Kommentar

Homo oeconomicus vs. ökonologische Revolution

Wer soll das alles bezahlen – und geht das nur mit einer friedlichen Revolution?

All das bedeutet aber ein gigantisches, bisher beispielloses Investitionsvolumen, das dem bisher gehorteten Reichtum weniger reicher Menschen in etwa entspricht.

Es geht um zig Billionen (egal, ob Dollar oder Euro), die ein zukunftsträchtiger globaler Komplett-Umbau zunächst kosten wird.

Es dürfte ob der Vermögensverhältnisse klar sein, dass 'Otto Normal' (die oben genannten 99,9 Prozent) dies in seiner Gesamtheit aus dem üblichen Steuersäckel nicht aufbringen kann.

Hat das so schon mal jemand gesagt oder geschrieben? In Teilen sicher, zum Beispiel Naomi Klein. Mein Senf wächst auch nur auf dem Mist von anderen, wenngleich die Subspezies looteriensis et litteriensis von mir stammt. Und die spezifische Analyse unter (a) und (b) sowie die Konsequenzen bezüglich der skizzierten Szenarien.

Ich habe Philipp Bloms "Was auf dem Spiel steht" noch nicht gelesen (denke aber, dass er das ähnlich sieht); ebenso noch nicht die anderen Bücher von Luisa Neubauer ("Vom Ende der Klimakrise"), Carola Rackete ("Handeln statt hoffen") und Michael Timmermann et al. ("Wann wenn nicht wir") – sie sind jedoch auf dem Weg zu mir. Ich würde mich freuen, wenn darin ähnliche Gedanken geäußert würden.

Welche Person könnte dies erfolgreich kommunizieren? Es benötigte eine charismatische Person, die eine 'Ruck'-Rede hielte (halten könnte!) - ähnlich wie seinerzeit zum Beispiel Martin Luther King oder Mahatma Gandhi (nicht John F. Kennedy, Luisa Neubauer; der war in seiner konventionellen Welt verhaftet, aber dennoch eindrücklich) – eine Rede, die aufrührt, mitreißt und Neues bewirkt; schlicht eine Revolution bewirkt. Wer könnte das sein, Luisa Neubauer? Du, Felix Finkbeiner oder gar Philipp Blom, der von Eloquenz und Hintergrund das Zeug dazu hätte? Von den heutigen etablierten Bundestagsparteien (ausgenommen vielleicht Sahra Wagenknecht mit ihrem Stichwort "Umverteilung" in Philipp Möllers Buch, was dort leider nicht weiter verfolgt wird) jedenfalls niemand. Ich definitiv auch nicht, ich bin kein guter freier Redner, ein langsamer Leser und ein noch langsamerer Schreiber. Ich benötige Wochen für einen Beitrag wie diesen.

Revolutionen sind ja nun nicht genuin Schlechtes. Es gibt schlechte (zum Beispiel blutige, auch rückschrittliche wie die Ptolemäische nach Aristarchos von Samos), aber auch fortschrittliche Revolutionen. Zu Letzteren rechne ich zum Beispiel die heliozentrische Revolution (ab der Neuzeit um 1500), die Revolution der Chemie (ab Ende des 18. Jahrhunderts), die maßgeblich die allerdings auf fossiler Energie beruhende industrielle Revolution beförderte, die sexuelle Revolution der 1968er oder die Wenderevolution nicht nur bei uns in Deutschland ab 1990. Obwohl Letztere dazu beitrug, nach dem Zerfall der UdSSR den Kapitalismus global hoffähig zu machen – mit den bekannten Folgen. Ich erinnere mich da immer gerne daran, wie ein Mensch (Wladimir Putin), ein in ehemaliger nachgeordneter Funktion beim KGB beschäftigter Mensch, innerhalb weniger Jahre zum Milliardär aufsteigen konnte. Durch "ehrliche" Arbeit? Und Donald Trump? Eher nicht.

Man mag hierin Karl Marx sehen – Marx reloaded, ja (ganz im Sinne von Jürgen Neffe, der das in "Marx, der Unvollendete" mehrfach andeutet) – aber mit vielem Technischen, das Marx in keiner Weise absehen konnte.

Es könnte eine Idee sein, das Unvollendete in progressiver Weise zu vollenden.

Ich kann mir vorstellen, dass verschiedene Strömungen/Organisationen sich dies ideell auf die eigenen Fahnen schreiben möchten:

Steven Pinker, der meinen könnte, das hätte er mit "Fortschritt" doch schon immer gemeint (er ist aber in seinem bisherigen System des angeblichen Fortschritts verhaftet und denkt meines Erachtens nicht darüber hinaus).

Der evolutionäre Humanismus der Giordano-Bruno-Stiftung (gbs), der meinen könnte, das hätte er schon immer vorausgesagt. Hat er das wirklich?

Mehr Demokratie e.V., der das schon immer wollte? Aber warum hat Mehr Demokratie, mehr als doppelt so alt wie die gbs, noch immer nur halb so viel Förderer wie die gbs? Interessiert das subsp. l&l vielleicht gar nicht, weil er nicht "zu Ende denken kann oder will"?

C2C (Cradle to Cradle, etwa von der Wiege zur Bahre) will Re-, nein, Up-cycling; aber ist das nicht eigentlich selbstverständlich? Und wenn es das ist, warum ist es nicht Standard?

Wie geht das alles?

Es geht vor allem nicht von alleine; denn:

Dies ist keine graduelle evolutionäre Fortführung des Status quo à la Pinker, evolutionärem Humanismus, Mehr Demokratie oder Cradle to Cradle.

Es ist nichts Geringeres als eine längst überfällige ökonologische (wie oben angedeutet, ein Kofferwort aus ökonomische und ökologische) Revolution, die das bisherige System umwälzen wird – und die Pinker etc. um Längen, das heiß revolutionär, überholen wird, an der ich mich freue, teilzuhaben. Und es bedeutet nicht Rückschritt in ein Mittelalter, sondern schlicht Progression, oder besser einen Quantensprung, in Form der ökonologischen Revolution, die gleichsam ökonomische wie ökologische Prinzipien umfasst.

Es benötigt 'lediglich' (und das ist tatsächlich die Herausforderung!) eine breite Unterstützung. Global, das heißt nicht nur in 'unserer' westlichen Welt, sondern auch in Ländern wie China, Indien, Indonesien, Iran, Brasilien und so weiter; ich wünsche FFF, Extinction Rebellion & Co. weiterhin gutes Gelingen – mit friedlichem zivilen Ungehorsam! Ob das gelingt? Weiß ich nicht. Es hängt auch davon ab, ob solche Prozesse überhaupt in nur eine Richtung lenkbar sind.

Ich will mir gar nicht ausmalen, dass solche Prozesse auch von Populisten wie Höcke & Co. instrumentalisiert werden könnten. Das hatten wir schon mal …

Wohlgemerkt, ich würde dies alles gerne ohne Fremdbestimmung (was sicher nicht nur Fremdbestimmung heißen kann) bewerkstelligt wissen; sozusagen auf herkömmlich "demokratischem" Weg; die entsprechenden Parteien existieren derzeit aber nicht bzw. scheuen sich, eine eigentlich populäre Maßnahme anzusprechen und anzupacken. Und "gewisse Kreise" der Ultrasorte subsp. l&l wollen das nicht bzw. wollen Fremdbestimmung / Entfremdung. – Ich weiß, ich habe auch hier des Öfteren für einen "Langen Marsch durch die Institutionen" (= Politik) gestimmt. Aber die Zeit haben wir ganz einfach nicht mehr.

Alle Unterstützung sei sich dessen bewusst, dass die herrschenden Kräfte (mit Händen und Füßen, mit Zähnen und Klauen etc.) alles daran setzen werden, dies zu verhindern; sie werden sich ihres Profits zu sichern versuchen, wenn es sein muss (nein, kann!) mit Waffengewalt. Sie werden Lösungsansätze, wie hier geschildert, mit allen nur denkbaren Mittel zu denunzieren versuchen. Sie werden sich zu wehren wissen: Es wird an nationalen Grenzen im Extremfall mit scharfer Munition auf Klimaflüchtlinge geschossen werden. Aber sie werden 1.000.000.000 Flüchtlinge nicht aufhalten können. Grenzen werden überrannt werden. Und (meine allerschönste Vision dabei:) Soldaten werden ihre Gewehre niederlegen ("Ich mache diesen Scheiß nicht mehr mit!"), und Mitmenschen werden den Soldaten rote Nelken in ihre Gewehrläufe stecken (wie damals in Portugal …). Ja, natürlich hört sich das idealistisch an; na und?

Alle Unterstützung sei sich bewusst, dass ich und meinesgleichen sich ab jetzt auf der Watchlist diverser Staaten befinden.