Die Nacht zurückzuerobern war eines der erklärten Ziele der Frauenbewegung. Dahinter steht der Anspruch, dass Frauen sich auch nachts frei in der Öffentlichkeit bewegen können, ohne Angst vor Übergriffen. Selten ging das so gründlich schief wie in der Silvesternacht 2015/2016, als hunderte von Frauen vor dem Hauptbahnhof in Köln – aber nicht nur dort – Opfer sexualisierter Gewalt wurden.
Vor kurzem ist das Buch "Ich will frei sein, nicht mutig" erschienen, das den fünften Jahrestag der Ereignisse zum Anlass nimmt, das Thema noch einmal auf die politische Tagesordnung zu setzen. Der hpd sprach mit einer der beiden Herausgeberinnen, Naïla Chikhi, über universelle Frauenrechte, das Frauenbild der Täter und eine Debatte, in der die Stimmen migrantischer Autorinnen nur bedingt Gehör finden.
hpd: Warum erschien es Ihnen notwendig, die Übergriffe der Silvesternacht 2015/2016 noch einmal zu thematisieren?
Naïla Chikhi: Unmittelbar nach den massiven sexuellen Übergriffen auf Frauen in jener Nacht wurde die Diskussion umgelenkt. Anstatt über diese geschlechtsspezifische Gewaltform als solche zu sprechen, ihre Ursachen zu analysieren und sich mit den Folgen für die Opfer, aber auch für die Frauen im Allgemeinen auseinanderzusetzen, erlebten wir einen ideologischen Battle zwischen Rechtspopulisten und sogenannten intersektionalen Queerfeministinnen. Einige Frauen hier im Lande, wie etwa Mina Ahadi, eine der Autorinnen unseres Sammelbandes, oder auch Männer aus dem Ausland, wie etwa der algerische Schriftsteller Kamel Daoud, meldeten sich zu Wort und legten eine feministische und gesellschaftskritische Perspektive auf das Geschehen dar. Sie wurden aber recht schnell verdrängt.
Durch meine politische Arbeit habe ich Rebecca Schönenbach, Vorsitzende von Frauen für Freiheit, kennengelernt. Seit jener Silvesternacht tauschen wir uns regelmäßig über Formen von Gewalt gegen Frauen aus, wie zum Beispiel 2018 auf einer von ihrem Verein organisierten Fachveranstaltung zum Thema "Frauen, Terror und sexuelle Gewalt". Wir stellen schon lange fest, dass beim Thema Gewalt gegen Frauen wiederkehrend über Sicherheitsmaßnahmen gesprochen wird, während der feministische und somit gesamtgesellschaftliche Aspekt stets unberücksichtigt bleibt. So entschieden wir uns gemeinsam mit zehn engagierten Mitstreiterinnen aus unterschiedlichen Kreisen, unseren Standpunkt zum Thema Gewalt gegen Frauen zu äußern, unsere Analyse darzulegen und auch Lösungsansätze anzubieten.
Haben Sie eine Erklärung dafür, warum die Diskussion vor fünf Jahren diesen irritierenden Verlauf genommen hat? Warum empfanden Teile der Medien, aber auch der Linken die Verwendung des Wortes "Nafri" durch die Polizei als diskussionswürdiger als die massiven sexuellen Übergriffe auf hunderte von Frauen?
Zum einen liegt es daran, dass die polizeiliche Behörde und das Ministerium für Inneres und Kommunales nicht transparent gehandelt haben. Das hat für Misstrauen gesorgt. Zum anderen liegt es daran, dass nach der Aufnahme von fast einer Million vor dem Krieg fliehenden Menschen die politische Stimmung im Land sehr aufgeheizt war. Die erschütternden massiven sexuellen Übergriffe nutzte das rechtspopulistische Lager, um seine fremdenfeindliche Propaganda zu säen. Und bedauerlicherweise war das linke Spektrum nicht im Stande, innezuhalten, die Fakten zu analysieren, um dann eine eigene Position zu erarbeiten und diese zu verteidigen. Die Politik der "neuen Linken" scheint eine Politik der "Reaktion auf rechte Positionen" zu sein. Mit anderen Worten: auch wenn die Populisten – zum Glück – bis jetzt nur eine laute Minderheit bilden, bestimmen sie das Spiel. Und wenn man zwischen zwei Lautsprecheranlagen steht, ist es schwierig, eine sachliche und faktenbasierte Debatte zu führen.
Es ist bekannt, dass Behörden wie viele andere politische und gesellschaftliche Gruppen auch bestimmte Abkürzungen in ihrem Jargon verwenden. Und in der Tat ist der Begriff "Nafri" kritikwürdig. Aber in dem Moment hat mich persönlich als Nordafrikanerin die Verwendung des Begriffs nicht gestört. Erschüttert hat mich vielmehr das Ausmaß der Gewalt. Darauf hatte ich meinen Fokus. Als ich zum ersten Mal den Begriff in den Medien hörte, ahnte ich sofort, dass man sich daran festkrallen wird, um vom eigentlichen Problem abzulenken. Denk- und Sprachpolizei zu spielen, scheint das neue Leitmotiv mancher Linker zu sein. Es ist in der Tat einfacher zu bestimmen, welches Vokabular und welche Meinung zulässig oder unzulässig sind, anstatt sich mit den realen Ursachen von Gewalt auseinanderzusetzen.
"In der Tat ist der Begriff 'Nafri' kritikwürdig. Aber in dem Moment hat mich persönlich als Nordafrikanerin die Verwendung des Begriffs nicht gestört. Erschüttert hat mich vielmehr das Ausmaß der Gewalt."
Nun sind rassistische Zuschreibungen, wenn es um sexuelle und sexualisierte Gewalt gegen Frauen geht, ja nicht von der Hand zu weisen. Die Franzosen, die Juden, die Schwarzen – jede Epoche hatte ihr Feindbild, von wem deutsche Frauen Gefahr zu erwarten haben. Es waren immer die anderen. Wie kann angesichts dessen eine kritische Perspektive auf "Köln" aussehen?
Gewalt gegen Frauen ist nicht typisch europäisch und rassistische Zuschreibungen sind es auch nicht. Fast alle Konflikte, ob bewaffnet oder nicht, werden auf dem Körper der Frau ausgetragen. Wichtig wäre es gewesen, sich zu fragen: Wie ist es dazu gekommen, dass mehrere hundert Männer sich an bestimmten Plätzen versammelt haben, wer waren diese Männer, waren die Übergriffe geplant, wohin haben sich die Täter danach zurückgezogen und so weiter. Es geht nicht darum, eine bestimmte Gruppe zu stigmatisieren, deshalb sprechen wir im Buch von "Tätern" und lehnen ihre Zwangskollektivierung als Migranten oder Muslime ab. Diese Verallgemeinerung setzten sowohl Rechte als auch Linke gleichermaßen und gleicherweise ein. Und deshalb ist die Gewalt gegen Frauen trotz ihres Ausmaßes in dieser Nacht medial kaum thematisiert worden.
So erinnern wir im Buch daran, dass es um Täter geht, die eine Straftat begangen haben und die dafür zur Verantwortung gezogen werden müssen. Es geht um eine Form der Gewalt gegen Frauen, die hauptsächlich in Ländern üblich ist, in denen der Islamismus Einzug gehalten hat und in denen seitdem die Frauenverachtung zur unerträglichen Normalität geworden ist. Es geht um Gewalt gegen Frauen als Machtinstrument, das sowohl im privaten als auch im öffentlichen Raum eingesetzt wird. Die Herkunft der Täter ist in der Tat unbedeutend, allerdings brauchen wir eine Analyse ihrer Sozialisation und der Lehren und Normen, die sie dazu anleiten, Frauen zu hassen und ihnen gegenüber gewalttätig zu sein. Lässt man die "Quelle des Übels", wie in den Herkunftsländern, außen vor, wird es unmöglich sein, geeignete Präventionsmaßnahmen zu entwickeln und folglich lässt man es zu, dass Frauenverachtung fortbesteht.
Gewalt gegen Frauen ist in Deutschland trauriger Alltag. Und auf Volksfesten oder Betriebsfeiern kommt es oft genug zu Übergriffen, von der saudummen Anmache bis hin zur Vergewaltigung. Was hat die besondere Qualität von "Köln" ausgemacht?
Die Gewalt an sich ist in der Tat vergleichbar. Ob auf Volksfesten oder in jener Silvesternacht – das Motiv liegt im Frauenbild vieler Männer: Frauen sind Sexobjekte und die überlegenen Männer dürfen sich bedienen! Der ideologische Hintergrund und das Ausmaß der sexuellen Übergriffe in der Silvesternacht 2015/2016 unterscheiden sich aber sehr von dem, was Frauen auf Volksfesten erleben. Wir sprechen hier von hunderten Sexualdelikten gegen Frauen, die mehrere Stunden dauerten und in mehreren europäischen Städten nach dem gleichen Muster abgelaufen sind.
Was mich persönlich in der aktuellen Debatte über Gewalt gegen Frauen stört, ist das "zweierlei Maß" mancher sogenannter Feministinnen: Geht es zum Beispiel um Köln, ist die erste Reaktion, die Täter hinter einer fiktiven, auferlegten kollektiven Identität schützen und die Tat sofort mit Übergriffen auf Volksfesten zu vergleichen. Wird hingegen der Vergleich von #MeToo mit demselben Phänomen #MosqueMeToo gezogen, wird dieser rückzugartig abgelehnt. Dieser Drang, Täter aus bestimmten Kulturkreisen schützen zu wollen, ist für mich einfach anti-feministisch und hat nichts mit Intersektionalismus zu tun. Denn übersetzt heißt es: Abhängig davon, woher Täter und Opfer stammen, wird das Recht auf Schutz unterschiedlich bewertet und mildernde Umstände werden eingeräumt. Für uns Autorinnen gilt eine Regel: Bei Gewalt gibt es weder religiöse noch kulturelle Vergünstigungen. Die Menschenrechte und somit die Frauenrechte sind universal und unteilbar.
Eine der Kernthesen des Buches ist, dass die Frage nach der Herkunft der Täter von Bedeutung ist, weil diese Herkunft Rückschlüsse auf das Frauenbild zulässt, mit dem zumindest ein größerer Teil der Männer aufgewachsen ist. Wie sehen dessen Grundzüge aus?
Überall, wo die islamistische Ideologie und ihre archaische Auffassung der Geschlechterrollen Fuß gefasst haben, hat sich die Stellung der Frau extrem verschlechtert, sei es in den sogenannten muslimischen Ländern oder auch hier im Westen in den sogenannten muslimischen Communities. Wenn die Feministinnen in den sogenannten muslimischen Ländern vor etwa einem halben Jahrhundert um die Gleichberechtigung der Geschlechter kämpften, lautet heute ihr Slogan karama insananiya (Menschenwürde). Wie jede extremistische Ideologie beruht der Islamismus – ob der gewalttätige oder der politische – auf der Vormachtstellung der Gemeinschaft, die sich auf die Überlegenheit jedes einzelnen kleinen Patriarchen, also Mannes, aufbaut. Und diese Superiorität soll von Gott gegeben sein. Ebenso wie die Unterlegenheit der Frau. Als Untertanin muss sich die Frau an eine reaktionäre – vermeintlich göttliche – Sexualmoral halten. Verstößt sie gegen die Normen, wie zum Beispiel, den öffentlichen Raum ohne Mharam (männlichen Vormund) zu betreten, gilt sie als Aura (Blöße) oder Moutabarridja (eine geschminkte und somit ehrlose, schamlose Frau), die eine Gefahr für die Tugend der Gläubigen darstellt und die deshalb zu disziplinieren ist. Die Disziplinierungsmaßnahme kann psychisch, physisch oder sexuell sein – ManN hat die Wahl.
"Die Herkunft der Täter ist in der Tat unbedeutend, allerdings brauchen wir eine Analyse ihrer Sozialisation und der Lehren und Normen, die sie dazu anleiten, Frauen zu hassen und ihnen gegenüber gewalttätig zu sein."
Das sind Anschauungen, die – je nach Gebiet – vor 50 bis 100 Jahren auch in Europa noch präsent waren. Sie gehören nach meiner Einschätzung zum Kernbestand des Patriarchats. Viele der Beiträge im Buch legen hingegen besonderes Gewicht auf Religionskritik. Warum?
Ja, die Idee der Dominanz des männlichen Oberhaupts bildet den Kern des Patriarchats. Und das Patriarchat ist wie ein Chamäleon, das sich situationsabhängig anders färbt, um seine Herrschaft aufrechtzuerhalten. Wir kennen die Allianz des Patriachats mit der Politik, wo wir dann die strukturelle Diskriminierung der Frau erleben; die Allianz mit dem Kapitalismus, die in der Ausbeutung des Frauenkörpers wie etwa durch Prostitution oder Leihmutterschaft zu erkennen ist; oder auch mit der Religion, insbesondere mit ihrer fundamentalistischen Auslegung. Und das Bündnis zwischen Patriarchat und Religion ist meines Erachtens das älteste, das stärkste, aber auch das fatalste für Frauen. Politik kann man ändern, Kapitalismus kann man beseitigen. Aber wer würde eine vermeintliche Überlegenheit ablehnen, die von einem allmächtigen Gott verliehen ist? Weshalb sollte man zurückschrecken, Gewalt gegen Frauen anzuwenden, wenn sie durch "heilige" Schriften gerechtfertigt wird? Welcher Gläubige würde sich trauen, Gottes Wort zu widersprechen? Kurz gesagt: Wenn Hinterfragen, Kritik und Widerspruchsmöglichkeit aufgrund des Glaubens unterbunden werden, ist es schwierig, real existierende Menschenrechtsverletzungen zu beseitigen.
Obwohl die Autorinnen sehr unterschiedliche Backgrounds haben und sich während des Schreibens nicht ausgetauscht haben, führen ihre Beobachtungen zu ein und demselben Schluss: Wenn Religionskritik verunmöglicht wird, sei es in den sogenannten muslimischen Ländern oder auch in den christlich geprägten Ländern, hat das stets dazu geführt, dass Frauen Verachtung, Hass und Gewalt erleiden müssen.
Da stellt sich mir die Frage, warum in Deutschland innerhalb von nur einer Generation das Bewusstsein dafür, wie stark Religion zur Abwertung und Unterdrückung der Frau beigetragen hat, so deutlich zurückgegangen ist. Warum wird das antifeministische Potential von Religion beispielsweise von den "Netzfeministinnen" unterschätzt?
Ich würde nicht behaupten, dass die sogenannten "Netzfeministinnen" das antifeministische Potential von Religion unterschätzen. Entweder sie kennen es nicht oder – und ich tendiere zu dieser Erklärung – sie ignorieren es bewusst, wenn es um den Islam geht. Sicherlich ist das darauf zurückzuführen, dass sie mit Vertreterinnen des politischen Islam vernetzt sind. Das gibt ihnen den Eindruck, offen und tolerant zu sein – ungeachtet dessen, was sie im Endeffekt tolerieren.
Generell stelle ich mir die Frage, weshalb man im 21. Jahrhundert in einem halbwegs aufgeklärten Land wie Deutschland das antifeministische Potential von Religion derart verkennt? Und die einzige Erklärung, die ich bis jetzt finde, ist, wie wir es in der Einführung des Buches angermerkt haben, dass die heutige westliche Generation sich vom emanzipatorischen, religionskritischen und revolutionären Geist der zweiten Frauenbewegung abgewendet hat.
Wir haben es mit einer Generation zu tun, die universelle, säkulare und humanistische Rechte geerbt, jedoch nicht selbst erkämpft hat. Sie genießt die Vorteile des Kampfes ihrer WegbereiterInnen. Die Einschränkungen, die ihre Eltern aufgrund der Macht der Kirche erfahren mussten, kennen sie nicht. Sie haben darunter nicht gelitten. Der algerische Volksmund sagt: "Nur wer schon einmal auf ihr geschritten ist, kann die Verbrennung durch die Glut spüren." Ich musste bitter feststellen, dass zum Beispiel diejenigen, die heute für die Abschaffung des Berliner Neutralitätsgesetzes aktiv eintreten oder das Kopftuch als Symbol der Emanzipation bezeichnen, nicht nur kirchlich engagierte Politikerinnen sind, sondern auch einige sogenannte humanistische Atheisten. Da frage ich mich als säkulare Muslimin, was denn in den letzten Jahren so schief gelaufen ist in Deutschland.
"Für uns Autorinnen gilt eine Regel: Bei Gewalt gibt es weder religiöse noch kulturelle Vergünstigungen. Die Menschenrechte und somit die Frauenrechte sind universal und unteilbar."
Was an der Autorinnenliste auffällt: Die Mehrheit der Beteiligten sind Frauen "mit Migrationshintergrund". Und: Es sind sowohl Frauen aus der zweiten Welle des Feminismus als auch ziemlich junge Autorinnen beteiligt. Die aus Kreisen der identitären Linken oft zu hörende Behauptung, ein religionskritischer Feminismus sei die Perspektive alter, weißer Frauen, beschreibt die Realität also offenbar nicht völlig richtig ...
Ein deutlicher Beweis von Ignoranz und Eurozentrismus! Es ist bekannt, dass eine Person mit identitärer Gesinnung nur im Rahmen ihrer Ideologie "denkt" und meist unfähig ist, über den eigenen Tellerrand zu schauen. Ob sie nun rechts, links oder islamistisch ist. Identitäre setzen sich nicht mit Fakten auseinander. Denn sonst wüssten diese mehrheitlich "weißen" identitären Linken, dass die feministische Bewegung in den sogenannten muslimischen Ländern zunächst säkular beziehungsweise laizistisch und antikolonialistisch war und immer noch ist. Sie würden den starken Widerstand der Frauen Lateinamerikas gegen den mächtigen Einfluss der konservativen Kirchen nicht derart ausblenden.
Ideologien brauchen Feindbilder: Die Islamisten haben die Frauen, die Juden, den Westen, die Moderne; die Rechten haben die Juden, die Schwarzen, die Frauen und alle Andersaussehenden; und die identitären Linken haben für sich ein eigenes Feindbild erschaffen, den sogenannten alten weißen Mann, oder Frau, um sich selbst und ihrem Diskurs eine Legitimation zu geben. Dabei merken sie nicht, dass ihre Grundhaltung ihnen diese Legitimation im Grunde genommen abspricht. Eine deutliche Ähnlichkeit zwischen Islamisten und identitären Linken erkennt man beispielsweise beim Thema religionskritischer Feminismus. Hier wenden sie dieselbe Diffamierungsstrategie an: In Algerien zum Beispiel bemühten sich die Islamisten, die laizistischen Feministinnen zu diskreditieren, indem sie uns vorwarfen, uns von westlichen Feministinnen manipulieren zu lassen. Sie konnten es einfach nicht ertragen, dass wir aus eigener Kraft und infolge ihrer Unterdrückung und Verachtung uns emanzipieren wollen und können. Heute im Westen vertreten die identitären Linken mit solchen Behauptungen genau dasselbe und sprechen uns muslimisch geprägten säkularen Migrantinnen die Fähigkeit ab, kritisch zu denken, unsere Religion und Kultur zu hinterfragen. Sie degradieren uns zu denk- und kritikunfähigen Wesen. Und genau das würde ich als "White Supremacy" bezeichnen, wenn ich ihre Rhetorik verwenden würde.
Gab es denn schon Reaktionen auf das Buch?
Von den sogenannten Netzfeministinnen und den identitären Linken noch nicht. Einladungen zu Streitgesprächen wurden sowohl von intersektionalen Feministinnen als auch von Politikerinnen aus linken Parteien abgesagt. Kurz vor Bundestagswahlen ist es ratsam, knifflige Themen beiseite zu lassen, um keine Stimmzettel zu verspielen. Und dem Anschein nach trauen sich nur wenige Zeitungen, über den Inhalt des Buches zu berichten. Liegt es tatsächlich an der Corona-Pandemie? Ist Gewalt gegen Frauen derart banal geworden, dass man nicht mehr darüber berichten muss? Sind die Analysen der mehrheitlich migrantischen Autorinnen derart unangenehmen, dass man sie lieber totschweigt?
"Wenn Religionskritik verunmöglicht wird, sei es in den sogenannten muslimischen Ländern oder auch in den christlich geprägten Ländern, hat das stets dazu geführt, dass Frauen Verachtung, Hass und Gewalt erleiden müssen."Mich hat aber die große und positive Resonanz von MitstreiterInnen an der Basis linker Parteien berührt. Dafür bin ich sehr dankbar. Hilfreich wäre es, wenn diese engagierten Bürgerinnen ihre Parteivorsitzenden und karrieristischen ParteigenossInnen an ihre Verantwortung vor den BürgerInnen und unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung erinnern würden. Ich glaube immer noch daran, dass die große Mehrheit der Deutschen vernünftig ist. Leider ist sie auch still. Nun ist es an der Zeit, dass sie ihre Stimme erhebt und gemeinsam mit uns Autorinnen, Frauen, Opfern von Gewalt und Verachtung verkündet: Eine Gesellschaft, die von ihren säkularen demokratischen Prinzipien abweicht, Frauenverachtung toleriert und die Gleichberechtigung der Geschlechter nur auf dem Papier garantiert, ist eine anti-aufklärerische Gesellschaft, und das lassen wir nicht zu!
Was ergibt sich aus den Analysen des Buches? Welche politischen Forderungen müssen nun erhoben werden? Wer muss angesprochen werden, damit Frauenrechte wieder als universell verstanden werden?
Ausschließlich mit polizeilichen Sicherheitsmaßnahmen, die zur Straflosigkeit führen sollten, kann man Gewalt gegen Frauen nicht beseitigen. Noch weniger werden Fluchtwege für Frauen helfen. Hier ist unsere Botschaft klar: Wenn ich ausgehe, will ich frei, nicht mutig sein – und noch weniger will ich fliehen müssen.
Eine weltweite feministische Forderung lautet: Sperrt eure Töchter nicht ein, erzieht eure Söhne besser. Prävention von geschlechtsspezifischer Gewalt beginnt in der Erziehung, in der Schule, durch Aufklärungsarbeit und Sensibilisierungskampagnen, die für alle zugänglich sind und jeden Einzelnen erreichen. Alle Gewaltformen gegen Mädchen und Frauen müssen konsequent verfolgt werden, ob bei konkreter oder auch abstrakter Gefahr, ob strukturell, kulturell oder religiös "begründet". Die Beseitigung von Gewalt gegen Frauen geht auch durch die faktische Umsetzung von internationalen Abkommen, wie etwa der Istanbuler Konvention und der CEDAW. Hier ist die Politik – und genauer gesagt, der Gesetzgeber, also das Parlament – zuständig.
Die Fragen stellte Martin Bauer für den hpd.
Naïla Chikhi / Rebecca Schönenbach (Hrsg.): Ich will frei sein, nicht mutig. FrauenStimmen gegen Gewalt. Vorwort von Lale Akgün. Alibri Verlag, Aschaffenburg 2021, 175 Seiten, kartoniert, 14 Euro, ISBN 978-3-86569-328-0
Anlässlich der Veranstaltungsreihe "Feministischer März" gaben Naïla Chikhi und Mitherausgeberin Rebecca Schönenbach ein Interview, das aufgezeichnet wurde:
35 Kommentare
Kommentare
Roland Fakler am Permanenter Link
Die Wurzel weiblicher Diskriminierung sehe ich in der hebräischen Bibel, die nun mal die jüdische, christliche und islamische Kultur massiv geprägt hat.
Carola Gabriela... am Permanenter Link
Großen Dank an Naila Chikhi für dieses ausführliche und sehr klare Interview! Ihre Forderungen sind unbedingt zu unterstützen: "Sperrt eure Töchter nicht ein, erzieht eure Söhne besser.
gerade aber im Schulbereich ist es mit "Aufklärung" nicht getan. Hier sind konkrete Maßnahmen erforderlich, die verhindern, dass Eltern (meist muslimischen Glaubens) ihre Töchter vom Sport-, Schwimmunterricht oder anderen schulischen Veranstaltungen fernhalten - mit religiösen "Begründungen. Die Schulen sollen schließlich nicht Anstalten werden, in denen Geschlechterapartheid zelebriert wird!
Martine Landau am Permanenter Link
Religion, das menschenverachtende ideologische Gift, das nichts von seiner Toxizität verloren hat.
Die diskurs-politische Korrekt-Differenzierung zwischen den Worthülsen Islam und Islamusmus ist ungfähr so sinnvoll wie zwischen Chritentum und Christianismus. Allen liegt ihre jeweilige Ideologie zugrunde und Religion ist immer politisch.
Frauen? Sie waren und sind stets Opfer der Religionen alter Männer. Niemand braucht religiöse Willkür.
Hans Trutnau am Permanenter Link
Apropos "Gift": 'Religion poisons everything' (dt. 'Der Herr ist kein Hirte') von Chr. Hitchens; kennen Sie sicher.
Martine Landau am Permanenter Link
Ja :-) Unbedingte Empfehlung!
Laizist am Permanenter Link
Wenn alle nur noch ans Geld glauben, ist das sicher die Schuld von Jesus, der hat sich ja schon damals im Tempel total daneben benommen ...
"Religion" zur Wurzel aller Probleme der heutigen Welt zu erklären – ist das noch "naiv"?
Martine Landau am Permanenter Link
Wer "alle" glaubt "nur" und "noch" ans Geld?
Schwarz-Weiß-Denken => "alle" / "nur" - In absoluten Denkschemata ist kein Platz für die Freiheit.
Dann das immer wiederkehrende zwanghafte Ritual der Präsentation des Heilands, was schon beinahe exhibitionistisch anmutet. Ganz egal worum es geht, die antike Märchenfigur muss dabei sein; the Fake-Show must go on.
Zu Schluss noch eine Plattitüde, aus den immer selben Glaubenshülsen gemacht. Hier und heute dann, dass es naiv sei die Religion als Wurzel ALLER Probleme dieser Welt zu erklären.
Religion-EN sind keineswegs Ursache, Wurzel, Basis etc. ALLER Probleme dieser Welt, aber doch sehr VIELER sehr GROSSER.
'Laizist' steht auf dem Etikett. Drin stecken jedoch die üblichen religiösen Schlichweltbilder. Solche Leute sind es gewohnt, dass ein beliebiges Label an einer Sache reicht, um den miefigen Inhalt den arglosen Mitmenschen unbemerkt verhökern zu können. Zu dumm nur, dass dann doch ab und an mal jemand reinschaut…
Missverständnis?
Nicht so gemeint?
Falsch verstanden?
Unfähig zu verstehen?
… muss doch einsehen, dass …
…will nicht verstehen…
It sucks!
Love & Peace :)
Hans Trutnau am Permanenter Link
Martine, ich war drauf und dran, Laizist zu antworten; habe ich aber gelassen, weil unklar ist, ob + wie sich sein (ihr?) Kommentar auf meinen bezieht. Egal.
Martine Landau am Permanenter Link
Hallo Hans, bitte verzeihen Sie, wenn ich Ihnen dazwischengefunkt haben sollte. Solche Leute reizen mich doch immer wieder aufs Neue...
David Z am Permanenter Link
"Die Herkunft der Täter ist in der Tat unbedeutend, allerdings brauchen wir eine Analyse ihrer Sozialisation...."
Trugschluss. Denn wenn wir eine Analyse der Sozialisation brauchen, dann kann die Herkunft der Täter nicht unbedeutend sein.
Gunnar Schedel am Permanenter Link
kein Trugschluß; die Herkunft allein ist unbedeutend oder zumindest nebensächlich: in keinem Land der Welt sind alle Menschen (oder hier: Männer) identisch sozialisiert
David Z am Permanenter Link
Selbstverständlich ist es ein Trugschluss.
Die Herkunft ist Teil der Sozialisation. Sie beinflusst die Wirkfaktoren. Sie sagen es ja selber, dass es Unterschiede zwischen den Ländern gibt. Deshalb ist es für die Beurteilung der Sozialisation durchaus relevant zu verstehen, aus welchem Kontext derjenige stammt, sowohl im Kleinen (Familie, Freunde) wie auch im Grossen (Region, Land).
Klaus Weidenbach am Permanenter Link
Nur eine grundsätzliche Abkehr von (allen) Religionen und ihrer Tendenz, sich mit den Mächtigen zu verbinden, könnte eine Änderung in der Gesellschaft bewirken.
Giordano Bruno am Permanenter Link
Über diese Tatsachen und den dahinter steckenden Schwachsinn schreibe ich schon seit Jahren, aber irgendwie scheinen die Menschen auf diesem Ohr taub zu sein, oder eine Denksperre zu haben, wenn ich reich wäre, würde
aber vermutlich würden diese dann auch nicht verstanden werden wollen.
Martine Landau am Permanenter Link
»» irgendwie scheinen die Menschen auf diesem Ohr taub zu sein, oder eine Denksperre zu haben ««
Es ist keine Denksperre, denn es geht um Emotion, Sozialisierung und Glauben. Und taub sind diese Menschen bestimmt nicht. Was Sie, wie sehr viele hier, meine Wenigkeit eingeschlossen, darüber denken, ist sehr ähnlich. Lediglich die Sichtweisen in diversen Themenkomplexen divergieren gelegentlich. Jedoch fußt alles auf Tatsachen, Fakten, Argumenten, gewiss auch Gefühlen wie Hoffnung und ihren Projektionen und Perspektiven, aber eben alles im Grundkonsens des Realen.
Wie aber redet man mit Menschen, die selbst dann noch an - ihrem - Glauben festhalten, wenn sie um die Fakten, die all das widerlegen, nicht nur wissen sondern von ihrer Richtigkeit überzeugt sind? Das - ihrem - ist hervorgehoben, weil es von entscheidender Bedeutung ist. Dieser Glaube ist für die damit behafteten Menschen etwas sehr Persönliches, ja sogar Intimes und nichts Abstraktes - der/ein - Glaube. Der Popanz ist über Jahrhunderte hinweg immer wieder massiv und meist gewaltsam eingetrichtert worden. Auch das Wissen um die brutale und gewalttätige Historie der Religionen, wird kaum jemanden davon abbringen. Oft wenden sich die Dinge erst beim Generationenwechsel. Nicht selten sind es ausgerechnet jene, die 'eigentlich' wissen, dass Religion Lug und Trug ist, die beinahe - und gelegentlich nicht nur beinahe - fanatisch an ihrer Religion festhalten und sie mit aller Kraft verteidigen. Es ist Verlustangst, die sie antreibt, denn 'eigentlich' wissen sie 'es' längst, wollen 'es' aber nicht wahrhaben. Es macht kleine Laune als totaler Verlierer dazustehen, niemand möchte das.
Freilich gibt es auch jene, die ihre Sache vehement vertreten und sich energisch dafür einsetzen, weil sie ein sehr konkretes und gewichtiges Interesse daran haben diese religiösen Strukturen, welche die alleinige Grundlage ihrer gesamten traurigen Existenz bilden, zu wahren und bis zum 'Endsieg' zu verteidigen. Verlöre ein Wölki alle das, dann wäre er buchstäblich am Ende. Dasselbe gilt für den alten weißen Mann aus Buenos Aires, der im Vatikan diktiert, wie auch für all seine Buddies in den totschicken roten Nachthemd. Etwas Gesichtswahrung dürfte auch dabei sein, aber, bei dem was diese Herren abziehen und sich so alles zusammenlügen, wäre endloses Schweigen die zweifellos klügere Option.
Aber wenden wir uns wieder dem gemeinen 'Fußvolk' zu. Krass: der Selbstmordattentäter. Von manchen wissen wir, dass sie nicht so tief 'im Glauben' waren, jedoch gehofft und geglaubt haben 'es' doch noch schaffen zu können, indem sie sich, für die 'gute Sache' des Heiligen Kriegs, bis zum ultimativen Äußersten einsetzen. Anreiz für die Jungs, sind die zahllosen virtuellen Jungfrauen - Sex sells! - Naja. Selbstverständlich spielen auch politische und persönlich Motive noch mit hinein, das sollte nicht unerwähnt bleiben. Die aber reichen alleine niemals aus um, meist sehr junge Menschen, derart fanatisieren zu können. Das sind keineswegs nur einige wenige Einzelfälle, sondern ganze Legionen, die sich quer durch alle Kulturen und alle Zeiten, im Kampf, oder dem vermeintlichen solchen, geopfert haben. Ob »Märtyrer«, »Shahid« oder »Kamikaze«, die Selbstopferung aus dem Glauben und/oder der Überzeugung heraus, hat es immer schon gegeben.
Vermutlich wirkt das zu schräg, auch wenn es Tatsachen sind. Es ist 'ja auch nur' die Spitze des Glaubensbergs… Also, zurück in unsere Komfortzone. Da begegnet uns dieses irrationale Festhalten an der Religion ganz genauso, auch dort wo es unsinnig und widersprüchlich erscheinen muss - rational betrachtet.
Vor ein paar Tagen, hier auf HPD: »Vatikan lehnt Segnung homosexueller Paare ab«
https://hpd.de/artikel/vatikan-lehnt-segnung-homosexueller-paare-ab-19102
Dennoch halten relativ viele homosexuelle Männer wie auch Frauen an - ihrer - Religion fest, bis hin zu Schiiten im Iran, die wegen ihrer Homosexualität, zum Tode verurteilt worden waren. Manche haben noch gebetet, kurz bevor man sie gehenkt hat.
Zuletzt noch ein Spezi aus nächster Nähe: Jens Spahn. Seine Kirche verdammt ihn wegen seiner Homosexualität, aber er hält daran fest wie ein Ertrinkender am Rettungsring und meint: »Glaube und Schwulsein gehören selbstverständlich zu mir« und »Der Glaube gibt mir Halt«. Egal, wer ist schon ohne Widerspruch? Bei ihm denke ich allerdings öfter mal an Goethe, der da einst gemeint hat: »Es gibt viele Menschen, die sich einbilden, was sie erfahren, das verstünden sie auch«.
Und dagegen schreiben Sie bereits seit Jahren an? Ein ziemliches Fass, ganz ungeahnter Dimensionen. Es wird Sie zwar kaum trösten, aber denken Sie doch gelegentlich mal an Hypatia von Alexandria oder Galileo Galilei oder an sonstwen der oder die etwas in der Birne hatte. Sie alle hatten jedenfalls weit schlechtere Aussichten als Sie heute, oder auch gar keine…
We shall go on to the end. We shall never surrender!
Giordano Bruno am Permanenter Link
Hallo Martine, alles was Sie schreiben ist leider wahr.
Mein erstes Buch mit dem Titel < Wege zu unser aller Befreiung > habe ich 2014 geschrieben
Von der Kirche habe ich mich 1960 losgesagt und Jahre später abgemeldet.
Seitdem bin ich überzeugter Atheist und Humanist und versuche Menschen zu überzeugen, dass sie sich von den Kirchen, besser gesagt von ALLEN Religionen, nur verarschen lassen.
Diese Tatsache sich einzugestehen ist anscheinend ein äußerst schwieriger Akt der Selbsterkenntnis.
Alle beklagen die Zustände auf der Erde, aber keiner will sich eingestehen, dass wir alle daran Mitschuld tragen auf Grund unserer Denkblockaden und das stille hinnehmen der Verhältnisse welche uns von Kirchen und Staat aufgezwungen werden.
Es sind zwar Bemühungen im Gange dies zu verändern, aber leider nur in Teilbereichen und kein Prinzipielles Umdenken und Handeln, welches nötig wäre die Erde noch zu retten.
Dazu kommt dann noch, dass es eine große Gruppe von Menschen weltweit gibt, die mit Demokratie nichts anzufangen wissen und lieber eine Diktatur vorziehen in der " Recht und Ordnung " herrscht.
Wenn Sie sich in den Social Medien umschauen, können Sie sich über die Dummheit einer,
noch Minderheit, aber dennoch bedrohlichen Masse von Menschen ein Bild machen, deren Ziel eine andere Weltordnung ist.
Die Anzeichen sprechen eine eindeutige Sprache, siehe Sturm auf das Capitol in USA und
Sturm auf den Reichstag in Berlin.
Diese Leute sind genau die Klientel welche die Kirchen brauchen um ihre Macht wieder einzufordern und damit Unterwürfige Mitglieder zu generieren.
Aus diesem Grund hört man von den Kirchen auch keinen Widerspruch über diese Tatsachen
im Gegenteil, dies spielt ihnen in die Karten, denn nur ein unmündiger Bürger ist ein guter Gläubiger.
Martine Landau am Permanenter Link
Menschen zu überzeugen… das wäre so eine Art 'Gegenmission', die Menschen vor dem Verderben (der Religionen) retten. Ist das nicht eine Art Komplementäranalogie zur religiösen Mission?
Wenn, dann werden sie nur von sich aus, den eigenen Weg in die Freiheit finden können. Ich meine schon, dass Kants, auf den ersten Blick eher umständlich anmutende Formulierung, es sehr genau trifft: »Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit«. Er spricht vom Ausgang (aus dem geschlossenen Weltbild) und - vor allem! - »selbstverschuldet«, was den Weg über die eigene Einsicht voraussetzt. Warum er von Unmündigkeit spricht, wird vielfach dem Zeitgeist seiner Epoche zugeschrieben… Ich möchte da keinem der Damen und Herren Philosoph*innen zu nahetreten, aber unmündig sind Wie.-auch-immer-indoktrinierte auch in unserer Zeit noch und wieder. Die neusten Kreationen in dieser Weise sind die Verschwörungstheorien… Von der Mondlandung bis zu Bill Gates und all das im schicken Alluhut und dem missbrauchten Slogan: »Wir sind das Volk…«
Social Media? Auf TikTok, als Twitter der Videoclips, hauen die Verschwörungstheoretiker*innen ihren Unfug raus. Kaum zu 'glauben' was erwachsene Menschen für eine Sch… reden können. Erstaunlicherweise sind die Jüngsten, die dort die Mehrheit stellt, erstaunlich klar im Kopf. Es ist die Riege der 30-50-Jährigen, die sich dort erstaunlich reaktionär und rückwärtsgerichtet präsentiert. Gelegentlich muss ich laut lachen, manchmal über die Blödheit der Verschwörungstheoretiker, aber meist doch über den einen oder anderen Gag…
»»und lieber eine Diktatur vorziehen in der " Recht und Ordnung " herrscht.
Solche wird es zu allen Zeiten geben. Während meines Studiums in (damals) West-Berlin (TU) hat unter uns eine gewohnt die immer und immer wieder rausgehauen hat: »Jut nur, dass da Führa det nüch mehr aleben muss«. Heute nennen die Enkel sich 'Combat 18' usw.
Und die Kirchen? Wenn ich so lese und höre was die 'Neunziger' und die 'Nuller' Generation' so darüber denken, dann verschlägt es mir gelegentlich ein wenig die Sprache. Weniger wegen dem was sie sagen, denn das kommt mir doch sehr bekannt vor, als wegen der heutigen Umstände, die ihnen politisch weit bessere Voraussetzungen ermöglichen als etwa in den 60er, oder sogar noch den 70er. Irgendwie macht die Hoffnung und vielleicht war doch nicht alles umsonst. Vor allem bei den Frauen sehe ich doch bessere Möglichkeiten. Leider scheitert auch das immer noch und immer wieder an Ewiggestrigen - solche Typen wir Söder, Merz, Laschet. Leider sind auch die Frauen der konservativen Fraktion kaum besser; ich empfinde sie irgendwie sogar als weit schlimmer… Was junge Frauen heute zwar meist wissen, aber nicht miterlebt haben, müssen sie ja nicht neu erfinden, drum halte ich deren Forderungen durchaus für angemessen.
Kirche-N? Zu meinem eigenen Befremden verdichtet sich bei mir eine Haltung, die dahin tendiert auch gewöhnliche Kirchenmitglieder, die ja angeblich nichts dafürkönnen 'da drin zu sein', als eine Art Mitläufer zu betrachten, deren passive Ignoranz diese religiösen Institutionen immer noch möglich macht. Mag sein, dass sie nichts dafürkönnen, dort im Säuglingsalter als Mitglieder angemeldet worden zu sein, aber sie sind sehr wohl dafür verantwortlich all das zu dulden und, durch diese Kirchenmitgliedschaft, mindestens zu begünstigen. Mündige Bürger sind eigenverantwortlich und mitverantwortlich. Wer also immer noch dort mitläuft, muss sich schon die Frage nach dem Sinn und Zweck gefallen lassen, denn ich halte das keineswegs für selbstverständlich und noch weniger für normal. Dass das auf manche nicht sehr konziliant und freundlich wirkt, wird mir kaum den Schlaf rauben…
Giordano Bruno am Permanenter Link
Hallo Martine, meine Antwort auf Ihr langes Schreiben, " Es gibt NUR eine Wahrheit "
alles andere ist Zweckgebunden.
Wenn Sie möchten, schicke ich Ihnen gerne meine Trilogie kostenlos zu.
Martine Landau am Permanenter Link
Habe ich doch schon :) Das Dritte, »Humanismus satt Religion« als e-book. Eine tolle Erfindung, ich weiß eh nicht mehr wohin mit den all den Büchern... :-D
Wollen Sie mich etwa bekehren? :::-))))
G.B. am Permanenter Link
Bekehren? wozu? nein nur zum Nachdenken anregen, also bitte keine Unterstellungen,
Martine Landau am Permanenter Link
Ihre heftige Reaktion erstaunt mich, hatte ich dich meine Bekehrungsmetapher hinreichend mit Emoticons gekennzeichnet. Ich fürchte nur, es geschieht das was mir öfter begegnet.
»» es gibt beim lesen meiner Bücher nur 2 Möglichkeiten, entweder man versteht die Inhalte und reflektiert darüber oder man versteht sie nicht, was bei den meisten Lesern der Fall ist««
Das ist bestechend logisch: man-frau versteht oder man tut es nicht. Nur Ihre kreativen Ergänzungen lassen die Logik zur Anmaßung anwachsen. Wer versteht was Sie meinen - besser noch - wer imstande ist Ihre frohe Botschaft zu begreifen und damit zum Kreise der Erlesenen zählen darf, die dann darüber reflektieren werden oder dürfen, wird den heiligen Gral der ultimativen Erkenntnis - Ihrer Erkenntnis? - erreichen können. Die meisten jedoch verstehen nicht, weil sie mit Altlasten behaftet sind, die sie daran hindern usw. usf. Schon gut! Ich weiß welche Altlasten Sie meinen; wie Sie vielleicht schon mitbekommen haben, bin ich weit weniger zimperlich im Umgang mit sendungsbewussten Zeitgenossen, als Sie es je sein könnten und auch ich weiß warum ich in dieser Weise vorgehe, da bin ich mir sehr sicher; es ist eine Mixtur aus Erfahrung, Rückschlag und, gelegentlich, auch Fortschritt.
Auch da komme ich Ihnen entgegen; mein liebstes Goethezitat ist nicht der Götz, der ja ständig in aller Munde ist, sondern dieses: »Es gibt viele Menschen, die sich einbilden, was Sie erfahren, das verstünden sie auch«. Er erinnert mich daran genauer hinzusehen, was ich dann auch tue, leider zum Unbehagen so mancher… Sprachen Sie nicht von Reflektion?
Ich habe Ihre Bücher gelesen. Vermutlich haben Sie ab und an einen meiner Kommentare gelesen und, trotz meiner oft mangelhaften Daktylographie, möglicherweise auch verstanden... ist ja nicht so, dass ich nicht auch so daherreden kann...
Ich habe sie gelesen, bin mir aber nicht sicher, ob Sie sich darüber freuen sollten. Über Grundkonsense dürften wir einig sein, auch in Ihrem Gedankengang in 3. Band; »Humanismus statt Religion« sind wir sachlich und auch faktisch zweifellos einig. Nur eines zieht sich wie ein roter Faden durch das Werk und durch die gesamte Trilogie: alles dreht sich um die Kirche. Sie ziehen in einen Rachefeldzug gegen den Klerus der (katholischen) Kirche. Aus Ihrer ganz persönlichen Sicht mag das sinnvoll erscheinen, aus meiner nicht - bzw. zweckdienlich schon, nicht jedoch zielführend und ergebnisorientiert. Ich lasse das mal so stehen und komme darauf zurück.
Soll Humanismus die Religion ersetzen? Das eine statt dem anderen? Das erscheint mir nicht erstrebenswert. Vielmehr sehe ich humanistische Werte vollkommen unabhängig vom religiösen Glaubenszirkus, das eine ist real, das andere nicht. Überhaupt, wie 'ersetzt' man irreales durch reales? Ich habe nicht die geringste Ahnung. Insofern verstehe ich Ihre Botschaft nicht nur nicht, sondern verwerfe sie auf dieser Ebene, und zwar nachdem und weil ich darüber reflektiert habe. So viel werden Sie mir möglicherweise noch zutrauen. Egal, Humanismus als eine Art Bollwerk gegen Religion aufzublasen, speziell die der katholischen Kirche, halte ich für beinahe unredlich. Massenmörder, Kinderschänder und Volksverhetzer, samt ihrer Beschützer und Helfershelfer sind für mich kein Gegenstand Philosophischer Diskussionen und/oder Wertepolitischer Debatten. Das alles ist schlich und ergreifend Verbrechen. Da gibt es nichts 'aufzuarbeiten', so etwas muss beseitigt werden und die Schuldigen zur Rechenschaft gezogen werden. Idealerweise sollen in der Folge politische Schritte eingeleitet und dann aber auch bitte gemacht werden um solche Verbrechen in Zukunft zu verhindern. Es gibt dabei keine Wertekonkurrenz, wo kein Wert dem eigenen gegenübersteht. Humanismus versus Ammenmärchen?
Kommen wir zurück zur Stunde der Rache. Meine zum Teil sehr scharfen Worte zu religiösen Institutionen und erstaunlichen Kreationen ist jedoch keiner persönlichen Rachekampagne, sondern Ergebnis dessen was diese Religionen und ihre Protagonisten alles angerichtet haben. So hoffe ich inständig, dass etwa Herr Wölki noch möglichst lange im Amt bleibt, damit er ganz genau und aus nächster Nähe sieht, wie seine heilige Mutter Kirche untergeht. Er wollte in der Kirche Karriere machen? Er wird bekommen was er verdient und das ist gut so.
BTW. Ich verwerfe Rache keineswegs und halte nichts von hohlen Sprüchen 'Rache ist mein'. Nur sollte sie dann direkt und persönlich sein. Dabei denke ich an Marianne Bachmeier. Dass ihr Handeln juristisch falsch war, steht außer Frage. Der Empörungsdiskurs darum war einfach grotesk, sie hat den Kerl nicht erschossen um sich besser zu fühlen oder ihre Tochter wieder lebendig zu machen oder sonst was Unsinniges, sondern aus Rache zur eigenen Genugtuung. Sie wusste was sie tat und war sich der Tragweise bewusst. Das triefende, meist religiös gefärbte, Moralin darum war einfach nur grotesk. Der Gegensatz: kollektive und/oder abstrakte Rache funktioniert nicht, dafür sind wir empathisch nicht 'konstruiert', denn Rache ist ein Gefühl und kein Gedanke.
Vielleicht haben Sie nun verstanden wie meine 'Botschaft' lautet. Ich könnte sogar hergehen und egozentrisch behaupten, dass mir persönlich durch die Kirche nie ein (direkter) Nachteil entstanden sei. Nun, weder wurde ich getauft noch hatte sich sonst wie direkten Kontakt zum Kirchenklerus. Das wäre jedoch reichlich kurzsichtig angesichts dessen was die Kirche und - HALLO! - Religionen INSGESAMT so anrichten. Deshalb auch dieses (direkt), weiter oben in Klammern, denn die ganze Wucht der Folgen reißt alle mir, auch mich.
Ich könnte vom massiven und mörderischen Antisemitismus der Kirche-N reden, vom antisemischen Hassprediger Martin Luther, seinen Steilvorlagen für Goebbels, Streicher u.v.a. Gelegentlich tue ich das auch, wenn es um politische Sachverhalte geht, die damit zusammenhängen, aber nicht als ständige Vendetta zum eigenen Wohlbefinden. Schon gar nicht könnte ich erwarten, dass andere das teilen. Ich wäre ja schon froh wenn es ab und zu mal jemand verstünde. Meine eigene vermeintlich 'eigene' Religion bedeutet mir so wenig, wie jede andere. Sie wurde mir durch die Geburt verpasst. Gefragt worden bin ich nie und austreten kann ich dort auch nicht. Der brachiale Sexismus der Männerreligion und die stete Diskriminierung der Frau, die darin, wie in vielen anderen Religionen, als vollkommen normal und gut und richtig betrachtet wird, dürfte Ihnen vermitteln, was ich auch von diesem 'Eigenen' halte - NIX. In Deutschland rede ich fast nie darüber, nicht weil ich nicht will, sondern weil der hiesige Diskurs darüber nicht meiner ist und ich unter gar keinen Umständen da mithinein gezogen werden möchte. Diese stupiden Worthülsen, von wegen, ich müsse doch zu dem stehen, was ich bin, die mir diktieren möchten wie ich mich gefälligst zu verhalten habe, ist schnell beantwortet: gar nichts muss ich und zu diesem Aufarbeitungszirkus zur eigenen Absolution einerseits - es sind ja meist christlich orientierte, die in ihrem religiösen Unsinn immer noch verhaften sind - und dem Endlosgedenken andererseits, ebenso zum besseren Zwecke der einstigen Täter und deren Nachkommen.
Wissen Sie wie ich mir vorgekommen bin, als ich nach Deutschland und ein ehemaliger Nazifunktionär Bundeskanzler war? Es jener der die öffentliche Ohrfeige verpasst bekommen hat. Beate Klarsfeld feiere ich heute noch für ihr Tun. Nun, das ist lange her, dennoch werde ich humanistische Werte nicht dazu instrumentalisieren um sie als philosophische Molotowcocktails gegen religiöse Institutionen zu schleudern, welcher Religion auch immer, die in ihrer eiskalten Skrupellosigkeit sogar die Mafia überflügeln. Ich will mich an nicht an religiösen Konstrukten und ihren Protagonisten rächen, ich will sie bekämpfen, um sie loszuwerden, nicht um sie durch sonst was zu ersetzen.
Eine weitere Frage im Anschluss an Ihre Bücher und mein zuvor Gesagtes: Was in aller Welt ist 'Humanismus'? Jetzt schauen Sie nicht so verdutzt. Ja, was ist das? Ein Kanon? Eine Heilsbotschaft? Eine Dogmatik? Oder eine Ideologie? Nichts davon! Der Humanismus als solcher ist kein eigenständiges Konstrukt, sondern eine Menge an Werten, die in einem gesellschaftlichen Kontext zum Tragen kommen können und sollten. Nicht aber Doktrin, die 'energisch verordnet' werden muss, denn wenn humanistisches Denken zum Zwang wir, dann wird Humanismus zum Instrument reaktionärer Autokraten, die um keinen Deut besser sein werden als Faschos, ganz gleich wie herum lackiert, Potentaten, Diktatoren, Inquisitoren oder Mullahs, Päpste, Rabbis oder wasauchimmer...
Ich wähle die Freiheit, jeden Tag, und lese was andere schreiben, aber meine Gedanken dazu mache ich mit selbst.
G.B. am Permanenter Link
Liebe Martine Landau, ihrem Schreiben entnehme ich, dass Sie ein innerlich zerrissener Mensch sind, der viele negative Erfahrungen machen mussten.
im Gegensatz zu Religionen. Da Humanismus keinerlei Vorschriften macht, sondern nur an Empathie und Vernunft appelliert. Jeder der diese Einstellung sich zu eigen macht, ist für die
Lügen und kriminellen Machenschaften von Religionen immun.
Dass ich diese seit vielen Jahren anprangere und verbal bekämpfe geht aus meinen Engagement für Religionsfreiheit, im Sinne von Freiheit von Religionen, hervor. Dass ich dabei keine Mittel der Gewalt anwende ist für mich selbstverständlich, da ich ansonsten keinen Deut besser wäre als Religionen, liegt auf der Hand. Mein Anliegen ist es, dass die Menschheit dies endlich begreift und das Krebsgeschwür der Menschheit, die Religionen, zum aussterben verurteilt wird.
Martine Landau am Permanenter Link
Schade, dass auch Sie persönlich herabwürdigend werden, indem Sie von meiner inneren Zerrissenheit fabulieren… Zu Ihrer Bequemlichkeit werde ich Ihre kleine Entgleisung jedoch taktvoll übergehen umsomehr sie für mich
Tatsächlich ist es Kampf oder eher ein Streben. Die Frage ist jedoch, ob der Kampf FÜR oder GEGEN etwas ist und wohin sich das Streben richtet. Im Alltäglichen wird es eine sich stets wandelnde Kombination aus allem sein. Wie wir selbst dazu stehen und wo wir die Schwerpunkte setzen, liegt jedoch bei uns selbst und sagt einiges über die Ziele aus, die wir erreichen wollen und auch über die Wege, die wir dorthin beschreiten werden. Wogegen kämpfen wir? Gegen die Religion oder gegen die Religiösen?
Menschen haben einen Hang dazu Dinge zu abstrahieren, ich schließe mich da nicht aus. Solche Begrifflichkeiten um nicht zu sagen Wort-Placebos, macht es uns leichter - nicht: einfacher! - als gegen direkt bezeichnete Menschen zu kämpfen. Es verhält sich ähnlich wie beim 'Kampf gegen den Terror' der letztlichn immer ein Kampf gegen die Terroristen ist, also gegen die Menschen die den Terror machen. Es fällt uns schwer direkt gegen Menschen zu kämpfen und auch das genauso klar zu sagen. Dieses Verhalten spricht eher für als gegen uns. Manch andere jedoch, oft Fanatiker, auch religiöse Eiferer, sind da weit weniger zimperlich und gänzlich frei von Skrupel. Die Abstrahierung des Menschen birgt jedoch die Gefahr in sich zu verdrängen was wir tatsächlich tun und wem wir das antun. So kann eine simple Wortwahl maßgeblich zur Entscheidung von erheblicher Tragweite werden.
Der Kampf gegen die Religion und ihre Institutionen, ist, ganz konkret, ein Kampf gegen religiöse Menschen und gegen die Gestalten die diese Institutionen, zum Schaden der Gesellschaft, unbeirrt und ohne jede Rücksicht, weiter betreiben und vorantreiben. Dass ich Terror und Religion in eine beispielhafte Relation bringe ist keineswegs Zufall und schon gar kein Irrtum, denn beides ist sich nur zu ähnlich und auch die Protagonisten darin und dabei sind nahe Verwandte.
Trotz aller inneren Zerrissenheit werde ich Ihnen - anhand Ihrer Wortwahl - zeigen wie man die Unterschiede, sowohl in der Zielsetzung als auch von der inneren Einstellung her, unmittelbar erkennen kann. Die Sprache ist ein mächtiges Instrument und oft bedienen wir uns ihrer ohne allzu sehr darauf zu achten was wir damit erreichen wollen oder anrichten können. Ich nehme mich auch hier keineswegs aus, jedoch ist mir zu beinahe jedem Zeitpunkt bewusst was ich schreibe, denn oft zögere ich und kann mir letztlich nie sicher sein, dies dann weniger im eigenen Gedanken als bei seiner Umsetzung: Wie bringe ich das rüber? Gelegentlich gelingt es mir sogar… Weit bequemer wäre die verbreitete Haltung: »Was kann ich dafür, wenn andere zu dämlich sind um mich zu verstehen?« Die Frage würde ohnehin nie beantwortet werden können...
»» Mein Anliegen ist es, dass die Menschheit dies endlich begreift und das Krebsgeschwür der Menschheit, die Religionen, zum aussterben verurteilt wird.««
Ihr Anliegen ist also, dass die Menschen endlich begreifen - die Abstrakte kritische Masse 'Menschheit' besteht aus allen Menschen nur sind die Menschen zusammen mehr als nur die Bezeichnung ihrer Summe. Sie müssen doch endlich begreifen, klingt zwar aufklärerisch, mutet aber auch sehr belehrend und sogar sendungsbewusst an, ähnlich der Heilspredigt eines Missionars. Sollten Sie sich jetzt fragen, ob ich sie noch alle habe, so versichere ich Ihnen, alles ist bestens. Sie werden es gleich verstehen. Wie sehr haben Sie meine 'Belehrungen', die zwar keine waren aber doch so wirken - könnten - genossen? Gar nicht? Ich verdammte Besserwisserin, um nicht zu sagen Klugscheißerin! Machen Sie sich nichts draus, mir geht es mit anderen oft genauso und gelegentlich sogar mit mir selbst.
Die Frage lautet: »Wie gehen wir damit um« - OK, der Satz entlockt uns oft eine hämisches Grinsen, klingt er doch längst Gaga und nach ausgeleierter intellektueller Worthülse. Aber manchmal ist es schon sinnvoll und auch angebracht sich ausführlicher damit zu beschäftigen, wie wir weiter vorgehen wollen, werden und können.
Was garantiert in die Irre führt, sind solche Metaphern, die auch Sie verwenden. Dabei geht es auch dabei und einmal mehr, weniger um unsere eigenes Empfinden als das des/derjenigen die Empfänger der Botschaft sind.
»» Krebsgeschwür
Religion ist keine Krankheit und Religiöse keine Patienten. Religion ist, ganz wie Ignoranz, Vorurteil, ja sogar Liebe und Hass, nicht zu therapieren. Es soll sogar eine Art Sucht sein, ganz ähnlich der Spielsucht, und hat etwas mit den körpereigenen Dopaminausschüttungen zu tun (Belohnungsgefühl). Sind Religiöse allesamt irre Dopaminjunkies? Das wäre dann doch etwas zu kurz gegriffen.
Hugo Stamm hatte dazu seine andere pathologische Variante:
»Gott entsteht im Hirn«
https://hpd.de/artikel/gott-entsteht-im-hirn-19078
»»aussterben
Nicht die Religion ist der Dinosaurier, sondern ihre Statisten. Ausgestorben sind die Dinos allerdings nicht aus besserer Einsicht nach ausführliche Aufklärung, sondern durch den Einschlag eines Asteroiden und den daraus entstehenden Folgen. Aber auch der hat, nach neueren Erkenntnissen, nur das beschleunigt was, bei vielen Dinosaurierarten, bereits weit fortgeschritten war. Auch bei den Religiösen gibt es Erosion, Zersetzung und Zerfall, von innen heraus, was seit längerem schon kaum mehr zu übersehen ist. Es liegt jedoch bei uns, den Menschen, ob wir so verfahren wie die Astrophysik vor rd. 65 Millionen Jahren, oder ob wir im humanistischen Sinne agieren, was keineswegs bedeutet die Kontrahenten mit Samthandschuhen anzufassen. Religionen hat es zu allen Zeiten gegeben und, trotz oder sogar wider allen Fortschritts, ist davon auszugehen, dass es sie immer geben wird. Aussterben werden Religionen erst dann, wenn unsere Spezies dereinst aussterben wird.
Deshalb spreche ich lieber davon das 'Kulturgut' Religion in und mittels der / unserer Zivilisation zu überwinden und hinter uns zu lassen. Im Laufe der Zeit habe ich festgestellt, dass Religiöse das als rhetorische Ohrfeige empfinden. Zu diesem Gedanken inspiriert hat mich seinerzeit Beate Klarsfeld und, gut 20 Jahre später, auch und ein wenig, Henryk M. Broder. Die Grundlage des Gedankens und meines Empfindens dabei fußt auf Immanuel Kants Aussage: »Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit« - die wichtigsten Wörter, nach 'Menschen' darin sind: Ausgang (Weg in die Freiheit) und - selbstverschuldet (Eigenverantwortung), denn nur mit dem Finger auf andere zu zeigen wird uns den Weg in diese Freiheit eher verstellen.
Platz fürs Aussterben sehe ich bei dem harten Kern der Kirchenmitglieder. Manche treten zwar aus, aber nicht aus Erkenntnis und Einsicht, sondern wegen der Skandale um die Kirche-N. Die meisten Unverbesserlichen bleiben drin. Veränderungen wird es nur über Generationen hinweg geben. Derzeit ist all das in Bewegung gekommen, aber es wird noch dauern. Wenn ich gestern und heute sehe wie viele Menschen sich immer noch österlich geben, ermutigt mich das allerdings nicht gerade.
»»verurteilt
Wer ist Ankläger? Wer Richter? Wer Henker?
Weiter sprechen Sie von 'Anprangern', wie im Mittelalter. Zugegeben, die Vorstellung Herrn Wölki in dieser 'Montur' als Monstranz durch seinen überdimensionierten Dom irren zu sehen, hat einen gewissen Reiz. Aber wäre das zielführend? Für ihn vielleicht, denn weiter wird er nie kommen. Er irrt umher wie eine Fliege, die in freie entkommen will und immer wieder gegen die Fensterscheibe prallt. Ehrlich gesagt ist mir das zu beschränkt. Was aber keineswegs bedeutet, dass ich zu jene gehöre, die meinen sich nicht auf dieses oder jenes Niveau 'herabzubegeben', denn jene, die so reden, sind meist die, die sich schlichtweg 'zu fein' dazu sind die Finger schmutzig zu machen, sie sind die wahren Feiglinge, denn Feigheit ist kein Mangel an Mut, sondern die Verweigerung verantwortlich zu handeln. Solche elitären Zeitgenosse überlassen es gerne anderen die 'Drecksarbeit' für sich tun zu lassen. Wenn eine Müllhaufen entsorgt werden muss, dann kann er*sie sich dabei schon mal dreckig machen…
Ich möchte die Religion nicht abschaffen. Das allerdings nicht, weil mir etwas an ihrem Erhalt liegt, das hat wohl jeder und jede mittlerweile mitbekommen, sondern weil es nicht möglich sein wird. Ich möchte auch niemandem etwas vorenthalten oder sogar wegnehmen, schon gar nicht per Indoktrination, Gehirnwäsche und gegens seinen*ihren Willen.
Wenn ich sage: »Religionen überwinden«, dann meine ich genau das. Nicht mehr aber ganz bestimmt auch nicht weniger.
G.B. am Permanenter Link
Wieso habe ich Sie persönlich herabgewürdigt, lesen Sie doch einfach nochmal Ihre Schreiben, darin schwanken Sie zwischen zwischen Rache und Vergebung.
Martine Landau am Permanenter Link
Mir Zerrissenheit zu bescheinigen, ist eine typische persönliche Herabsetzung. Sie suggeriert Ver(w)irring und Desorientierung. Zudem ist ad hominem und sachlich irrelevant.
Rache und Vergebung sind sehr typische Argumente christlicher Prägung. Wie ausgerechnet Sie darauf kommen, verrät die Lektüre Ihrer Trilogie. Aber egal, wo Sie solches bei mir vermuten, erschließt sich mir nicht. Es wäre mir hier sogar ganz recht, würde es mich doch entlasten, im Sinne des Verständnisses. Dem ist jedoch nicht so. Vielmehr ist Verachtung für, rein emotional vielleicht auch Hass gegen, solche religiösen Gestalten, die heute noch mental im Mittelalter verharren und damit immer noch arglistig Menschen belügen, betrügen und sie sogar niederträchtig zu ihrer bogotten Abartigkeit missbrauchen. So etwas definiert sich selbst und jeden Tag aufs Neue als Abschaum der Menschheit. Mein Wortgebrauch mag manche irritieren, dennoch beschreibt er nur zu genau was solche sind. Rache wäre da ohne jeden Sinn. Und Vergebung? Stellvertreter-Vergebung ist einer dieser christlichen Werte zum eigenen Zweck. Wer bin ich für all die Millionen Opfer religiösen Wahns Vergebung zu gewähren? Dafür ist es lange zu spät. Es ist genau wie ich sage, ich will sie loswerden, ausbremsen, idealerweise stoppen, aller Religionen. Für Rache und Vergebung müsste ich mich, nachdem sie 'raus' wären, noch weiter mit denen beschäftigen. Das ist es mir niemals wert. Wozu? Ich will Freiheit.
Zur eingepflanzt en Doktrin.. Sie mögen für sich damit richtig liegen, möglicherweise auch für andere, aber nicht für alle Menschen und alle Religionen. Das Christentum ist in Europa zwar maßgeblich, aber nicht einzig. Da ist noch weit mehr; ein Fass ohne Boden...
Und jetzt mein persönlicher Kommentar. Sie mögen zwar vor langer Zeit amtlich beglaubigt aus der Kirche ausgetreten sein, in Geist und Empfinden jedoch, sind Sie da noch lange nicht raus. Wie ich daraus komme? Ich lese was Sie schreiben, hier und in Ihrer Trilogie. Nochmals betonen ich: sachlich stimme ich Ihnen umfassend zu, da sind wir einig. Aber unsere Empfindungen dazu und darum sind doch sehr verschieden.
G.B. am Permanenter Link
Ok. da klinke ich mich jetzt aus, es ist zwecklos weiter mit Ihnen zu diskutieren, sie drehen alles um ohne weiter nachzudenken.
Martine Landau am Permanenter Link
Hier bestätigen Sie nun Ihre herabwürdigende Haltung. Ganz abgesehen davon, verrät das eine Menge über Sie: Schuld haben sowieso immer die anderen. Sie sagen mir, dass ich angeblich 'alles' herumdrehe...
Warum ich all das, in der Entwicklung und auch im Fortgang - nicht in der Grundlage - anderes sehe, habe ich ausführlich dargestellt und erläutert, aber das gleitet alles an Ihnen ab und mit keinem Wort gehen Sie darauf ein, egal ob positiv oder negativ. Satt dessen würdigen Sie mich mehrfach persönlich herab. Nun, zumindest habe ich Sie verstanden.
Hatte Sie nicht selbst festgestellt, dass das Interesse an Ihrer Trilogie eher überschaubar ist?
Ihre diversen 'Produktplatzierungen' erwähne ich lediglich, ohne sie weiter zu kommentieren - This ist not my business
»» Leider ist die Nachfrage überschaubar,««
https://hpd.de/comment/70703#comment-70703
Auch da kommen Sie zum dem brillanten Schluss: »» wer will schon die Wahrheit hören? ««
Sie meinen Inhaber der einzigen und endgültigen Wahrheit zu sein und wollen anderen dazu bekehren. Wer dem nicht folgt ist veradammt in alle Ewigkeit. Ihr Glaube, der einig Wahre, ist der Unglaube. Der Begriff Humanismus ist da nur Worthülse und für Sie lediglich Mittel zum eigenen Zweck, eine Art neuer Glaube und Gegenreligion und Sie sind der Messias der diese frohe Botschaft verkündet. Der Frust über die ausbleibende Resonanz, den Jubel, die stehenden Ovationen, lässt Sie zum unverstandenen einsamen Künder in der Wüste der Ignoranz werden. Wenn das Ihre Art sein sollte eigene Erfahrungen zu verarbeiten, dann kann ich zwar Verständnis dafür haben, mehr aber auch nicht.
Oder liegt es doch daran, dass die Menschen Ihre Bücher nicht kaufen, wo es sie doch in jedem Online-Buch-Shop für fünf Euro das Stück zu kaufen gibt - versandkostenfrei, versteht sich?
Ihr Angebot ist überschaubar, in jeder Weise.
G.B. am Permanenter Link
Hallo Frau Landau, wer wie Sie Selbstjustiz durch die Hinrichtung eines Menschen in einem öffentlichen Gerichtssaal befürwortet, hat m.E.
Sie reagieren aber nur mit Beschimpfungen auf mein Schreiben, also bitte unterlassen Sie weitere Antworten ...
Hermann Klein am Permanenter Link
Vielen Dank für das Interview. Ich hoffe, dieses wichtige Buch wird gefördert und weit verbreitet.
Leider befürchte ich das Gegenteil.
Ich werde es mir zulegen.
SG aus E am Permanenter Link
Naïla Chikhi: „Dieser Drang, Täter aus bestimmten Kulturkreisen schützen zu wollen, ist für mich einfach anti-feministisch und hat nichts mit Intersektionalismus zu tun.” – Meines Wissen hat niemand die Täter vor Stra
Naïla Chikhi: „Welcher Gläubige würde sich trauen, Gottes Wort zu widersprechen?” – Viele der Täter auf der Kölner 'Domplatte haben 'Gottes Wort' recht flexibel ausgelegt – besoffen, wie sie waren. (1)
Naïla Chikhi: „Lässt man die 'Quelle des Übels', wie in den Herkunftsländern, außen vor, wird es unmöglich sein, geeignete Präventionsmaßnahmen zu entwickeln und folglich lässt man es zu, dass Frauenverachtung fortbesteht.” –- 'Köln' ist nun fünf Jahre her. Schon bald nach dem Ereignis wurde das Asylpaket II verabschiedet, Integrationskurse für Asylsuchende sind mittlerweile Standard, nur sind die Maghreb-Staaten immer noch nicht als 'Sichere Herkunftsstaaten' deklariert. (2)
Wie die Stadt Köln dazugelernt hat, wird vom RND so beschrieben (ich hoffe, die Analyse des Buches ist ausführlicher): „Die Kölner Polizei, die in der fraglichen Nacht nur mit relativ geringen Kräften am Bahnhof vertreten gewesen war, stockte ihre Präsenz als Lehre daraus massiv auf. Der Lernprozess war damit aber noch nicht zuende: In der darauf folgenden Silvesternacht 2016/17 gab es zwar kaum noch Sexualdelikte und Diebstähle, aber dennoch wieder Vorwürfe. Hunderte Menschen seien allein aufgrund ihrer tatsächlichen oder vermuteten nordafrikanischen Herkunft eingekesselt und kontrolliert worden, kritisierte Amnesty International. Daraufhin passte die Polizei ihre Strategie erneut an - mit Erfolg: 2017/18 bot sich ein positives Kontrastbild zu der berüchtigten Nacht von 2015/16. Rund um den Dom war es pickepackevoll, aber diesmal feierten alteingesessene Kölner und Migranten friedlich zusammen.” (3)
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(1) https://www.bpb.de/apuz/239696/die-silvesternacht-und-ihre-folgen?p=all
(2) https://www.bamf.de/DE/Themen/AsylFluechtlingsschutz/Sonderverfahren/SichereHerkunftsstaaten/sichereherkunftsstaaten-node.html
(3) https://www.rnd.de/panorama/funf-jahre-spater-die-folgen-der-kolner-silvesternacht-BVAEGJ4SEIRRSGK3XI7C52RGGI.html
Martine Landau am Permanenter Link
ALLE - da ist es wieder und einmal mehr, dieses Schwarz-Weiß-Denken jener die, in steter Sorge um das eigene politisch korrekte Ansehen, erwiesene Fakten kreativ kleinreden wollen und Tatsachen beflissentlich ignorier
Tatsächlich ist der KUTURELLE Hintergrund ein sehr starkes Moment in dem besprochenen Kontext der Silvesternacht 2015/2016, denn Männer dieses Kulturkreises wachsen in einem Umfeld auf wo Frauen in jeder Weise Menschen zweiter, dritter und letzter Klasse sind. Mit diesem Frauenbild kommen sie dann in Europa an und behalten ihre Denk- und Verhaltensmuster bei.
Wie aus den entsprechenden Parallelgesellschaften unserer Großstädte, in ganz Europe, bekannt ist, legen die meisten dieser Männer ihre menschenverachtenden Frauenbilder keineswegs ab, sondern tradieren sie an die hier nachgeborene(n) Folgegeneration(n) weiter. Wie problematisch sich das mittlerweile gestaltet, dürfte auch Ihnen kaum entgangen sein. Wie auch immer, das ist kein Zufall, kein kurzzeitiges Phänomen und es sind schon gar keine Einzelfälle, ganz im Gegenteil, die Gruppendynamik in diesen kulturellen Kreisen wirkt wie ein ideologischer Brandeschleuniger.
Es ist denkbar ignorant und schon perfide Tatsachen, immer wieder, Stück für Stück, mittels längst abgegriffener Klischees zerreden zu wollen.
Nochmals: der KULURELLE Hintergrund - NICHT der Ethnische, NICHT der Völkische und schon gar nicht der vermeintlich RASSISCHE. Letzteres gibt's gar nicht, aber leider wir dieser Begriff leider immer noch strapaziert, vor allem von der politischen Rechten.
Meine Vehemenz in der Betonung dieser Zusammenhänge hat ihre Gründe. Der kulturelle Kontext ist das einzige der rein menschengemacht ist und somit auch beliebig zu verändern ist. Die anderen Attribute sind Zufälle auf die Menschen, in ihrer Ursache, keinen Einfluss haben. Es kommt darauf an was in den Köpfen der Menschen steckt und nur darauf. Das Problem ist nicht nur eines des Islam, sondern eines der Religionen insgesamt und als solche. Vergessen wir dabei doch bitte nicht, dass Frauen in der christlich-konservativen Kirchenrepublik Deutschland, wie auch anderswo im vorwiegend christlich geprägten Europa, noch nach 1945 bzw. ab 1949, genauso Menschen zweiter Klasse waren und das teilweise heute noch sind. Der Ehemann bestimmte so gut wie alles, sozusagen als Vormund der Frau, ganz ähnlich, wie in der absolutistischen Feudalmonarchie Saudi-Arabien. In beiden Kulturkreisen was bzw. ist die Religion maßgeblich und in derber Weise bestimmend. Das sollte kein feministischer Exkurs werden, sondern lediglich der Hinweis auf allgemein bekannte Tatsachen, um nicht zu sagen Allgemeinplätze.
Der folgende Lernprozess der Polizeikräfte, im Umgang mit diese-m/n Problem-en ist sicherlich zu begrüßen. Das Schlusswort des RND - »Daraufhin passte die Polizei ihre Strategie erneut an - mit Erfolg: 2017/18 bot sich ein positives Kontrastbild zu der berüchtigten Nacht von 2015/16. Rund um den Dom war es pickepackevoll, aber diesmal feierten alteingesessene Kölner und Migranten friedlich zusammen.« - vermittelt dem Leser den Lernprozess der Polizei, die sich den Gegebenheiten angepasst und pickepackevoll war Friede-Freude-Eierkuchen. Was haben eigentlich die muslimischen Männer dazugelernt? Haben sie sich aus Einsicht angepasst oder fügen sie sich lediglich dem Druck der Polizeikräfte?
SG aus E am Permanenter Link
Marine Landau: „Tatsache: es waren überwiegend muslimische Männer und nicht ausschließlich aus Nordafrika.” – Sehr geehrte Frau Landau, warum reiten Sie auf Sachen herum, die niemand in Zweifel zieht?
Frau Chikhi und Frau Schönenbach sind dafür zu kritisieren, dass ihre Analyse einfach ungenügend ist. Sie führen das Verhalten der jungen Männer monokausal auf deren Herkunft und „als Quelle des Übels” auf den Islam zurück. Belege bleiben sie schuldig.
Es waren im Verhältnis nicht viele, aber einige Gerichtsverhandlungen zu 'Köln' hat es doch gegeben. Man hätte hingehen können und hören, welche Auskünfte die Angeklagten über sich gegeben haben: Wie waren Kindheit und Jugend? Gibt es Vorstrafen? Wo und wie wohnen sie? Sind sie verheiratet? Haben sie Arbeit? Wovon leben sie? Und so weiter. All das hätte in eine Analyse einfließen können. Stattdessen lassen sich im Buch einige Frauen – ganz unabhängig von den Geschehnissen in Köln – einmal mehr über ihre persönlichen Ansichten zum Thema Islam und das eigene Herkunftsland aus: z.B. Khulud Alharthi über Saudi-Arabien, Mina Ahadi über den Iran.
Ein anderes Manko der Analyse ist die Fixierung auf Sexualtität. Die jungen Männer von 'Köln' haben aber zuerst gesoffen und gekifft, dann geklaut und zuletzt Frauen belästigt. Das sind alles Verhaltensweisen, die man gemeinhin nicht in der Koranschule lernt. Wenn das Buch diese Widersprüche zwischen religiöser Lehre und gelebtem Leben in muslimisch geprägten Gesellschaften wenigstens ansatzweise erklären würde, würde ich es bestimmt kaufen und lesen. MfG.
Martine Landau am Permanenter Link
»»Sehr geehrte Frau Landau, warum reiten Sie auf Sachen herum, die niemand in Zweifel zieht? Das belebt die Diskussion nicht.««
Tut es nicht? Warum reagieren Sie dann derart heftig darauf? Offensichtlich inspiriert es Sie, dass ich betone, dass es sich bei den mutmaßlichen Tätern um überwiegend muslimische Männer handelt, die nicht ausschließlich aus Nordafrika stammen.
Meine vorangehenden Ausführungen habe ich einstweilen nichts hinzuzufügen. Vielen Dank für Ihren Kommentar.
Annett am Permanenter Link
Danke für diesen prima differenzierenden Artikel. Ich bin positiv beeindruckt.
Deshalb ist auch bei anderen Themen, wie religiös, zu differenzieren.
Denn: 'religare' (lateinisch) 'sich verbinden mit ...'
also eine verbundene Person ist religiös. Jeder Mensch ist verbunden.
Wichtig ist das Verhalten von einzelnen Menschen.
Martine Landau am Permanenter Link
... fragt sich nur womit und ggf. mit wem verbunden.