Im vergangenen Jahr sind rund 660.000 Menschen aus den beiden christlichen Großkirchen ausgetreten. Dabei verlor die katholische Kirche knapp 270.000, die evangelische 390.000 Mitglieder. Das geht aus der aktuellen Jahresstatistik der Deutschen Bischofskonferenz hervor.
Laut EKD waren für den großen Mitgliederschwund vor allem die hohe Zahl der Verstorbenen (350.000 im Jahr 2017) maßgeblich. Die Neueintritte sind hingegen nicht angestiegen, sondern stagnieren bei 225.000. Ein ähnliches Bild ergibt sich für die katholische Kirche.
Dem Religionssoziologen Detlef Pollack von der Universität Münster zufolge sind die Mitglieder überaltert, und die Jugend werde "so wenig im Glauben erzogen, wie das in Deutschland in den letzten Jahrzehnten nie der Fall war". Der Publizist Andreas Püttmann sagte der dpa, dass der Mitgliederrückgang sei nicht so sehr demografisch bedingt sei, sondern vor allem darauf zurückführen lässt, dass die Weitergabe des Glaubens nicht mehr richtig funktioniere. "Wir sehen deshalb jetzt erdrutschartige Abbrüche in der jungen Generation." (Quelle: Aachener Nachrichten)
Zudem besuchen nur rund 10 Prozent der Kirchensteuerpflichtigen mehr oder weniger regelmäßig einen Gottesdienst. Selbst kath.net kommt nicht umhin, festzustellen, dass von den 23.311.321 Mitgliedern der katholischen Kirche "die meisten als Taufscheinkatholiken gelten". (siehe dazu auch fowid: "Kirchganghäufigkeit in Deutschland 1980-2016")
An Geld hingegen mangelt es den Kirchen trotzdem nicht. Die Kirchensteuereinnahmen stiegen auch 2017 weiter an: Die katholische Kirche erhielt 6,43 Milliarden Euro (2016: 6,15 Milliarden Euro), die evangelische Kirche 5,67 Milliarden (2016: 5,45 Milliarden Euro). Nach Angaben der evangelischen Kirche ist dies durch die positive Entwicklung der Löhne und Einkommen in Deutschland. Hinzu kommen noch die Summen, die der Staat den Kirchen jährlich schenkt. Allein die Staatsleistungen belaufen sich in diesem Jahr "auf 538 Millionen Euro. Davon erhalten die evangelischen Landeskirchen 314 Millionen und die katholischen Bistümer 224 Millionen Euro." (Quelle: fowid)
24 Kommentare
Kommentare
Petra Pausch am Permanenter Link
Es sind ja nicht nur die Staatsleistungen :-( Wir alle zahlen die Gehälter der Bischöfe, die vor immer leereren Kirchen predigen. Warum?
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Warum? Weil sie Dumme gefunden haben - die Wähler, die christlich wählen.
CnndrBrbr am Permanenter Link
Warum? Weil's geschrieben steht!
Volkmar H. Weber am Permanenter Link
Diese Frage ist mehr als berechtigt! Zumal das ja ein Relikt aus dem 1000-jährigem Reich ist, welche wir an anderen Stellen mit berechtigter Vehemenz ausmerzen.
Thomas B. Reichert am Permanenter Link
Zitat "Wir alle zahlen die Gehälter der Bischöfe, die vor immer leereren Kirchen predigen. Warum?"
Wenn es nur um die Bischofsgehälter ginge .... So ein Bischof verdient zwar etwa 10.000 Euro im Monat, aber die wirklich grossen Beträge sind die Subventionen für: ... alles mögliche - da geht es um mehrere Milliarden im Jahr.
"Denn nach Frerks Berechnung betragen die direkten und indirekten Leistungen, die der Staat Katholiken und Protestanten und deren Einrichtungen bisher gewährt, jährlich rund 19 Milliarden Euro. Diese Summe enthält nicht die 9 Milliarden Euro Kirchensteuern und die schätzungsweise 45 Milliarden für Caritas und Diakonie."
"Allein der Religionsunterricht kostete den Staat im vergangenen Jahr 1,7 Milliarden, theologische Fakultäten und kirchliche Hochschulen weitere 509 Millionen Euro. "
http://www.spiegel.de/spiegel/vorab/a-727637.html
Da werden Kinder verdummt, Geschichte gefälscht, und Menschen in Gruppen gespaltet ...
Ich bin dafür, dass dieses riesengrosse Lügenkonstrukt zerschlagen wird und das Blutgeld an die Nachfahren (uns) zurückfliesst. Die jährlich eingesparten Milliarden sollte dann in ehrliche Sozialarbeit, Kultur, Kunst ... fliessen - nicht in diese heuchlerische Sozialkonstrukte.
Rene Goeckel am Permanenter Link
Liebe Petra, weil niemand etwas unternimmt. Das Verfassungsgebot zur Ablösung der Staatsleistungen gibt es seit 100 Jahren. Nur, unsere Abgeordneten interessiert das nicht. Und auch den Bund der Steuerzahler nicht.
Stefan Dewald am Permanenter Link
Ich erlaube mir darauf hinzuweisen, dass es sich bei den Neueintritten nur zu ca. 10 % um freiwilligen Eintritt von Erwachsenen handelt.
Ottokar am Permanenter Link
für mich kein Grund darauf zu hoffen dass sich damit etwas zum Besseren wendet.
Die Anderen ausgetretenen haben sich vor ihrem Austritt schon nicht mehr mit Religion bewusst beschäftigt. Das werden sie erst wieder tun wenn sie in Not geraten. Ich befürchte, dass die Wenigsten der Ausgetretenen diesen Schritt bewusst unter einem ethisch-moralischen bzw. humanistischen Standpunkt vollzogen haben den sie auch ohne Kirche und religiöses brumm-brumm aktiv leben. Wenn es anders wäre, erst dann würde ich mich sehr darüber freuen.
Karlheinz am Permanenter Link
ich danke der spieleindustrie (PC Playstation Nintendo) die kinder aus der kirche vor die glotze geholt zu haben und ich danke den Sportvereinen die kinder aus der kirche geholt und auf den Bolzplatz gebracht zu haben
Uwe Lehnert am Permanenter Link
Man sollte aber auch die tiefer liegenden Gründe nicht außer Acht lassen.
Denn was für eine absurde Konstruktion! Eine erfundene Erbsünde, die jedem Gerechtigkeitsempfinden zuwiderläuft, verbunden mit der Behauptung der dadurch bedingten absoluten Sündhaftigkeit des Menschen. Es heißt, dass der Mensch seiner Verderbtheit wegen der Erlösung durch ein schaurig-blutiges Menschenopfer bedürfe. Das Dogma des dreifaltigen Gottes einsichtig zu erklären, gelingt nicht einmal Theologen. Doch nur der unbedingte Glaube an diese Botschaft führt ins Paradies und zu ewigem Leben, andernfalls droht entsetzliche Apokalypse und Höllenpein, sprich: ewige Folter. Zur frohen Botschaft des Heilsversprechens gesellt sich als ständiger Begleiter die unterschwellige Angst vor der Rache Gottes. Der Auftrag, die Nachricht von dem versprochenen Heil und der Liebe Gottes in alle Welt zu tragen, wurde mit gnadenloser Unduldsamkeit ausgeführt und verlangte der Menschheit millionenfach Opfer ab. Unter den gebildeteren und nachdenkenden Gläubigen dürfte diese Lehre wohl nur noch aus dem Glauben an Gott und einem Gerüst mehr oder weniger symbolisch verstandener Glaubenselemente bestehen.
Wolfgang Schaefer am Permanenter Link
Es würden noch mehr Menschen aus der Kirche austreten, aber sie fürchten noch mehr ihren
Einkommensverlust.
Kay Krause am Permanenter Link
Aufgrund dieser Informationen kann man wohl den Schluß ziehen, dass die Jugend (im Gegensatz zu den älteren Generationen) der Vernunft nicht entbehrt. Herzlichen Glückwunsch, liebe Jugend, und macht bitte weiter so!
Karl-Heinz Büchner am Permanenter Link
660 000 Austritte in einem Jahr, d.h. alle 48 sec. hat im Jahr 2017 ein Christ seiner Kirche den Rücken gezeigt. Und das, obwohl fast 1.5 Mio.
Weiter so. Da geht noch was ...
Hans Trutnau am Permanenter Link
Im Grunde eine sehr positive Entwicklung!
M. Landau am Permanenter Link
Ich habe mich schon oft gefragt wofür Kirchen mit Geld aus dem Steueraufkommen subventioniert werden.
Peter Hemecker am Permanenter Link
Das Wort "Neueintritte" in diesem Artikel stört mich ein wenig; ebenso wie die Schlagzeile "Mehr Kirchenaustritte, aber noch mehr Eintritte" der 'Süddeutschen Zeitung' vom 20.7.18.
Üblicherweise vergleicht man daher Taufen mit Sterbefällen. Bei der ev. Kirche ist das Verhältnis (in Tsd.) 180/350, bei der kath. Kirche 170/244. Sodann vergleicht man Eintritte (Wiedereintritte und Neuaufnahmen) mit Austritten: ev. Kirche 25/200 und kath. Kirche 9/168. Die Differenz zu dem negativen Gesamtsaldo (ev.390, kath. 270) erklärt die ev. Kirche mit "Wegzügen aus Deutschland und Ungenauigkeiten durch Rundungen und Hochrechnungen".
https://www.ekd.de/ekd-statistik-2018-36432.htm
https://dbk.de/nc/presse/aktuelles/meldung/kirchenstatistik-2017/detail/
Karl-Heinz Büchner am Permanenter Link
"... die Schlagzeile "Mehr Kirchenaustritte, aber noch mehr Eintritte" der 'Süddeutschen Zeitung' vom 20.7.18."
Karl-Heinz Büchner am Permanenter Link
"... die Schlagzeile "Mehr Kirchenaustritte, aber noch mehr Eintritte" der 'Süddeutschen Zeitung' vom 20.7.18."
willie am Permanenter Link
==> Allein die Staatsleistungen belaufen sich in diesem Jahr "auf 538 Millionen Euro. Davon erhalten die evangelischen Landeskirchen 314 Millionen und die katholischen Bistümer 224 Millionen Euro."
und
==>
23,3 Mio. Katolische aber nur 21.5 Mio. Evangelsche
Je weniger Mitglieder, desto mehr Staatsleistungen? Oder sind die Evangelen einfach nur die besseren Geschäftemacher?
Wolfgang Schaefer am Permanenter Link
Tja, halt christliches Rechnen. Weniger Mitglieder aber mehr Leistungen vom STAAT! Aus Steuergeldern,. auch von den undankbaren Atheisten, ob sie wollen oder nicht. Staatlich gesichert. Im Namen des Volkes.
Gerhard Retting am Permanenter Link
Es sollte die Kirchensteuer entfallen und die Kirchen von freiwilligen Spenden leben müssen.
Die Pfarrer/innen sollten als Plfichtaugabe "Hausbesuche" haben.
Karl-Heinz Büchner am Permanenter Link
Wieso sollte die Kirchensteuer entfallen? Das ist die einzige "gerechte" Geldleistung an die Kirchen.
Wolfgang Schaefer am Permanenter Link
Nun sag mal, wer glaubt den Statistiken der Kirchen, wenn noch nicht mal andere Statistiken stimmen?
Glaube keiner Statistik, die du nicht selber gefälscht hast. Winston Churchill
Und im Fälschen von Papieren, Ausweisen, Dokumenten und Grabtüchern sind doch die Kirchen besondere "heilige" Meister. Die vervielfältigen sogar Vorhäute! Sogar der Papst hat eine Windel vom Jesus und das Schweißtuch der Veronika! Gehört das "W" jetzt dort hinein oder ist es ein Buchstabe zu viel???? Was würde Gott jetzt dazu sagen?
Resnikschek Karin am Permanenter Link
Die Kirchen okkupieren in BaWü nun das Fach Ethik. Mit Hilfe der Philosophen, an die der Fachverband Ethik Baden-Württemberg
Dass der HVD klein ist, ist vielleicht das geringste Problem, wenn man bedenkt, dass 4% Muslimen Staatsverträge förmlich hinterhergeworfen werden, weil sie den Kirchen lieber sind als 40% Konfessionsfreie. Also: Humanistische Lebenskunde mit Humanistik und Menschenrechtsausbildung an der Uni ist die einzig adäquate Alternative zum Religionsunterricht und wäre, da der HVD KdöR ist, auch juristisch gleichberechtigt. Gruß Karin Resnikschek, Tübingen