KONSTANZ. (hpd) Es ist auch in der heutigen Zeit keinesfalls eine Ausnahme, wenn sich Prediger mit deutlichen Worten gegen die Atheisten und Konfessionsfreien wenden. Als Diskriminierung will das dann kaum ein Beobachter bezeichnen, viel eher gehöre es ja zum Auftrag, gegen diejenigen zu wettern, die vom Glauben abgefallen sind, um die eigene Religion in ihrer Bedeutung zu würdigen und sich eigens und die Gemeinde als bessere Menschen, als Auserwählte, darzustellen und sich überhöht und gleichsam selbstherrlich zu loben und zu preisen.
Oftmals passiert dies in den Kirchen, abgeschieden und von der Außenwelt nicht bemerkt. Dass sich eine Pfarrerin aber in einer Fernsehübertragung in eine wirre Auslegung der Rechtfertigung von “Rachegefühlen”gegenüber “den Gottlosen” einzulassen vermag, hat schon eine neue Dimension. So geschehen in der Sendung “Nachgefragt”, die das Schweizer Fernsehen (SRF 1) am 7. Februar 2016 ausstrahlte. Nach der Übertragung des Gottesdienstes aus der evangelisch-reformierten Gemeinde im für das “Weltwirtschaftsforum” bekannt gewordenen Alpendorf Davos interviewte Christine Stark die Theologin Cornelia Camichel Bromeis zu dem in der Andacht in den Mittelpunkt gestellten Psalm 31.
Das Bibelwort, von dem viele Gläubige – wie so oft – nur die harmlosen Zeilen wie “Meine Zeit steht in deinen Händen…” (Vers 16) oder “Denn du bist meine Fels und meine Burg, und um deines Namens willen wolltest du mich leiten und führen” (Vers 4) kennen, ist in seinem weiteren Verlauf aber gleichsam – wie eben auch so häufig in dieser “Heiligen Schrift” – gnadenlos und brutal: “Die Gottlosen müssen zu Schanden werden und schweigen in der Hölle” (Vers 18). Daran stieß sich auch die Moderatorin und wollte von ihrem geistlichen Gegenüber doch wissen, wie man mit solch einer Passage in der heutigen Zeit umgehen sollte.
Im Verweis auf den Zusammenhang des Textes, der aus dem Blick des Volkes Israel zu sehen sei, erläuterte Cornelia Camichel Bromeis ihren Standpunkt, wonach Rachgedanken in solchen Situationen sicherlich nachvollziehbar gewesen seien, aber gleichsam wohl auch für die Moderne ihre Geltungsberechtigung hätten: “Es braucht ein Ausdrucksmittel, um eben solche Gefühle auch einmal ausdrücken zu können”, so die Pfarrerin in konkreter Frage zum 18. Vers, der die Gottlosen verdammt. “Wir sind es heute nicht mehr gewohnt, Rachegefühle zuzulassen”, rechtfertigte die Theologin in ihren weiteren Ausführungen, ohne dabei auch nur im Ansatz den Versuch zu unternehmen, sich exegetisch von der Aufforderung zu distanzieren, wonach die “Ungläubigen” wohl augenscheinlich in der Hölle “schmoren” sollten.
Eine doch verdutzte Christine Stark wollte es nochmals explizit wissen, ob es nicht schwierig sei, solche Worte auch zu beten. Sie selbst habe damit Mühe, so die Moderatorin – die Pfarrerin dagegen wohl nicht: “[…] ich finde […] es auch ganz wichtig, dass wir das [den Rachegedanken, Anmerkung des Autors] aussprechen”. Zwar sei ja niemand gezwungen, solche Bitten in den Mund zu nehmen, verwerflich findet es die reformierte Geistliche aber wohl nicht. Immerhin schränkt sie auf die Frage, wie es sich mit der Umsetzung solcher “Rachgefühle” verhalte, ein: “Er [der Rachegedanke] wird Gott übertragen – und Gott soll sich rächen”. Die Gefühle darf man selbst hegen, das grausame Werk darf dann aber Anderen überlassen bleiben. Das macht die Sache nicht besser, im Gegenteil: Gott “soll” sich gar rächen – wiederum ein Aufruf, der nicht nur mit einem absurden, aber doch typisch christlichen Gottesbild in Verbindung gebracht werden kann, sondern gleichsam für manch einen Vertreter der liberalen Theologie eine Anmaßung darstellen muss.
Je länger das Gespräch dauerte, desto grotesker wurden die Äußerungen der Pfarrerin. Offenbar sieht sie die “Gottlosen” als diejenigen, die Ungerechtigkeit in diese Welt bringen. Dafür wohl auch ihre Rachegedanken, denen Gott schlussendlich sein Urteil folgen lassen soll. Darauf setzt sie, wenn sie festhält: “Und darin besteht das Vertrauen auch, dass irgendwann Gerechtigkeit herrschen wird”. Sie selbst würde sich nie rächen, sie sei behütet aufgewachsen – was wohl bedeutet, dass allein die christliche Erziehung dazu führen könne, gar nicht erst auf die “schiefe Bahn” zu geraten, “ungläubig” zu werden. Gleichwohl könne sie Rachgefühle verstehen, “auch wenn ich es nicht gutheiße, natürlich”. Sie würde sich dafür die Finger nicht schmutzig machen, scheint es: “Die Tat, das Umsetzen, soll man bitte Gott überlassen”.
Zurück bleibt eine irritierte Christine Stark, eine Konfirmandengruppe, der man wünscht, sie möge rasche Seelsorge für das erhalten, was ihre Pfarrerin an Weltbildern vermittelt hat – und die Frage, was tatsächlich in unseren Kirchen jeden Sonntag gepredigt wird. Da empören wir uns über Hetze einerseits, lassen andererseits aber zu, dass der christliche “Wolf im Schafspelz” nicht minder zu rechtfertigen scheint, dass “Heiden” für ihren Unglauben gerächt werden sollten. Man mag Cornelia Camichel Bromeis für ihre Offenheiten danken, die einem größeren Publikum ermöglicht haben, sich ein Bild darüber zu machen, dass auch Protestanten in ihrer Deutlichkeit der Schrifttreue ins Nichts nachstehen – und wohl auch nicht davor zurückschrecken, jedwede Interpretation von “Gottes Wort” um der “Gerechtigkeit willen” zu unterlassen. Gerechtigkeit, die in diesem Zusammenhang wohl kaum etwas Anderes bedeuten kann, als Hass gegen jeden zu säen, der seine garantierte Religionsfreiheit ernst nimmt.
39 Kommentare
Kommentare
Thomas B. Reichert am Permanenter Link
Die Gottlosen sind die Priester! Die Priester reden abstrakt, allegorisch .. über Vater Sonne, Sonnenlicht und Leben und erschaffen so in Glaubenden ein kollektives Über-Ich.
Die gutgläubigen Schafe (Glaubende) werden ihre Priester verteufeln und in die Hölle schicken.
Walter Röbber am Permanenter Link
Alle die Not, Tot und Leid über Menschen, Tiere und der Natur gebracht haben und auch heute noch tuen, dass ist die Kirche mit ihren Bibel und Priester, das sind die gottlosen,die herzlosen,die Wölfe im Schafpletz!
…Holger T. am Permanenter Link
Ja so ist es halt immer: Wenn's konkret wird, müssen eben auch rhetorisch geschulte Pfarrer die geistlichen Hosen runterlassen.
Was das aber mit den so viel beschworenen christlichen Werten zu tun hat, die stets offiziell als positiv vermarktet werden, erschließt sich nicht.
Elke Metke-Dippel am Permanenter Link
Die Theologin zeigt das zweite Gesicht des christlichen Gottes ... oder ist es das wahre Gesicht? Die Ausrede, dieser Rachegott sei der jüdische des AT, wird hier gar nicht erst bemüht.
Wolfgang am Permanenter Link
Es ist das wahre Gesicht eines von Menschen erfundenen Gottes. Nur mit der Dummheit lässt sich ein Volk der Gläubigen lenken.
Die Wahrheit bleibt, es gibt keinen Gott. Wie kann dann ein Gott rächen????
Helmut Monreal am Permanenter Link
Wolfgangs Kommentar ist so kurz, bündig und treffend, dass es keines weiteren Zusatzes bedarf.
Paul am Permanenter Link
Wenn die Ungläubigen nur die Rache eines Gottes zu fürchten hätten, könnten wir uns ja getrost zurück lehnen darauf warten bis es soweit ist, doch seit 2000 Jahren nehmen es gelegentlich oder des Öfteren deren Fußvolk
Noncredist am Permanenter Link
>> Sie würde sich dafür die Finger nicht schmutzig machen, scheint es: “Die Tat, das Umsetzen, soll man bitte Gott überlassen”. <<
Das Geistliche auch gerne Öl in das bennende Feuer des Hasses gießen, dürfte kaum jemand überraschen.
Die Bibel lehrt, dass man ruhig dem Sklavenmeister dienen sollte. Man soll dem Kaiser, dem König oder sonstigen "Unterdrücker" gehorchen. Brav den Mund halten und nicht aufmucken. Weshalb? Weil "eines Tages" das übermächtige Dampfwesen die "gerechte Strafe" über diese Unterdrücker aussprechen wird. Man selbst - in irgendeiner Form - wird für das Buckeln belohnt werden. Der Buckelerzeuger hingegen bekommt die Strafe. So jedenfalls soll gemäß der Bibel das Weltbild des Gläubigen aufgebaut werden.
Bis dahin darf man zwar Rachegefühle hegen, gegen Unterdrücker, Herrscher oder sonstigen Israelfeinde/Jahwehasser/"Ungläubige"/usw., aber die Handlung gegenüber diesen Leuten soll man bittesehr auch dem Gott überlassen. Man selbst soll sich die Finger nicht "schmutzig machen" oder, wenn man es kritischer sehen möchte, soll man den naturalistischen status quo dieser Situation nicht aktiv verändern. Bei den Israeliten womöglich, um keine weiteren blutigen Niederlagen zu erleben. Bei heutigen Religionsgemeinschaften wohl eher, um der finanzstarken Koalition zwischen Kirche und Staat/Herrscher keinen Kratzer zu bescheren.
Jesus soll damals beim Tempel AKTIV geworden sein. Er stieß einen Tisch um, weil sie "unreligiöserweise" Geld für eine religiöse Handlung verlangten.
Jesus-Anhänger sollen "im Geiste" Hass auf den Tisch hegen. Doch irgendwas verändern? Bitte nicht! Sie sollen in diesem Leben möglichst oft und stark leiden! Denn dann ist der Wunsch nach einer leidlosen Welt, eine Hoffnung auf Erlösung (vom Leid) oder in diesem Falle eine Ausübung der Rache durch einen Gott um einiges höher als bei einem "erfüllten Leben". Und solche "gemeinsamen Rachegedanken" schweissen diese (unterdrückten) Menschen letztendlich stärker zusammen. Die Kirche "wächst", weil sie nichts unternimmt, und stattdessen gemeinsam die Hände faltet und darauf hofft, dass die Vorstellung "wahr" ist und handlen wird. Irgendwie.
Die Bibel propagiert das Buckeln und Händefalten der Schwachen, weil sie den Gläubigen verspricht, dass Gott eines Tages eine Rache (im Afterlife) "gegenüber den Gottlosen" ausüben wird. Aber in DIESER Welt, für einen Naturalisten und Atheisten wie mich, hat eine solche Hoffnung keinen Wert. In meinem erfühlbaren und realen Welt werde ich das Leid nicht so unreflektiert hinnehmen. In einer Demokratie kann man aktiv dagegen angehen. In dieser Welt hat eine solche Vorstellung - insbesondere in unserer FDGO-geprägten Umgebung - keinerlei Funktion mehr. Es sei denn, man will den "status quo" des Verhältnisses zwischen Kirche und Staat beibehalten. "Du hälst sie arm, ich halte sie dumm" ;)
Wolfgang Kommer am Permanenter Link
Diese Ausführungen werden von 2000 Jahren Kirchengeschichte eindrucksvoll widerlegt.
Thomas Göring am Permanenter Link
wie denn nun das?
Ganz allgemein gesagt: Humane (und darum oftmals sogar selber an Leib & Leben gefährdete) Einzelfälle bzw. Ausnahme-Persönlichkeiten gab und gibt es letztlich in jedem Unterdrückungssystem (und deshalb sollten diese nicht vergessen werden). Das ändert allerdings nichts an der Unmenschlichkeit bzw. an der durch solche ideologischen/religiösen/politischen Unterdrückungssysteme organisierten und/oder unterstützten Barbarei (und deshalb sollten auch diese nicht vergessen werden, - einerseits zum Gedenken ihrer Opfer und andererseits zum Durchschauen der bis heute anzutreffenden Apologeten ihrer Schandtaten).
Wie sagte Brecht so treffend: "Prüfe die Rechnung, du musst sie bezahlen. Lege deinen Finger auf jeden Posten, und frage: wie kommt er hierher?"
Wolfgang Kommer am Permanenter Link
Meinen Sie etwa:
Prüfen sie mit Brecht die Rechnung und behaupten Sie nicht irgendetwas nur weil es in Ihr Konzept passt!
Matthias Stich am Permanenter Link
Ehrenamtliches Engagement gibt es von gläubigen Menschen egal welcher Religion genauso wie von konfessionsfreien Menschen, Ungläubigen, Atheisten. Das ist kein kirchliches Monopol.
Und alle anderen sozialen kirchlichen(?) Leistungen zahlt übrigens tatsächlich die öffentliche Hand. (Siehe z.B. "Violettbuch Kirchenfinanzen" von Carsten Frerk und/oder viele andere Veröffentlichungen zu diesem Thema) Aber die Kirche hat sich ja noch nie gescheut, sich mit fremden Federn zu schmücken.
Wolfgang Kommer am Permanenter Link
Hallo Herr Stich!
Ausgangspunkt dieser Diskussion war der Kommentar von Noncredist, wonach Christen nicht die welt gestalten.
Natürlich gibt es viele nicht-Christen die hervorragend sozial tätig sind: Juden, Moslems, Atheisten, andere.
Wenn wir mit Flüchtlingen lernen, zahlt die öffentliche Hand absolut nichts. Wenn Sie wollen, können Sie mich gerne besiuchen und überzeigen – oder Sie können auch gerne weiter in Ihrem violetten Buch lesen und die Wirklichkeit weit von sich fernhalten.
Ihnen einen schönen Abend, mit freundlichem Gruß
Matthias Stich am Permanenter Link
Immer wieder schön, wenn überzeugte Anhänger eingebildeter Gottheiten von der Wirklichkeit sprechen. LOL
Thomas Göring am Permanenter Link
Aber Herr Pfarrer, warum so verärgert? - Ich finde es immer wieder interessant, festzustellen, wie gereizt oder z.T.
Sind nun die größtenteils staats-/öffentlichkeits-finanzierten kirchlichen Sozialleistungen eine Widerlegung etwa der historischen Fakten, dass es eine jahrhundertelang praktizierte Inquisition & Ketzerverfolgung (plus Hexenverbrennungen in katholischen & protestantischen Ländern) sowie im 20. Jh. die Kollaboration von Kirchen & Diktaturen (incl. diverser klerikalfaschistischer Regime in Europa & Lateinamerika) gegeben hat?
Das wird doch selbst von kritischen Christen ehrlich & klar ausgesprochen. -
Und bezüglich des von Ihnen als "Unsinn" Dargestellten sind Sie in Ihrer Wortwahl wohl schon aus gutem Grunde vorsichtig, wenn Sie die Formulierung gebrauchen "dass das zur Gänze die öffentliche Hand bezahlt". Von einer solchen 100%-Finanzierung (= "Gänze") hat meines Wissens niemand gesprochen, oder? Diesen "Unsinn" haben wohl eher Sie selber erfunden, nicht wahr, Herr Pfarrer, nämlich als Pappkameraden.
Wolfgang Kommer am Permanenter Link
Sehr geehrter Herr Gröding,
Ich bin übrigens nicht Pfarrer.
Thomas Göring am Permanenter Link
Sehr geehrter Herr Kommer,
Sie sind kein Pfarrer - und ich heiße nicht Gröding.
Dass der hpd die Dinge anders darstellt, als Sie es gerne hätten, mag wohl bedauerlich für Sie sein.
Danke für die Einladung in Ihre Pfarre, jedoch werde ich davon keinen Gebrauch machen.
MfG Göring
Tom am Permanenter Link
Bereits vor über 40 Jahren hat der Humanist und Psychologe James W. Prescott eine konstruktive Kritik zu ebendiesem Kontext verfaßt: http://www.violence.de/prescott/bulletin/article-d.html
Michael Paschko am Permanenter Link
Ich denke, dass diese eigenartigen Ausführungen der Pastorin deswegen so seltsam anmuten, weil sie die Voraussetzungen ihrer eigenen weltanschaulichen Haltung nicht offenlegt, weil sie es aufgrund ihrer beruflichen Po
Hört man nämlich genau zu und liest ein wenig zwischen den Zeilen, dann wird klar: Hier spricht eine Atheistin in religiöser Sprache. Die Pastorin glaubt gar nicht an die Existenz Gottes, ebensowenig wie sie an Christus glaubt. Das wird in ihrem allerletzten Satz deutlich, indem sie sagt, das Jesus seine eigene Auferstehung ("am eigenen Leib") nicht mehr erfahren habe. Für sie ist Jesus tot. Die Pastorin ist keine Christin. Unter diesen Voraussetzungen muss man ihre Ausführungen verstehen.
Wenn sie also davon spricht, man solle Gott die Ausführung der Rache überlassen, so stellt sie sich das rein psychologisch vor: Es geht darum Rachegefühle in der Phantasie durchzuspielen um sie nicht in der Realität umsetzen zu müssen.
Das Problem dabei ist: Weil sie nicht sagt, dass sie gar nicht an Gott glaubt, kann man sie missverstehen (muss man sie als Glaubender sogar missverstehen). Denn wer sich Gott als handlungsfähige Instanz vorstellt, für den bleibt natürlich bei der Abgabe der Rache an Gott, die Rachehandlung im Ausführungsmodus.
Meine Kritik ist: Weil die Pastorinnen und Pastoren, die dergleichen verkünden, aus Angst vor der Reaktion ihrer Gemeinden und Kirchenleitungen verschweigen, dass sie nicht an Gott glauben, transportieren und stärken sie weiterhin die problematischen Botschaften, die sie eigentlich gar nicht verbreiten wollen.
Meine zweite Kritik ist: Weil sie aus Gründen der Tradition meinen, mit der Bibel arbeiten zu müssen, verwenden sie ständig für ihre eigentlich psychologisch gemeinten Botschaften völlig ungeeignete Texte. Es gibt aus der Gegenwart doch viel geeignetere Texte, anhand derer sie ihre Inhalte viel besser und ohne Missverständnisgefahr rüberbringen könnten. Sie müssen die Bibel endlich aus der Hand legen. Das ist ein Buch für Historiker, nicht für Seelsorger.
Thomas Göring am Permanenter Link
Ach so: Die Rache befürwortende Theistin sei in Wahrheit bloß eine Atheistin! So einfach geht das also... Sind denn dann die gewaltfordernden Bibelpassagen auch atheistisch?
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Verstörend und interessant - aber leider systemisch und in seiner Tragweite nicht bedacht.
So kommentiere ich diese Diskussion.
Welcher Irrsinn grassiert in manchen Theologenköpfen, wenn sie Rache für selbstverständlich halten, falls sich jemand erdreistet, nicht "Gottes Wort" anzuerkennen? In der Tat ist wenig tröstlich, dass diese Person von eigenen Aktionen absieht. Was ist mit jemandem, der "Gott" noch mehr liebt, als sie? Was ist, wenn dieser sich die Poleposition im Himmel ergattern will, indem er Heiden mordet? Sicher, dieser Mörder hätte nicht seinem "Gott" die Rache überlassen. Aber dass es überhaupt einen Grund für Rache gibt, vermittelt die Bibel und nimmt auch die Pfarrerin an.
Das ist der eigentliche Skandal! Ob ich jemanden im realen Leben mittels Selbstjustiz oder von einem ordentlichen Gericht aburteilen lasse, ist rechtstaatlich gesehen ein gewaltiger Unterschied, jedoch wäre die Bestrafung eines Unschuldigen in beiden Fällen unangebracht.
Menschen haben in unserer fortschrittlicheren Welt jedes Recht, jede Weltanschauung, auch den Unglauben, anzunehmen. Ich will das hier gar nicht qualifizieren. An diese modernen Regeln hat sich auch "Gott" zu halten, der uns - folge ich den Bibelmärchen - genauso geschaffen hat, damit wir diese ethischen Grundregeln entwickeln konnten.
Und wenn "Gott" sich gefälligst daran zu halten hat, dann sein Bodenpersonal schon dreimal. Nicht nur in Taten, sondern auch in Gedanken und Worten...
Michael Paschko am Permanenter Link
Ich stimme dir zu, wenn man deine Kritik als eine Kritik am historischen Bibeltext liest: So ist er gemeint und so ist er auch zu kritisieren.
Ich denke aber, dass wir mit dieser Kritik nicht dem hier diskutierten konkreten Fall der Ausführungen der Pastorin im Schweizer Fernsehen gerecht werden. Zu kritisieren haben wir hier, dass sie mit dem Bibeltext nicht angemessen umgeht.
Aber sie meint persönlich etwas anderes (auch wenn sie damit in der Exegese völlig daneben liegt). Sie ist ja, wie ich in meinem Kommentar oben ausgeführt habe, selbst eine Gottlose, eine, die nicht an Gott als existente und handlungsfähige Instanz glaubt. Für sie steht "gottlos" nicht für diejenigen, die nicht an Gott glauben. Ihren Ausführungen kann man entnehmen, dass die Gottlosen für sie für Menschen stehen, die einem Opfer etwas angetan haben, in dessen Folge Hass- und Rachegefühle im Opfer ausgelöst worden sind.
Weil sie den historischen Text falsch versteht und für ihre seelsorgerischen Bedürfnisse gegen seinen historischen und religiösen Sinn missbraucht (was nicht passend ist, wird passend gemacht), gerät sie hier auf hpd in Teufels Küche und riskiert, dass sie Glaubenden vermittelt, Gottlose (im eigentlichen Sinne) unterlägen zu Recht der Rache Gottes.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
"Sie ist ja, wie ich in meinem Kommentar oben ausgeführt habe, selbst eine Gottlose, eine, die nicht an Gott als existente und handlungsfähige Instanz glaubt."
So gesehene stimme ich deinem ersten Kommentar weiter oben zu. Nur vergrößert dies ja das Dilemma. Justin Welby, Erzbischof von Canterbury, hatte letztes Jahr in einem Interview gesagt, er glaube nicht mehr an Gott. Starker Tobak aber im Grund logisch, weil ja gerade Theologen, die sich beruflich mit "Gott" auseinandersetzen müssen, bessere Einblicke in den absurden Unsinn haben, als der Folklorechrist.
Ich stelle es mir grauenhaft vor, z.B. als Papst lächerliche Kostüme tragen zu müssen, unsinnige Formeln nachzuplappern und vor sich tausende von Gläubige zu sehen, denen man blühenden Unsinn erzählen muss. Denn ich denke nicht, dass es einen Papst während der letzten 200 Jahre gab, der ernsthaft an den Geist im Weltraum geglaubt hat.
Das kommt mir so vor wie ein Schwuler, der nach außen mit einer Frau verheiratet sein muss, um Alimente vom Staat zu kriegen. Unerträglich!
Auf die Bibel gehe ich gerade bei Theologen immer wieder zurück und demontiere sie, WEIL die Bibel noch heute benutzt wird, um hin und wieder die Arbeit eines Sozial- oder Psychotherapeuten zu machen. Ich höre mit meiner Bibelkritik erst auf, wenn die Bibel kein offizielle Machwerk der christlichen Kirchen mehr ist.
Es liegt an der Vertretern der Kirchen selbst, zu entscheiden, was ihnen wichtiger ist: den Mitmenschen zu helfen oder auf Biegen und Brechen einen alten Geisterglauben aufrechtzuerhalten...
Hans Trutnau am Permanenter Link
Erstaunlich, welch seltsame Blüten Religionitis treiben kann. Man könnte heulen, wenn es nicht so lächerlich wäre.
Harald Jeitler am Permanenter Link
Die priester und innen verhalten sich angesichts wachsender Kritik und tiefgreifenderer Hinterfragung der Glauberei allgemein,so wie sich ertappte Straftäter verhalten,wenn man sie in flagranti erwischt und ihnen die
Sie werden aggressiv und denken an Rache.Sie denken nicht nur an Rache,sie WOLLEN sich auch rächen....in diesem Falle,an den Gottlosen.Um sich selbst nicht zu besudeln,meinen sie,daß gott diese Arbeit(Rache üben)übernehmen werde.Man rächt sich dann an Unschuldigen und schiebt gott die Verantwortung für etwaige Verbrechen gegen die Menschlichkeit,in die Schuhe.Wie geschickt,wie klug,wie verbrecherisch.
Nach diesem Schema,terrorisieren die monotheisten seit zweitausend Jahren die Menschheit und schaffen es immer wieder die Gläubigen an der Nase herum zu führen.
Aber irgendwann,geht auch der schlimmste und längste Horrorfilm einmal zu Ende (der Begriff Horrorfilm ist hier deshalb angebracht,weil sich die priester und innen,wie Schauspieler in Szene setzen um die Menschen gezielt zu manipulieren)und die Kleriker werden genötigt sein,sich der Wirklichkeit zu stellen und all ihre unangenehmen Fragen wahrheitsgetreu zu beantworten.
Davor graut es jedem priester.Zurecht.
Wer in einer Welt aus LÜGEN zuhause ist,der hat es nötig sich zu rächen......
an denen,die die Wirklichkeit ans Licht bringen wollen.
WARUM ist es denn so schwehr,die Vergangenheit ad acta zu legen?
WARUM setzen sich die Gläubigen nicht mit den Ungläubigen an einen Tisch und versuchen die Spannungen zwischen den unterschiedlichen Gruppierungen zu entschärfen?
Wie kann es sein,daß die sogenannte krone der Schöpfung herumalbert und streitet,wie es auch die Affen zu tun pflegen?!?
Mal ehrlich....ohne die götter währ' es friedlicher
Ohne Rache,ohne Strafe und ohne Bußkrampf und all die blutigen Gedanken,die auf dem Mist der kirche gewachsen sind bzw.ersonnen wurden,währe dieser Planet ein Ort,auf dem sich ALLE wohlfühlen könnten.
Man müsste sich nur endlich zusammensetzen und einen internationalen,länder-und religionsübergreifenden DIALOG beginnen.
Einen Dialog,den wir alle auf gleicher Augenhöhe führen können.
Doch zuerst gilt es den Zorn und die Rachsucht der götter oder der priester(so genau weiß das keiner)zu besänftigen.
GEHET HIN IN FRIEDEN !
Was hindert uns daran??
Gregor Gerland am Permanenter Link
Wofür eigentlich, muss Rache an "den Gottlosen" geübt werden? Was haben diese der in ach so "behüteten Verhältnissen aufgewachsenen" Pastorin eigentlich getan?
Im Grunde genommen nichts, außer, dass sie dem Gotteswahn (Dawkins) nicht unterliegen und sich den abstrusen Ritualen der Gottgläubigen nicht unterwerfen müssen.
Der im "Glauben" liegende Selbstbetrug muss gewaltig schmerzen, bei einem solchen Rachedurst.
Norbert Schönecker am Permanenter Link
S.g. Herr Gerland!
"Wofür eigentlich, muss Rache an "den Gottlosen" geübt werden?"
In Vers 18 kommt dann die thematisierte Stelle: "Scheitern sollen die Frevler, verstummen und hinabfahren ins Reich der Toten."
(Beide Male Einheitsübersetzung)
Es geht nicht um einen simplen Disput der Weltanschauungen. Es geht um einen Kampf auf Leben und Tod.
Abu Hafs am Permanenter Link
Die ist doch selber eine Ungläubige und betet in ihrer komischen Sekte einen Götzen an. Allah ist der einzige wahre Gott. Wer Allah und seinen Propheten nicht annimmt steht im Rang sogar unter den Tieren.
tom am Permanenter Link
Du solltest das als Satire kennzeichnen, nicht daß das jemand mißversteht...
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Ich finde, es ist deutlich genug als Satire zu erkennen. Doch sollte Abu Hafs aufpassen: Manche Muslime verstehen bei Satire einfach keinen Spaß!
Udo Endruscheit am Permanenter Link
Zu dieser schönen Begebenheit im Schweizer Fernsehen wäre viel zu sagen... und wurde ja auch von den Kommentatoren viel gesagt.
Dieter Bauer am Permanenter Link
Ist der ein Atheist, der von Traumtänzern Beweise für ihrer Behauptungen fordert?
Ist der ein Atheist, der den Messergebnissen aus der Physik mehr vertraut als den Nebelkerzen der Religioten?
Frieden predigen und Unfrieden verursachend ausüben sind Kennzeichen von Lügen, Betrug und Missbrauch. Realisten bedürfen nicht solchen Tuns.
Udo Endruscheit am Permanenter Link
Tja. Das sind eben geistige Verirrungen, die bei dem irrationalen Hintergrund religiöser Lobbyisten letztlich hingenommen werden müssen.
Ich wäre schon gespannt, was ein hoher Repräsentant ihrer Kirche sagen würde, wenn man ihn nach seinem Zustimmungsgrad zu diesen Äußerungen fragen würde...
Christian Roduner am Permanenter Link
Wir tun hier der Pfarrerin und Theologin Cornelia Camichel Bromeis Unrecht. Was hätte sie anders machen sollen?
Ich sehe hier keinen besseren Weg, die Bibel gelten zu lassen und damit dem Glauben treu zu bleiben und die heikle Bibelstelle möglichst geschickt in die heutige Ethik einzubetten. Alles darüber hinaus würde eine Abkehr vom Glauben bedeuten, was wir von einer Pfarrerin und Theologin nicht erwarten dürfen. In diesem Licht ist allerdings Michael Paschkos Kommentar sehr interessant!
PS. Dennis, sei bitte vorsichtig mit Unterstellungen wie diesen: "Sie selbst würde sich nie rächen, sie sei behütet aufgewachsen – was wohl bedeutet, dass allein die christliche Erziehung dazu führen könne, gar nicht erst auf die “schiefe Bahn” zu geraten, “ungläubig” zu werden. Gleichwohl könne sie Rachgefühle verstehen, “auch wenn ich es nicht gutheiße, natürlich”. Sie würde sich dafür die Finger nicht schmutzig machen, scheint es: “Die Tat, das Umsetzen, soll man bitte Gott überlassen”." Mir scheint es, da tust du ihr Unrecht. Zudem untergräbst du mit Unterstellungen die Souveränität deiner meist gelungenen Analysen.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Ich kann das, was Sie geschrieben haben, in großen Teilen durchaus nachvollziehen.
"Ich sehe hier keinen besseren Weg, die Bibel gelten zu lassen und damit dem Glauben treu zu bleiben und die heikle Bibelstelle möglichst geschickt in die heutige Ethik einzubetten."
Das ist einerseits richtig, andererseits aber ein Armutszeugnis theologischer Intellektualität. Hätte Hitler gewonnen und nach 1.000 Jahren wären wir ein nationalsozialistisches Land, das sich anschickt, moderat zu werden und z.B. Juden nur noch schief ansehen und nicht mehr vergasen will, würde dann "Mein Kampf" auch einer derart komplizierten Exegese unterzogen?
Ich fände es ehrlicher, wenn die Kirche Tabula rasa machen würde und ein völlige Überarbeitung und größtenteils Neuschreibung ihrer Schrift beauftragen würde. Dann könnte man die missverständlichen Verrenkungen der Pfarrerin überflüssig machen.
"Alles darüber hinaus würde eine Abkehr vom Glauben bedeuten, was wir von einer Pfarrerin und Theologin nicht erwarten dürfen."
Warum dürfen wir das nicht erwarten? Gut, sie lebt davon - besser als ehrenamtliche Humanisten. Aber wenn Redlichkeit kein Argument mehr ist, seinen Beruf auszuüben, dann können wir uns Proteste gegen Waffenlieferanten und Tierversuchslabors sparen. Denn eine Abkehr von deren Handlungen könnten wir dann auch nicht erwarten.
Doch, das können wir! (Abwandlung eines Merkel-Zitats)
Norbert Schönecker am Permanenter Link
Es geht in Psalm 31 nicht um einen simplen Disput der Weltanschauungen. Es geht um einen Kampf auf Leben und Tod. "Sie sinnen darauf, mir das Leben zu rauben." (Vers 14)
Deshalb hat auch die Pastorin, wie sie selbst sagt, keine Rachegefühle. Aber Menschen, die z.B. im Bürgerkrieg in Jugoslawien vertrieben worden sind und deren halbe Familie ermordet worden ist, haben oft große Rachegefühle. Und diese müssen irgendwo hin. Gott bietet sich als Klagemauer an.
Damit es mir nicht ergeht wie der Pastorin, die in Kommentaren als verkappte Atheistin tituliert worden ist, nur, weil sie diese Stelle psychologisch auslegt: Ein Gebet ist keine Bestellung beim himmlischen Versandhaus. Ich muss nicht befürchten, dass jedes unvorsichtige Gebet in Erfüllung geht. Gott hört mich, aber er gehorcht mir nicht. Ein Gebet hat mehr Ähnlichkeit mit einem Gespräch mit einem Freund. Wenn ich einem Freund erzähle, dass ich einem lästigen Kollegen die Pest an den Hals wünsche, dann erwarte ich ja auch nicht, dass er in ein medizinisches Labor einbricht, dort einen Bakterienstamm klaut und meinen Kollegen damit infiziert. Ich erwarte, dass er mir zuhört, damit es mir nachher besser geht. So ist es auch bei diesem Psalm.
Nochmal: Es geht hier um einen Menschen, der in Lebensgefahr ist. Da wird man heftige Gefühlsausbrüche schon mal nachsehen können. Unter diesem Gesichtspunkt passt auch der letzte Vers: "Euer Herz sei stark und unverzagt, ihr alle, die ihr wartet auf den Herrn."
Thomas am Permanenter Link
Ein weiteres Mal springt uns die Gefährlichkeit des Irrationalismus geradewegs ins Gesicht.
Stefan am Permanenter Link
Was anderes kann man von Reformierten/Calvinisten nicht erwarten. Das ist bei weitem die unmenschlichste Theologie im ganzen Christentum
Walter Röbber am Permanenter Link
Die Kirche macht erst den Menschen eine Höllenangst, und dann " verkauft" Sie teuer Ihre Erösung und Errettung!