In einer gemeinsamen Aktion aller für die Bistümer zuständigen Staatsanwaltschaften wurden am Montagmorgen Akten in sämtlichen Diözesen Deutschlands sichergestellt. Eine eigens eingerichtete Ermittlungsgruppe soll nun Hinweise auf bisher unbekannte Täter und die Verantwortlichen für die Vertuschungen zutage fördern.
Am Montag wurden in allen 27 deutschen Diözesen Razzien durchgeführt. Dabei wurden mehrere Regalkilometer an Akten beschlagnahmt, die Aufschluss über das tatsächliche Ausmaß des Missbrauchsskandals geben sollen. "Nachdem aufgrund der freiwilligen Herausgabe von Akten durch die Bistümer keine einzige Anklage erhoben werden konnte, müssen wir leider davon ausgehen, dass die Bistumsverantwortlichen den Ermittlungsbehörden bewusst nur jenes Material zur Verfügung gestellt haben, das nicht genügend Hinweise für ein Strafverfahren liefert oder bei denen die Taten verjährt beziehungsweise die mutmaßlichen Täter bereits verstorben sind. Daher mussten wir nun selbst aktiv werden, bevor auch die bisher nicht bekannten Fälle verjähren", sagte ein Sprecher des Generalbundesanwalts auf einer Pressekonferenz gestern Nachmittag, die per Livestream übertragen wurde.
Normalerweise ist der Generalbundesanwalt für die Verfolgung von Staatsschutzdelikten wie Terrorismus oder Spionage zuständig. In diesem Fall hatte er im Auftrag des Bundesjustizministeriums die Koordination einer gemeinsamen Aktion aller für die deutschen Bistümer zuständigen Staatsanwaltschaften übernommen. Das Vorgehen sei über Monate geplant worden. Früh am Montagmorgen seien Polizeibeamte dann zeitgleich mit Durchsuchungsbeschlüssen in die Verwaltungsgebäude aller deutschen Bistümer eingedrungen und hätten sämtliche Personalakten sowie weitere infrage kommende Aufzeichnungen sichergestellt. Dabei habe man vereinzelt auch Plastiksäcke mit geschredderten Papieren entdeckt, die sich nun ebenfalls in der Obhut der Behörden befänden.
"Es wird eine gigantische Arbeit sein, diese Masse an Material zu sichten. Dafür haben wir eine bundesweite Ermittlungsgruppe mit dem Namen 'EG 320-Reißwolf' eingerichtet. Es wird viele Monate dauern, bis wir zu ersten Ergebnissen kommen werden, vor allem das Zusammensetzen der vernichteten Dokumente wird ein langwieriges Puzzlespiel. Aber wir wollen das so schnell wie möglich bearbeiten, denn es ist ein Wettlauf gegen die Zeit, gegen die Verjährungsfristen", so der Sprecher weiter. Man erhoffe sich nicht nur Hinweise auf bisher nicht bekannte und möglicherweise noch im Amt befindliche Täter, sondern auch auf die internen Strukturen und die Verantwortlichen, die die jahrzehntelange Vertuschung erst ermöglicht hatten.
Ende Januar hatte Bundesjustizministerin Christine Lambrecht das geplante Vorgehen bereits im ZDF angedeutet: "In diesem Land bestimmt die Kirche nicht, zu welchen Archiven Staatsanwaltschaften Zugang haben. (…) Staatsanwaltschaften können selbstverständlich auch in kirchlichen Einrichtungen durchsuchen und auch beschlagnahmen. Wir kennen keine Geheimarchive und das werden wir auch genauso durchsetzen." Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, wollte sich bisher nicht zu den Durchsuchungen äußern.
Unsere aufmerksamen Leser haben es bemerkt: Die Meldung, dass es Razzien in allen Bistümern gab und Akten beschlagnahmt wurden, war - natürlich - ein Aprilscherz.
31 Kommentare
Kommentare
Konrad Schiemert am Permanenter Link
1. April?
Tassilo Wenzl v... am Permanenter Link
Ein solcher Aprilscherz wäre alles andere, als ein Scherz, sondern strafbewehrte üble Nachrede, mindestens. Und es wäre in der Tat nicht lustig, denn das Thema ist ungeheuerlich und längst nicht aufgearbeitet.
Epikur am Permanenter Link
1. April. Außerdem war gestern Dienstag, nicht Montag.
hpd-Redaktion am Permanenter Link
Danke für den Hinweis, ist korrigiert.
Gondel am Permanenter Link
Nachtigall, ick hör dir trapsen.
Dr. Ingeborg Wirries am Permanenter Link
Hoffentlich ist das nicht wieder ein Aprilscherz!
"Plastiksäcke mit geschredderten Papieren" in den Verwaltungsgebäuden aller deutschen Bistümer: So gehen Kriminelle vor!
Falls das nun doch kein Aprilscherz ist: Schön, dass sich die Staatsanwaltschaften endlich dazu bequemt haben, tätig zu werden - mit dieser Zögerlichkeit haben sie den Bistümern ja wirklich genug Zeit gegeben, ebenfalls schreddernd und schwärzend tätig zu werden und die Verjährungsfristen auszunutzen. Diese Verschleppungstaktik der Staatsanwaltschaften muss einen schon wütend machen!
Heinz König am Permanenter Link
1. April
oder
Zu schön, um wahr zu sein?
Henneges am Permanenter Link
Gratulation zu dem guten Aprilscherz. Wäre auch zu schön gewesen, wenn es sich so zugetragen hätte.
Saskia Conradt am Permanenter Link
Da sind wohl Weihnachten und Ostern auf denselben Termin gefallen!
Jana Steinhaus am Permanenter Link
Chapeau, lieber hpd, es sei dir gegönnt: Wenigstens EINMAL im Jahr darfst du mal aus der Wünsch-dir-was-Welt schreiben.
Sehr vergnüglicher Artikel, tut trotzdem oder gerade deshalb weh.
Martin am Permanenter Link
Oder auch zweimal! In der spanischsprachigen Welt spielt der "Día de los Santos Inocentes" am 28. Dezember in etwa die Rolle des 1. Aprils.
A.W. am Permanenter Link
Ich befürchte das das leider nur ein Aprilscherz ist.
Oder ?
Ulrich Hergl am Permanenter Link
Ich finde es tatsächlich nicht witzig, damit einen Aprilscherz zu machen.
Roland Fakler am Permanenter Link
Ja, so hätte es laufen sollen, aber nicht am 1. April 2020, sondern am Buß- und Bettag 2018.
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Kaum zu glauben, dass das wirklich geschehen ist und wenn doch, so war es höchste Zeit
Gondel am Permanenter Link
Habe gerade gesehen: Vor unserer Gemeindekirche ist eine lange Tischreihe mit meterlang voneinander getrennten Aktenstapeln aufgebaut.
Tassilo Wenzl v... am Permanenter Link
Aus welchem Grund findet man in der Presse nichts darüber?
Hans Trutnau am Permanenter Link
Weil das exklusiv dem hpd von den üblichen Verdächtigen gesteckt wurde?
Bernhard Löhn am Permanenter Link
Okay, als alter Pressemann habe ich eben mit dem Pressesprecher der Generalbundesanwaltschaft telefoniert! Ergebnis: Die wissen von nichts und es gab weder eine Pressekonferenz noch einen Livestream!
Bernd Kockrick am Permanenter Link
Es schmerzt mich sehr, dass diese Meldung leider nur ein April-Scherz ist.
Roland Weber am Permanenter Link
Warum immer nur der 1.April?
24./25.Dezember und die Ostertermine könnten doch auch für Spaß in solch trüben Zeiten sorgen!? Einer breiten Veralberungs-Tradition sollte gerade an diesen Tagen humorvollen Tribut gezollt werden werden … St.Martin wäre ja auch noch zu erwähnen: Schenkt ein Bischof einem Bettler einen halben Mantel und noch Jahrhunderte danach sind alle aus dem Häuschen … Oder: Predigt da einer voll des ungeheilten Geistes in allen nur erdenklichen Sprachen ...
Hugo am Permanenter Link
Bei alledem, was bisher an Unsäglichkeiten bekannt geworden ist, kommt diese Massnahme viel zu spät und lässt wieder mal auch begrübdete Spekulationen zu, bedenkt man die Macht und den Einfluss der KK in Deutschland i
Hans Trutnau am Permanenter Link
Nee, liebe hpd-Red., das ist so offensichtlich, dass ich das nicht weiter kommentiere...
Sepp Rothwangl am Permanenter Link
Ich gratuliere herzlich zu diesem Aprilscherz!
Der ist wirklich gut!
DANKE!!!! www.betroffen.at
Ein paar sind drauf reingefallen:
Watergate.tv z.B.
Falco am Permanenter Link
Als Missbrauchsopfer katholischer Priester, dessen Täter nicht zur Rechenschaft gezogen wurden, kann ich nur sagen: Da schreiben Sie endlich mal die Wahrheit - und es ist nur ein Fake...
Kathrin am Permanenter Link
Für die Opfer dieser pädophilen kriminellen Bande wäre ein solches Vorgehen längst überfällig. Nur leider unterstützt unser Staat diese Kriminellen.
Michael am Permanenter Link
Danke für diesen Kommentar, Sie finden die richtigen, deutlichen Worte.
Lila Grütze am Permanenter Link
Zu schön, um wahr zu sein...
Anke Heitland am Permanenter Link
Schade,.... hatte mich schon gefreut und gedacht endlich, jetzt geht es weiter...
Frank Moosmann am Permanenter Link
Also beim besten Willen, über so etwas macht man keinen April-Scherz! Welchem Redakteur ist hier der „Hausarrest“ zu sehr in den Kopf gestiegen?
April-Scherze sollen lustig sein.
M. Landau am Permanenter Link
Auch am 1. April hatten die zigtausend Opfer der Pädophilen und ihrer skrupellosen Kirchenpaten nichts zu lachen. Das Leid der Missbrauchten und die Folgen verjähren nie.