Hexenjagd in Hambach?

Unliebsamer Atheist in Psychiatrie verbracht

Im hessischen Hambach fordert der Vater einer Schülerin, dass seine Tochter in der staatlichen Grundschule der Stadt von religiöser Indoktrinierung unbehelligt bleibt. Die Vehemenz seiner Ablehnung jeglicher religiöser Indoktrinierung führte im Verlauf der letzten Wochen zu Auseinandersetzungen mit einigen erzürnten Eltern und brachte ihm am Wochenende die polizeiliche Verbringung in eine Psychiatrie ein. Die dortigen Ärzte bestätigten dem Vater jedoch geistige Gesundheit und entließen ihn umgehend nach Hause.

Alexander Michael Stier ist Einwohner des beschaulichen Örtchens Hambach, einem Ortsbezirk von Heppenheim an der Hessischen Bergstraße. Außerdem ist er Vater und Atheist. Letzteres führte in den vergangenen Monaten zu Problemen mit der Schulleitung der staatlichen Grundschule, welche seine Tochter besucht. Stier und seine Frau möchten nicht, dass ihre Kinder religiös indoktriniert werden. Und dies geschah laut Stier selbst nach Abmeldung der Tochter vom Religionsunterricht noch in erheblichem Ausmaß – durch religiöse Feiern oder Geburtstagsständchen für den örtlichen Pfarrer auf dem Schulgelände sowie das Singen religiöser Lieder. Auch der Name der Christophorus-Grundschule sowie eine riesige Darstellung des Heiligen am Schulgebäude findet Stier für eine staatliche Schule, die der religiösen Neutralität verpflichtet sein sollte, problematisch und äußerte dies mit Vehemenz. Dies führte in Teilen der Elternschaft zu erzürnten Reaktionen.

In den vergangenen Wochen eskalierte die Auseinandersetzung. In den Sozialen Medien wurde Stier attackiert – und attackierte seinerseits. Am Samstag erhielt er aufgrund einiger seiner Facebook-Beiträge Besuch von der Polizei, die ihn gewaltsam in die Psychiatrie verbrachte. Eine polizeiliche Maßnahme, die rechtens ist, sofern bei einer Person eine Eigen- oder Fremdgefährdung zu vermuten ist. Stier wurde in die Vitos Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie in Heppenheim gebracht, wo die Ärzte umgehend eine Eigen- oder Fremdgefährdung ausschlossen. Bereits am Sonntag war Alexander Michael Stier wieder zu Hause.

Wie es letztlich dazu kam, dass der Verdacht einer Eigen- oder Fremdgefährdung aufkam, durch den sich die Polizei zu einer solch drastischen Maßnahme veranlasst sah, darüber darf spekuliert werden.

Laut Auskunft der Pressestelle des Polizeipräsidiums Südhessen wurde der Facebook-Account von Alexander Michael Stier seit einigen Tagen sowohl von der Polizei als auch von einigen besorgten Eltern überwacht. Laut Polizeipressestelle suchte die Polizei am Freitag (02.03.) mit Stier das Gespräch, nachdem er in einem inzwischen gelöschten Posting den Pfarrer der Gemeinde verbal angegriffen habe. Man habe Stier mitgeteilt, dass er sich mit diesem Posting hart an der Grenze zur Straftat befinde und ihn aufgefordert, weitere Postings dieser Art zu unterlassen, was Stier jedoch nicht tat, so Christiane Kobus von der Pressestelle des Polizeipräsidiums Südhessen. Daraufhin habe die Polizei in Hambach entschieden, Alexander Michael Stier am Samstag (03.03.) aus seinem Haus abzuholen und in die Psychiatrie zu verbringen.

Eine angeblich frühere Aussage der Polizei, die Verbringung Stiers in die Psychiatrie sei erfolgt, weil 15 Hambacher bei der Polizei angerufen und mitgeteilt hätten, ihre Kinder am Montag nicht mehr in die Schule bringen zu wollen, weil sie Angst vor Alexander Michael Stier hätten, wurde von der Pressestelle nicht kommentiert.