Laut des US-amerikanischen Pew Research Center unterscheiden sich die Länder Europas stark hinsichtlich der Religiosität ihrer Bevölkerung. Die stärkste Religiosität gibt es in Rumänien, die schwächste in Estland. Auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz ist die Bevölkerung nicht sonderlich religiös. So sind in Deutschland nur 11 Prozent der Auffassung, dass Religion wichtig für ihr Leben sei.
Bereits im Oktober veröffentlichten die Meinungsforscher des US-amerikanischen Pew Research Center die Ergebnisse einer Studie zu unterschiedlichen Einstellungen hinsichtlich zentraler gesellschaftlicher Fragen in den Ländern Europas. Die Studie basiert auf Umfragen, die von 2015 bis 2017 in 34 europäischen Ländern durchgeführt wurden.
Anhand der Antworten auf vier Fragen aus dem umfangreichen Fragenkatalog ermittelten die Meinungsforscher nun die Stärke der Religiosität bei den Einwohnern unterschiedlicher europäischer Länder. Ausgewertet wurden die Antworten auf die Fragen, wie wichtig dem Befragten Religion im eigenen Leben sei, ob der Befragte wenigstens einmal im Monat an einem Gottesdienst teilnehme, ob er täglich bete und ob er mit absoluter Gewissheit an Gott glaube.
Am religiösesten zeigte sich nach dieser Auswertungsmethode Rumänien, wo 64 % der Bevölkerung mit absoluter Gewissheit an Gott glauben. Am wenigsten religiös sind dagegen die Esten. Deutschland, Österreich und die Schweiz rangieren hinsichtlich der Religiosität im hinteren Drittel der ausgewerteten Länder. Österreich belegt Platz 24 von 34, Deutschland Platz 27, die Schweiz Platz 28.
In Deutschland sind 11 % der Bevölkerung der Auffassung, dass Religion wichtig für ihr Leben sei, 24 % sagen, dass sie mindestens einmal pro Monat einen Gottesdienst besuchen, 9 % beten täglich und 10 % erklären, dass sie mit absoluter Gewissheit an Gott glauben.
Interessant ist, in welchem Verhältnis die Religiosität in Deutschland zur Anzahl der offiziellen Mitglieder einer Religionsgemeinschaft sowie zum Vorhandensein religionsfreundlicher Gesetzgebung steht. Während das Pew Research Center für Deutschland einen durchschnittlichen Religiositätsindex von 12 % ermittelt – sprich: nur für durchschnittlich
12 % der Bevölkerung hat Religion irgendeine Wichtigkeit – sind noch immer 63 % Mitglied einer Religionsgemeinschaft.
Ein massives Missverhältnis tut sich ferner auf zwischen der Relevanz von Religion für die Bevölkerung und der Privilegierung von Religionsgemeinschaften durch den Gesetzgeber. Erst jüngst hatte Deutschland beim aktuellen Freedom of Thought Report (Gedankenfreiheitsbericht) der Internationalen Humanistischen und Ethischen Union (IHEU) eine äußert schlechte Figur gemacht. Der Freedom of Thought Report bewertet, wie stark Atheisten und Säkulare in verschiedenen Ländern diskriminiert werden. Deutschland belegt im aktuellen Bericht Platz 145 – hinter Haiti, Sambia und den Philippinen. Grund für das schlechte Abschneiden: "Der Blasphemie-Paragraph, die systematische Privilegierung von religiösen Glaubensgemeinschaften und Religion im Allgemeinen, die staatlich eingezogene Kirchensteuer, Religionsunterricht an staatlichen Schulen, staatliche Zuschüsse für konfessionelle Schulen sowie fehlende Alternativen zum Religionsunterricht. Weiter kritisiert der Report die Praxis kirchlicher Einrichtungen, ihre Mitarbeiter nach konfessionellen Kriterien auszuwählen."
20 Kommentare
Kommentare
Hans Trutnau am Permanenter Link
Obwohl für nur 12 % der Bevölkerung Religion irgendeine Wichtigkeit hat, "sind noch immer 63 % Mitglied einer Religionsgemeinschaft." Nach dem Motto, die 'tun ja so viel Gutes', haha...
Weit bedenklicher ist, dass ein Großteil der 12 % in Führungsspitzen von Legislative, Judikative und Exekutive sitzt. Und natürlich in Lattenjupps Bodenpersonal.
Wolfgang Schaefer am Permanenter Link
Für viele Europäer sind Kirchen schon lange keine heiligen Orte mehr.
Berichtigung: Für viele aber noch scheinheilige Orte!
Und seltsam, seltsam, kein Gott kommt und hilft, gelle?
Roland Weber am Permanenter Link
Gerade habe ich gelesen, dass Papst Paschalis II.
Im Unterschied zu (allen) anderen Ländern lehnten die deutschen Bischöfen dies jedoch (Macht- und Reichtums-bewusst und weitblickend) ab, da sie damit ihre Stellung als Reichsfürsten verlieren würden ....
Und damit zahlen alle in Deutschland ihre Steuern, damit die Kirche für die ihnen "genommenen" Rechte entschädigt wird. Bislang wurden auch andere Ansätze - Staat und Kirche stets Hand in Hand - erfolgreich sabotiert. Staatsleistungen nennen wir das und sind auch noch stolz darauf.
A.S. am Permanenter Link
Und wie steht es um die Gläubigkeit der deutschen Parlamentsabgeordneten? Entspricht die dem Bevölkerungsdurchschnitt?
Wolfgang Schaefer am Permanenter Link
Und wie steht es um die Gläubigkeit der deutschen Parlamentsabgeordneten?
Ehm, glauben Sie einem Parlamentsabgeordneten? Gestatten Sie, das ich laut lache?
A.S. am Permanenter Link
Nun, es gibt ja genügend, die sich mit ihrer Gottgläubigkeit brüsten. Heuchler, Spinner, Kirchenmarionetten?
Roland Weber am Permanenter Link
Schon an der Spitze ihrer Parteien stehen immer Abergläubische.
Was einer (wirklich) glaubt, weiß sowieso keiner. Hauptsache man ist nach außen hin in der oder einen richtigen Glaubensfraktion. Nix glauben und das auch noch sagen, das geht nämlich schon mal gar nicht!
Kay Krause am Permanenter Link
Sehr gute Frage, A.S., Danke! Erweiterung der Frage: Wie steht es mit dem Durchschnitt unseres Minister-Kabinetts?
Karl-Heinz Büchner am Permanenter Link
Keineswegs,
dazu gibts auch Zahlen - direkt aus dem 19. Deutschen Bundestag.
Ich weiß nur nicht, wie ich die hier einstellen kann. Abtippen mag ich nicht.
Rainer am Permanenter Link
Möglicherweise liegt ein Fehler dieses Artikel in dem Umstand, dass Religion mit institutionalisierter Religion (Monotheismus, derzeit noch speziell Christentum) weitgehend gleichgesetzt wird.
Das menschliche Individuum ist sterblich. Sozusagen der Preis der Sexualität. Und im Wissen um diesen Umstand der Sterblichkeit kommt es m.E. zwangsläufig zu dem, was wir salopp "religös" nennen.
Eine entweihte Kirche mit eingebautem Skatepark? (siehe Foto).
In einem Ex-Sakralgebäude aus den beton-verliebten späten 60-ern oder den 70-er-Jahren mag das jeglichen spirituellen Gefühls entbehren. Aber nicht in einem mit gotischem oder neogotischem Gewölbe oder einem mit Buntglasfenstern.
Hans Trutnau am Permanenter Link
"Aber nicht in einem mit gotischem oder neogotischem Gewölbe oder einem mit Buntglasfenstern."
Doch, das geht.
Dass die Pfaffia dagegen aufbegehrt, ist nachvollziehbar, aber inakzeptabel.
Rainer am Permanenter Link
Hallo, Hans Trutnau!
Freilich geht das, auf das "Einlullende" zu verzichten. Die Frage ist: Möchte man das?
Es gibt Situationen, in denen ist man gern eingelullt.
Wer würde - um eines der naheliegendsten Beispiele zu nennen - beim Sex mit einer atemberaubend hübschen, wohlgeformten Frau schon gern an Doppelte Buchführung oder Maschinenbau-Themen denken! Allenfalls dann, wenn dieser Sex so häufig auftritt, dass man seiner überdrüssig zu werden droht.
Vieles im Leben ist eine Frage der Dosierung - oder der individuellen zeitlichen Situation.
Ich persönlich kann die Katholische Kirche für eine Verbrecherorganisation, für eine Sekte oder eine Gemeinschaft inoffizieller homosexueller Kinderschänder halten. Dennoch ist das, was ich beim Besuch einer katholischen Kirche empfinde, etwas Spirituelles, was sich mir über das Ästhetische erschließt und sich darüber entfaltet. Farben, Geruch, Raumeindrücke.
Keine Frage, dieser spirituelle geistige Raum entstünde mir natürlich nicht, wenn vorne ein homophober Homosexueller irgendwelchen naiven Mädchen und ältlichen Frauen sowie einigen männlichen Warmduschern und ehelich gelegten Hengsten Unsinns-Stories aus der nahmittelöstlichen Wüste erzählt - zumal, wenn er das im üblichen weihevollen Tonfall vortrüge, der unfreiwillig abstrus und komisch wirkt.
Der "spirituelle Raum" (Manche brauchen so etwas, einfach hinnehmen bitte) entstünde mir auch dann nicht, säße ich (aus welchem seltsamen Grunde auch immer) in einem sakral gewidmeten Betongebäude aus der architektur-dogmatischen Epoche des Brutalismus.
Wenn etwas Geschichte atmet, spürt man das - vorausgesetzt, man hat die Fühler.
Für jemanden wie Sie, so spekuliere ich, könnte sich das Ganze am leichtesten über Architektur, nee, sagen wir nüchterner: Ingenieurskunst, noch nüchterner: Bauphysik erschließen.
Hans Trutnau am Permanenter Link
"Dennoch ist das, was ich beim Besuch einer katholischen Kirche empfinde, etwas Spirituelles" - bitte gerne, wer das benötigt; ich halt nicht, ist das schwer zu begreifen?
Dennoch kann ich gänsehäutig ergriffen staunen - vor den Geminiden, z.B., oder vor grandioser Architektur, auch Beton.
Waren Sie mal in der Sagrada Família oder in der Mezquita-Catedral de Córdoba? Da ging mir das so offenen Mundes, nur ohne jede Spiritualität.
Aber 'Klumpatsch' ist Ihnen zu spöttisch? Macht nichts.
Wat mutt, dat mutt.
Spott sei Dank.
Udo Zeitvogel am Permanenter Link
Interessant wäre demnach die Frage, warum diese 63% nicht aus den Kirchen austreten.
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Udo Zeitvogel: vielleicht weil sie nichts wissen über die Zustände in der BRD und auch nichts über die Geschichte der Kirchen. Hier nur ein Beispiel von vielen: In der BRD wird mit 250
Mo am Permanenter Link
Aleida Assmann schreibt: "Die moderne säkulare Gesellschaft sitzt auf einem Sockel religiöser, kultureller und historischer Zeitschichten, die man nicht eigens kennen oder bewusst anerkennen muss, um auf verschlu
Hans Trutnau am Permanenter Link
Mitunter mühsam, aber machbar - und am Ende mit eindeutig klarem JA.
Dr. Ingeborg Wirries am Permanenter Link
Um zu einer wirklich säkular-humanistischen Gesellschaft zu kommen wie es unser Grundgesetz intendiert und fordert,seit 1919 !!!, braucht es - endlich! - mutige PolitikerInnen und -endlich!
Und so können wir säkular-humanistische DemokratInnen ihnen helfen. So können wir sie zum Jagen tragen. Denn: Ohne öffentlichen Druck trauen sie sich ja leider nicht -Also::: ÖFFENTLICHEN DRUCK machen:
*** Kirchenaustritte in Deutschland fördern, durch Aufklärungsaktionen insbesondere auf der Straße,
*** Berichte in den Medien über die "Sauereien" wie Kindes-/Jugendlichenmißbrauch durch die "hohe Geistlichkeit" in allen Ländern, wo "Kirche" (noch) eine Rolle spielt. *** Aufklären über die traditionellen perfiden Vertuschungsstrategien der Kirche.
*** Aufklären, wie lahm und juristisch angreifbar die deutsche Justiz reagiert.
*** Aufklären, welche millionenschweren unglaublichen und unberechtigten Privilegien die sog. christlichen Kirchen in Deutschland genießen - siehe Dokumentation von Carsten FRERK "Kirchenrepublik Deutschland".Welche Millionenbeträge dem deutschen Staat/=uns SteuerzahlerInnen auf diese Weise entgehen.
Je weniger Mitglieder die sog. christlichen Kirchen haben, desto weniger Legitimation zum heuchlerischen Mitreden werden sie haben.
*** Die Medien: Sie sind mehrheitlich offensichtlich kirchlich durchseucht. Überall an den Schaltstellen sitzen verkappte Kirchentreue. Von Unabhängigkeit der Presse ist wenig zu bemerken.
*** Säkulare Organisationen fördern und aktiv unterstützen, die für eine säkular-humanistische Gesellschaft kämpfen!
*** Die säkularen Organisationen, die mit juristischen MItteln gegen die Unverschämtheiten der sog. christlichen Kirchen kämpfen, unterstützen. Aktuell: Anzeigen gegen Unbekannt wg. Kindesmißbrauch in deutschen Diözesen; hpd berichtete.
*** Endlich begreiflich machen: Staatliches/weltliches Recht steht ÜBER kirchlichem Recht. Anders gesagt: Die sog. christlichen Kirchen mögen in ihrem Haus rechten wie sie wollen - uns DemokratInnen ist das total-schittegal. Wir folgen unserem Grund- gesetz. Konkret: Kindesmißbrauch durch wen auch immer gehört vor unsere staatlichen Gerichte,ebenso ihre Helfershelfer und Vertuscher!!!
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Warum - bitte - verhalten sich die deutsche Staatsanwaltschaften so zögerlich in dieser Sache, wo sie doch sonst so zackig agieren??? Will sie den potenziell Beschuldigten ermöglichen, rechtzeitig noch Akten zu schreddern... Die Vermutung liegt seeehr nahe...,
Wo sind die mutigen Staatsanwälte, die sich der Kirchenlobby nicht beugen??????????
Für mich als säkulare Humanistin stellt sich hier die Frage nach dem Wert unseres Rechtsstaates.
Letztendlich nach allem in den Kommentaren Gesagten: Auch wir säkulare HumanistInnen müssen raus aus unserer "hpd-Blase" ----und wo treffen wir uns zum HANDELN???
Hans Trutnau am Permanenter Link
Das "Grundgesetz intendiert"? Bei dem Gottesbezug bin ich mir da nicht ganz sicher; das GG ist da viel zu wischi-waschi und biegsam; das muss erst noch richtig eingenordet werden.
1. Wie kam der Katholizismus in die Welt? (Bergmeier: "Machtkampf...").
2. Wie regiert er uns noch heute mit? (Frerk: "Kirchenrepublik...")
Zur Aufklärung gehört unbedingt: "Die sog. christlichen Kirchen mögen in ihrem Haus" gerade *nicht* richten (oder rechten) wie sie wollen - Kirchen haben *keine* Sonderrechte!
Und: AUSTRETEN!
Das ist schon mal ne Menge Holz zu bohren vor nem Treffen.
Noch ist es nicht ans Eingemachte gegangen...
Dr. Ingeborg Wirries am Permanenter Link
Diese aktuelle Studie des "Institut der deutschen Wirtschaft"(IW) sollte/müsste/muss!!! sich der hpd und das ifw mal genauer vornehmen - und öffentlichkeits-wirksam!´in unserem Land verbreiten!
https://www.iwkoeln.de/studien/iw-kurzberichte/beitrag/tobias-hentze-kirchensteuereinnahmen-trotzen-dem-mitgliederschwund.html
Hier in meinem "Calenberger Land" (Beilage in der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung= sehr kirchenfreundlich) lese ich ständig und "seit Jahrenden" von den Betteleien der sog. christlichen und doch so superreichen Kirchen: Bitte um Tannenbaum für die Weihnachtsfeier, Bitte um HelferInnen zum Laubfegen auf dem Kirchplatz....und Bitte um Spenden, Spenden aller Art: Kirchenfenster renovieren, neue Pflasterung auf dem Kirchhof, Sanierung der Orgel,Spenden für Notleidende, neues Dach ist nötig....
Im Klartext: Die sog. christlichen Kirchen haben ihre beiden (ev. und kath.) Konzerne so konstruiert, dass die kleinen Kirchengemeinden pseudomäßig am Hungertuch nagen während die Zentrale (EKD und ihre katholischen Pendants) im Geld nur so schwimmen....und sich mit ihrer Geldvermehrung beschäftigen.Wie viel Finanzfachleute
und Finanzjuristen stehen eigentlich im Dienste dieser beiden Konzerne?
Warum kuschen "unsere" PolitikerInnen (aller Parteien!) so sehr vor den sog. christlichen Kirchen??? Haben sie in ihrer "Berliner Blase" noch nicht gemerkr, dass diese klerikalen Geld- und Machtgeier nur noch eine Minderheit der deutschen Bevölkerung vertreten? Haben sie noch nicht gemerkt, dass sie ALLE Bundesbürger- Innen zu vertreten haben? Also auch uns ca. 40% + x% Kirchenmitglider, die sich (noch!) nicht trauen, ihre wahre Meinung zu sagen?