roland Weber am Permanenter Link
@A.S.
Wenn jemand das glaubt, was in der Bibel, und dabei insbesondere in den Evangelien oder gar in der Apostelgeschichte steht, tatsächlich glaubt, z.B. dass ein Petrus oder ein Paulus (!) Verstorbene wieder ins Leben zurückgeholt hätten und eine endlose Liste weiterer Absurditäten zu Glaubensinhalten werden, dann schleicht man verständnisvoll und Rücksicht-nehmend um ihn herum und wagt nicht einmal, historisch zu belegende „alternative Fakten“ überhaupt zu erwähnen, geschweige denn, die Abergläubischen als „Alu-Hutträger“ oder „Querdenker“ zur Diskussion aufzufordern.
„Glauben“ heißt nach wie vor in einer gesellschaftlichen Blase, seine angemaßten Rechte und Sichtweisen „unangreifbar“ in den Raum zu stellen. Die sogenannte Aufklärung hat es immer nur in die oberen Sichten der Gesellschaft geschafft, die Masse des Volkes blieb und bleibt bis heute von kritischen Ansätzen durch den Mainstream und selbst in säkularen Kreisen ohne Widerspruch und ohne mit kritischem Denken konfrontiert zu werden.
Wer sich vor der Wurzel einer Brombeerhecke scheut, die geheiligten Hallen selbst als solche akzeptiert, kann sich das Stutzen einzelner Triebe ersparen. Damit ich nicht falsch verstanden werde:
Auch hier geht es nur um Offenheit, Logik und letztendlich Forschung und gesunden Menschenverstand. Über Einzelnes mag man streiten oder die Dinge noch unterschiedlich sehen – aber das ganze Konstrukt als unantastbares „Kulturvermögen“ ansehen? Nein, und abermals: Nein!
A.S. am Permanenter Link
Lieber Herr Weber,
diese Frage beschäftigt mich seit den unmöglichen Reaktionen unserer Politiker auf diverse islamistische Anschläge.
Sie beschäftigt mich auch seit dem Aufkommen des widersinnigen Begriffs vom "antimuslimischen Rassismus", denn Religion hat bekanntlich mit Rasse nichts zu tun.
Wenn ich gegenüber Mitmenschen äußere, dass die antiken Götter erfunden waren, stimmen sie mir sofort zu. Wenn ich sage, dass auch die gepredigten Götter erfunden sind, schauen mich die selben Leute verständnislos-irritiert an.
Wir leben meiner Meinung nach in einer christlichen Filterblase, die sich selber als "christlich-jüdische Kultur" bezeichnet. Andere Religionen leben und lebten in ähnlichen Filterblasen.
Wer hat Interesse am Erhalt dieser Filterblasen, frage ich mich. Hierfür kommen in Frage die religiösen Führer selbst und andere Herrschaftseliten. Bekannt ist ja der "Pakt von Thron und Altar".
Ein Blick auf die antiken Religionen und die damaligen Praktiken der Priester (Opfer gegen Lohn, Wahrsagerei gegen Lohn) zeigt, dass schon damals Religion vor allem ein Geschäft war. "Götter" war das Geschäftsmodell der damaligen Priesterschaft.
Ergänzt man das alles noch mit ein wenig Lektüre von Karlheinz Deschner, rundet sich das Bild. Die Kirche entpuppt sich als macht- und geldgierige Mafia, die die Menschen psychologisch raffiniert mit der Verheißung von der "Wiederauferstehung von den Toten und dem ewigen Leben im Paradies" verarscht.
Die religiösen Führer sind die Paten in diesem System. Blutige Revierkämpfe gehören dazu und gnadenlose Vernichtung von Aufklärern.
Die italienische Mafia musste sich "ehrenwert" nennen, denn den Begriff "heilig" hatten sich schon die religiösen Mafiosi angeeignet.
Gewöhnlichen Mafiosi ist klar, dass sie zur Mafia gehören. Gewöhnlichen Gläubigen ist das nicht bewusst.
Wie brutal die religiösen Mafiosi ihre Reviere verteidigen, sehen wir in Afghanistan, im Iran und im Ukraine-Krieg. Hier versucht ein Cyrill mit Putins Unterstützung, das verloren gegangene Territorium zurück zu gewinnen.
Interessant sind die Instrumente, mit denen die religiöse Filterblase aufrecht erhalten wird. Sie erinnern an Nordkorea. Isolation ist ein wichtiges Element, Erziehung und Propaganda ein anderes. Früher fand die Propaganda in den Kirchen statt, mittlerweile auch in unseren Schulen und im ÖRR. Analysieren Sie bitte mal die Gottesdienst und andere religiöse Praktiken auf indoktrinierende Elemente. Meiner Überzeugung nach gibt es davon jede Menge. Auch das mittlerweile abgeschaffte Schulgebet war ein solches.
Ich selbst wurde in jungen Jahren katholisch indoktriniert. Was man da mit mir gemacht hat, habe ich erst Jahrzehnte später begriffen.
Roland Weber am Permanenter Link
@A.S.
Sie könnten ziemlich überrascht werden, wie man sich zumindest auf diese Religion einen schlüssigen Reim machen könnte. Aber das interessiert Gläubige natürlich nicht und alle anderen schleichen wort- und kommentarlos drumherum ...
Vielleicht hilft auch einfach mal ein Blick auf die Rezensionen bei Amazon (mehr gibt's auch an andere Stelle): "Denken statt glauben" und "Jesus, Römer,Christentum".
Als drittes hätte ich noch "Der Nibelungen Not - Die Wahrheit hinter dem großen Morden" im Angebot. Auch dabei geht es um das Christentum und zwar in Gestalt der Pogrome im Anschluss auf den Aufruf zu Kreuzzügen. Es ist eine wunderbare Allegorie auf das Christentum, die Kirche, die Kreuzzugsgegner und vor allem in einem Juden Hagen, der der einzige ist, der dem aggressiven Christentum in Gestalt eines Siegfrieds entgegentritt.
Auch zum Islam ließe sich einiges sagen, vor allem muss man dabei unbedingt auch nach Konstantinopel blicken. Aber sich mit dem Islam zu beschäftigen, bringt weder Anerkennung ein, noch begegnet dies allgemeinerem Interesse. Und als Anschlagsopfer möchte ich mich auch nicht ins Spiel bringen …
Gruß
Roland Weber
A.S. am Permanenter Link
Lieber Herr Weber,
wir sind uns in wichtigen Punkten einig:
- Religion ist Menschenwerk
- Die Götter waren schon immer und sind bis heute: erfunden.
Schon an diesen beiden Punkten lässt sich ermessen, wie wenig aufgeklärt die deutsche Gesellschaft ist.
Was mich aufregt: So viele "Linke" machen heftigst bei der Antiaufklärung mit. Siehe das Gerede vom "antimuslimischen Rassismus". Dieser Unsinn reicht bis in unsere Regierung. Rasse hat nichts mit Religion zu tun.
Zur praktischen Seite: Sobald man ein wenig kritische Distanz zu den Religionen hat, wird die Machtgier der religiösen Führer erkennbar. Vor dem Hintergrund dieser Machtgier werden die "Frömmigkeit" und die "Nächstenliebe" als tarnende Fassade durchschaubar.
Machtgeile Wölfe im Schafspelz von Spiritualität und Barmherzigkeit.
Zur Machtgeilheit der religiösen Führer passt die Pädophilie.
Zur Machtgeilheit der religiösen Führer passt die kriegerische Seite der Religionen.
"Gott", würde ich behaupten, ist das "alter ego", das zweite "ich" der religiösen Führer.
Spannend ist die Frage, wie das alles funktioniert.
Die Beobachtung zeigt:
- Menschen werden gläubig gemacht.
- Der Prozess des "gläubig machens" ist ziemlich aufwendig und erstreckt sich vom Kleinkindalter bis in die Adoleszenz.
- Für gewöhnlich glauben die Menschen an den Gott/die Götter, die ihnen von Kindesbeinen an eingeredet wurden.
In meinen Augen ist das ein starkes Indiz für Indoktrination.
Menschen werden zum Christen/Juden/Muslim/sonstwas indoktriniert.
Kirchengebäude/Synagogen/Moscheen/sonstige Prediger-Hallen sind Indoktrinierstätten.
Eine Analyse der religiösen Gebräuche zeigt, dass die häufige Wiederholung von Lehrsätzen eine große Rolle spielt. Auch das ist ein klares Indiz für Indoktrination.
Die religiösen Führer halten ihre Gläubigen in Filterblasen gefangen. Die großen Filterblasen nennt man "Kultur", z.B. die "christlich-jüdische Kultur". Die kleinen Filterblasen nennt man "Sekte".
Religion ist etwas ganz, ganz übles.
MichaM.61 am Permanenter Link
Die Artikelüberschrift ist falsch. Das Jahr in dem der Krieg nach Europa zurück kehrte war 1999, der völkerrechtswidrige Überfall der NATO auf die Bundesrepublik Jugoslawien.
Bitte eine andere Überschrift, der hpd macht sich sonst unglaubwürdig.
Thomas Baader am Permanenter Link
Ihnen ist aber schon klar, dass der Angriff der NATO deshalb erfolgt, weil die Bundesrepublik Jugoslawien einen ethnische Säuberung beging?