Na, ist Ihnen beim Lesen des Titels das Steak im Hals stecken geblieben? Oder das Schnitzel, der Schweinebraten, die Blutwurst? Falls ja, möchte ich Sie bitten, sich zunächst den Wutschaum vom Mund zu wischen und sich zu beruhigen. Natürlich ist Fleischessen keine Religion. Allerdings benehmen sich Fleischesser häufig so wie Religiöse, wenn es ihnen an den Braten gehen soll.
In letzter Zeit war in den Kommentarspalten des hpd und jenen des weltweiten Netzes oft die Behauptung zu lesen, dass Veganismus eine Religion sei. Das ist natürlich kompletter Unsinn. Zu einer Religion gehört nach allgemeinem Verständnis der Glaube an eine übernatürliche Dimension, die Einfluss auf das diesseitige Leben nimmt. Ein Glaube, der noch dazu von mehreren Menschen in weitgehend gleicher Form geteilt werden muss. Ein Vegankult, in dem Gemüsegebeete gesprochen oder in erschöpfenden Zeremonien der dreifach gefaltete Möhrengott verehrt wird, existiert jedoch nicht. Allenfalls könnte man beim Veganismus von einer Ideologie sprechen, wenn man ihn denn klassifizieren möchte.
Eigentlich geht es bei dem Vorwurf, dass Veganismus eine Religion sei, auch um etwas anderes. Die Vorwerfenden beklagen, dass Veganer bei jeder Gelegenheit missionieren und keine andere Position als ihre eigene dulden, kurz: sich benehmen wie Religiöse. Veganer hingegen betrachten diese "Missionierung" nicht als Missionierung, sondern als Aufklärung. Sie wollen mit rationalen Argumenten zeigen, dass der Verzehr von Fleisch und Lebensmitteln tierischen Ursprungs Klima und Umwelt schädigt, dass diese Ernährungsweise einer immensen Zahl fühlender nicht-menschlicher Lebewesen massives Leid zufügt, dass sie der eigenen Gesundheit schadet und dass sie überaus leicht vermieden werden kann.
Da es aus Sicht der Veganer um nichts Geringeres geht als eine Welt mit weniger Leid, schlagen die emotionalen Wellen in solchen Diskussionen mitunter natürlich hoch. Und sicherlich gibt es auch einige Veganer, die dabei den Pfad des Sachlichen verlassen. Der Grund für ihre wie auch immer gearteten Argumentationen bleiben dennoch stets Fakten. Denn dass Fleisch und andere Lebensmittel tierischer Herkunft keine effektive Ernährungsweise zur Stillung des Hungers der immer weiter wachsenden menschlichen Bevölkerung sind, dass durch die Produktion dieser Lebensmittel der Klimawandel massiv angeheizt wird, dass die meisten Tiere psychisch und physisch ebenso leiden können wie der Mensch und dass menschliche Arterien vor allem durch den Konsum tierischer Fette verstopfen, sind Erkenntnisse, die heute kaum noch bezweifelt werden können.
Tatsächlich erinnern Streitgespräche zwischen Veganern und Fleischessern in den Kommentarspalten der Sozialen Medien hierbei häufig an Diskussionen mit Religiösen, genauer an Diskussionen zwischen Atheisten und Religiösen. Allerdings sind es hierbei erstaunlicherweise oft die Fleischesser, die die Rolle der Religiösen einnehmen, nicht die Veganer.
Die kennen Sie doch bestimmt, diese Religiösen, die Nicht-Gläubigen regelmäßig einen missionarischen Atheismus vorwerfen, der angeblich zeigt, dass auch Atheismus im Grunde nur eine Religion ist. Die Atheisten jedoch betrachten ihre Ausführungen nicht als Missionierung, sondern – ebenso wie die Veganer – als Aufklärung. Sie wollen mit rationalen Argumenten zeigen, dass Religionen global viel Schaden anrichten, dass sie Menschen Leid zufügen und dass sie überdies durch ein wenig Nachdenken leicht abgelegt werden können.
Da es aus Sicht der meisten Atheisten um nichts Geringeres geht als eine Welt mit weniger Leid, schlagen die emotionalen Wellen in solchen Diskussionen mitunter natürlich hoch. Und sicherlich gibt es auch einige Atheisten, die dabei den Pfad des Sachlichen verlassen. Der Grund für ihre wie auch immer gearteten Argumentationen bleiben dennoch stets Fakten. Denn dass Religionen global betrachtet viel Schaden und Leid verursachen, daran kann heute nicht mehr ernsthaft gezweifelt werden.
Auch der weitergehende Diskussionsverlauf zwischen Fleischessern und Veganern ähnelt üblicherweise den Streitgesprächen zwischen Religiösen und Atheisten: Studien, die die positiven Effekte von Veganismus/die negativen Effekte von Religion aufzeigen, werden schlicht negiert oder ignoriert. Stattdessen folgt der Hinweis, dass der Mensch das Fleisch/den Glauben brauche und dass er erst durch das Fleischessen zum heutigen Menschen/erst durch den Glauben zum vollständigen Menschen geworden sei. Ganz heikel wird es schließlich, wenn die Sprache auf Kinder kommt. Aus Sicht der Fleischesser/Religiösen vergewaltigt man sie geradezu, wenn man ihnen Fleisch/Religion vorenthält. Weil ihrem Hirn dann Nährstoffe fehlen bzw. weil sie religiös unmusikalisch bleiben. Den Abschluss solcher Diskussionen bildet meist ein hilflos-trotzig wirkendes "Ich esse jetzt ein Steak" bzw. "Ich bete für Sie".
Die Ähnlichkeiten der Argumentationen von Fleischessern gegenüber Veganern mit der von Religiösen gegenüber Atheisten sind wenig verwunderlich, wenn wir uns klar machen, wie wir eigentlich zu Fleischessern werden. Die US-amerikanische Psychologin Melanie Joy hat bereits vor einigen Jahren die psychologischen Aspekte des Fleischessens analysiert und kam zu dem Schluss, dass es sich dabei tatsächlich um ein erlerntes ideologisches System handelt. Sie nannte dieses System Karnismus.
In der Tat zeigen Karnisten hinsichtlich ihrer Ideologie viele Parallelen zu religiösen Menschen. Die Normalität des Fleischessens wird – ebenso wie die der Religion – im Elternhaus erlernt. Fleisch wird dabei positiv konnotiert: Es macht stark, gibt Kraft und ist üblicher Bestandteil jedes Festessens. Die meisten Menschen hinterfragen das Fleischessen im späteren Leben deshalb ebenso wenig wie die Religion. Man hält das Fleisch irgendwie für gut und wichtig – genauso wie die Religion. Man tauft seine Kinder halt einfach und man isst halt einfach Fleisch. Weil's normal ist, weil's alle tun, weil man nicht anecken möchte und weil einem das Fleisch/der Glaube vermeintlich Kraft gibt.
Auch das Ausblenden der negativen Aspekte von Religion und Fleischverzehr wird bereits früh erlernt. Schon als Kind lernen wir, im Fleisch auf dem Teller kein Tier zu sehen. Dass der Lammbraten mal genauso ein süßes kleines kuscheliges Lämmchen war, wie das, das man eben gestreichelt hat, ist eine Information, die von Kindern ferngehalten wird. Gleichzeitig wird ihnen beigebracht, dass man bei dem Streichel-Lämmchen "nur ganz lieb ei machen" und nicht böse zu ihm sein darf. Vollkommen schizophren, doch für die meisten von uns völlig normal.
Wer den Fleischesser/Religiösen auf die Unstimmigkeiten in seiner Ideologie/Religion hinweist oder gar den Braten/Gott als solchen in Frage stellt, erlebt massive Abwehrreaktionen, die in unzähligen Kommentarspalten dokumentiert sind. Denn man möchte sich den angenehmen Glauben/das leckere Fleischessen schließlich nicht madig machen lassen. Und noch viel weniger möchte man sich mit der Erkenntnis quälen müssen, dass das eigene Tun Schaden anrichtet. Man möchte die Gemeinschaft der Gläubigen/die Grillparty schlicht genießen dürfen, ohne sich mit negativen Gedanken zu belasten.
Falls es Sie also gerade in den Fingern juckt, der Autorin dieses Textes ein gepfeffertes Steak/einen gepfefferten Kommentar reinzuwürgen, halten Sie vor dem Tippen doch bitte einen Moment inne und fragen sich, warum Sie dieses dringende Bedürfnis verspüren. Danke.
Die hpd-Kolumne "UnARTig" verbindet 'unartige' Texte aller Art mit eigens für den jeweiligen Text erstellten Illustrationen des Künstlers Roland Straller.
179 Kommentare
Kommentare
Andreas Lichte am Permanenter Link
"Gemüsegebeete":
war das jetzt Absicht? oder ein "Freudscher Versprecher"?
Jan Hegenberg am Permanenter Link
Gut argumentiert,
die Parallele zwischen "Ich ess' jetzt ein Steak" und "Ich bete für Sie" ist plausibel, war mir noch gar nicht aufgefallen.
Holm Hümmler am Permanenter Link
Nein, ist es nicht. Ersteres ist ein Erklärung, dass man sich nicht seiner Freiheit berauben lassen wird, der überhaupt nichts damit zu tun hat, was der andere tut oder lässt.
Gabriele Wruck am Permanenter Link
Falsch.
"Ich ess' jetzt ein Steak" und "Ich bete für Sie" bedeutet in beiden Fällen die Weigerung, das Individuum zu respektieren.
Es bedeutet, dem Individuum ohne Not Schaden zuzufügen und es ohne seine Zustimmung zum Objekt der eigenen Bedürfnisbefriedigung zu machen.
Man nennt es auch Vergewaltigung.
Jemand anderen ohne Not, also aus sogenannten niederen Gründen in bewusster Absicht zu töten, nennt man Mord.
Aber egal wie man es nennt: Sie rechtfertigen Leid mit den "Argumenten" Geschmack und Tradition. Beides ist ethisch nicht haltbar und widerspricht dem Grundsatz der Verhältnismäßigkeit.
"Ich stopf Dir jetzt ein Steak in den Hals." ist das Äquivalent zu "Ich ess' jetzt ein Steak". Nur mit einem weiteren Gewaltakt im Gepäck.
VeganPapst am Permanenter Link
Ersteres ist reine Provokation, das hat mit mit der eigenen Freiheit wenig bis nichts zutun, ausser der Recht auf freie Meinungsäusserung, wobei "ich ess jetzt ein Steak" hier eher bedeutet "fickt euch
CnndrBrbr am Permanenter Link
Schöne Analogien. Nur was muß der Atheist sich jetzt künstlich zuführen, so wie der Veganer sein Vitamin B12 aus der Apotheke ziehen muß?
Andreas Lichte am Permanenter Link
@ CnndrBrbr Den "Glauben" an die Mitgeschöpfe? (den Glauben an die Menschen nehme ich mal aus, das wäre zu naiv ...)
Susanne am Permanenter Link
Es ist Ihnen aber schon geläufig, dass den sogenannten Nutztieren B12 und andere Vitamine und Mineralstoffe "künstlich" zugeführt werden, ja?
Veganer*innen schalten einfach nur den "Mittelsmann" aus und nehmen lieber direkt den benötigten Stoff in der korrekten Dosierung selbst, statt zu hoffen (oder zu glauben), im Gewebe getöteter Lebewesen werde sich schon genügend davon angereichert haben, um eine ausreichende Mitversorgung zu gewährleisten.
Lassen Sie ruhig mal Ihren B12-Status checken. B12-Mangel ist in der gesamten Gesellschaft weit verbreitet, oder denken Sie, die aufdringliche Werbung für dieses B12-Präparat wird nur für das 1% Veganer*innen in Funk und Fernsehen geschaltet?
In einer aufgeklärten Gesellschaft sollte das absichtliche Töten Wehrloser absolut tabu sein, finde ich. Wir hätten schon vor Jahrzehnten, wenn nicht Jahrhunderten, mit derselben Hartnäckigkeit nach Auswegen aus dieser Metzelei suchen müssen, wie wir es getan haben, um endlich fliegen zu können.
CnndrBrbr am Permanenter Link
"Veganer*innen schalten einfach nur den "Mittelsmann" aus und nehmen lieber direkt den benötigten Stoff in der korrekten Dosierung selbst"
Also das Schweinemastmittel gleich selber fressen? Na Prost Mahlzeit.
"denken Sie, die aufdringliche Werbung für dieses B12-Präparat wird nur für das 1% Veganer*innen in Funk und Fernsehen geschaltet?"
Ich denke, Werbung wird grundsätzlich NICHT zum Nutzen des Verbrauchers geschaltet, sondern ausschließlich für die Kasse der Hersteller.
Gabriele Wruck am Permanenter Link
"Also das Schweinemastmittel gleich selber fressen? Na Prost Mahlzeit."
Wo ist das Problem? Sie haben jeweils exakt den gleichen Stoff aufgenommen. Im besseren Fall natürlich abzüglich eines riesigen Batzens tierischer Verwesungsmasse.
VeganPapst am Permanenter Link
Im Gegensatz zu den wannabe Omnivoren wissen nahezu alle Veganer, dass sie B12 substituieren müssen.
Susanne am Permanenter Link
"Also das Schweinemastmittel gleich selber fressen? Na Prost Mahlzeit."
Sehen Sie, sowas nennt sich "Strohmann".
Es gibt hervorragende B12-Präparate, die für Veganer*innen geeignet sind. Wir sind nicht gezwungen, auf Schweinefutter zurückzugreifen und waren es auch nie.
Aber das wissen Sie ja, gell?
Rudi Knoth am Permanenter Link
Zitat:"Es ist Ihnen aber schon geläufig, dass den sogenannten Nutztieren B12 und andere Vitamine und Mineralstoffe "künstlich" zugeführt werden, ja?"
Woher haben Sie diesen Unsinn? Nach Wikipedia gilt dies für einige aber nicht alle Nutztierarten. Hier ein Link zum Artikel von Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Cobalamine#Vorkommen.
Und die Vitamin B12-Mangelkrankheit "pernizöse Anämie" ist wohl eher selten.
Susanne am Permanenter Link
Woher ich den Unsinn habe, dass den sogenannten Nutztieren Vitamine substituiert werden? Von den Inhaltslisten der diversen Futtermittel. Können Sie auch selber nachsehen. Hier zum Beispiel:
Invaso Pig Mast 12-2,4-4-0,2 + NSP – Mineralfuttermittel für Mastschweine
Kaiser Biofutter B-L Allein – Legehennenalleinfutter für Biobetriebe
Bonimal RM Pur Nativ – Für Ökobetriebe geeignetes Mineralfutter für Rinder
Invaso-Ferkel-Milk – Milchaustauscher für Ferkel Alleinfuttermittel
Ich finde es einfach klüger, die benötigte Menge direkt zu substituieren, statt über Umwege zu substituieren, ohne genau dosieren zu können, also einfach nur zu hoffen, genug abzubekommen.
Außerdem bin ich davon überzeugt, dass zuvilisierte, kultivierte Wesen, oder solche, die diese Eigenschaften für sich in Anspruch nehmen, es ablehnen sollten, empfindungsfähige, bewusste Lebewesen als Ressourcen betrachten, und es deshalb deren dringendstes Anliegen sein sollte, damit aufzuhören, sie zu Objekten und Produkten zu machen.
Wenn ich einen Stoff pflanzlich gewinnen oder anderweitig synthetisieren kann, sollte ich einfach froh darüber sein, dass nun keine empfindungsfähigen, bewussten Wesen mehr dafür gezüchtet und getötet werden und nicht nach Ausflüchten und Rechtfertigungen suchen, damit weiter zu machen.
Ziemlich einfach.
Rudi Knoth am Permanenter Link
Zitat:"Woher ich den Unsinn habe, dass den sogenannten Nutztieren Vitamine substituiert werden? Von den Inhaltslisten der diversen Futtermittel. Können Sie auch selber nachsehen."
In dem Wikipedia-Artikel stand schon drin, daß B12 bei Schweinen und Hühnern beigemischt wird. Bei Rindern ist das z.B. anders. Deshalb wurde früher bei pernizöser Anämie rohe Rinderleber verordnet. Das habe ich in einem Bich über Vitamine gelesen.
VeganPapst am Permanenter Link
Um diese Krankheit zu bekommen, werden in aller Regel die Tiere nicht alt genug. Die Entwicklungsstörungen fallen bei diesen "Kindern" und diesen Haltungsmethoden auch nicht weiter auf.
Der Mangel an B12 ist im übrigen auch auf den massiven einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft zurückzuführen, allein deshalb muss es fast allen "Aus-"Nutztieren künstilich zugeführt werden.
Dudeskie am Permanenter Link
Und was muss der Religiöse sich zuführen so wie der Fleischesser seine Medikamente bioakkumuliert aufnimmt?
Joscha am Permanenter Link
Trost ;)
libertador am Permanenter Link
Ist etwas schlechter, weil es künstlich ist? Wenn ja, warum?
Gabriele Wruck am Permanenter Link
Nicht zwangsläufig. Und B12 ist ein vollkommen natürlicher Stoff.
Michael E. am Permanenter Link
Da sich heutige sog. Masttiere nicht mehr natürlich ernähren, wird das B12 bereits dem Mastfutter zugemischt. Somit nimmt man als Fleischesser ebenfalls die Supplemente auf. Nur eben indirekt über das Tier.
Alexander Stebler am Permanenter Link
Eine ganz nüchtern-sachliche Antwort dazu: B12 ist ein Zivilisationsproblem, nicht ein Problem der Veganer.
Es geht also in unserer zivilisierten Welt nur um die Frage, ob wir das B12 direkt oder indirekt über verspeiste Tiere supplementieren wollen. Zudem stammen B12 Präparate von den selben Bakterien wie natürliches B12. Es ist also kein syntetisches Vitamin. Es entstand einfach im Bioreaktor statt im Boden.
B12 Mangel ist heute tatsächlich weit verbreitet, auch mein Vater (er hat fast 80 Jahre lang Fleisch und Milchprodukte gegessen!) war davon betroffen.
Zudem existiert heute die These, dass Kasein - ein Milchbestandteil, der früher als Möbelleim benutzt wurde - die Darmzotten verklebt und in ihrer Aufnahmefähigkeit von Mikronährstoffen behindert.
PS:Kennen Sie Ihren B12 - Wert? Ich würde ihn an Ihrer Stelle mal checken lassen!
Oliver Theunissen am Permanenter Link
Der Witz ist, dass die Fleischesser wie auch Veganer ausschließlich von Bakterien produziertes Vitamin B12 zu sich nehem, weil Tiere wie Pflanzen es nicht selbst herstellen können.
Atheist Steinbrenner am Permanenter Link
Ob bei Weltanschauungen oder Ernährungsüberzeugungen, es hat bei beidem keine Erfolgsaussichten zu erwarten in einer Diskussion am Ende das Zugeständnis des Gegenübers zu erhalten, dass er Unrecht hatte.
Dennoch werden solche Diskussionen meist von Religiösen und Veganern oft ins Endlose gezogen als ob das gewünschte Ereignis der Umkehr, wenn man nur in diesem einem Gespräch nicht locker lassen eintreten würde. Bei Atheisten und Fleischessen beobachte ich dagegen häufiger Positionen der Religionsfreiheit bzw. Ernährungsfreiheit die anderen nicht aufzwingen will die eigene Position zu übernehmen, als auch die Erwartung von Missionierungsversuchen unbehelligt zu bleiben.
Ich denke in beiden Fällen ist es durchaus redlich andere Aufzuklären. Aber eben nicht sein Gegenüber über Gebühr lange weiter zu bearbeiten. Lieber etwas Information streuen, und diese wirken lassen. Das zu penetrante Nachsetzen drängt den Anderen in die Ecke und führt nur zu einem: Reaktanz. Und damit ist genau das Gegenteil des gewünschten erreicht.
Sowohl die Entscheidung ob Veganismus das Heil bringt, oder auch ob eine bestimmte Weltanschauung das Heil bringt kann man wirklich nicht erzwingen, sondern kann nur Zweifel sähen und warten bis er möglicherweise aufgeht. Denn nur wenn eine solche Entscheidung vermeintlich unbeeinflusst die Eigene ist, ist diese Änderung der bisherigen Einstellung, die ja das bisherige Leben in diesem Aspekt im Rückblick als falsch erscheinen lässt, annehmbar.
VeganPapst am Permanenter Link
Aber darum gehts doch garnicht, die Welt zu retten oder Heil zu bringen.
Es geht darum weniger, bzw. möglichst wenig Leid durch seine Lebensweise zu erzeugen.
Wenn ich jemanden anbiete, er darf jemanden auf die Fresse hauen den Mensch nicht kennt und der auch nichts böses getan hat, ohne dafür belangt zu werden, macht Mensch dann sowas oder lässt es sein?
Genauso verhält es sich mit dem Karnismus und dem Vagnismus.
CnndrBrbr am Permanenter Link
"Aber darum gehts doch garnicht, die Welt zu retten oder Heil zu bringen.
Es geht darum weniger, bzw. möglichst wenig Leid durch seine Lebensweise zu erzeugen."
Und das ist der große Irrtum.
Jedes Tier der Welt (mit Ausnahme derer, die am Ende der Nahrungskette stehen) stirbt unter den Zähnen und Klauen eines Raubtiers. Eine fachgerechte Schlachtung ist dagegen ein Luxus-Tod, und alles andere als eine Vermehrung von Leid.
Die Welt ist kein Garten, der nur darauf wartet, von uns gestaltet zu werden. Wir sind Teil der Natur und damit auch Teil der Nahrungskette. Wir sind nicht böse, sondern hungrig. Wer die Welt retten will, sollte lieber was gegen die Übervölkerung durch Menschen tun. Es kann nicht unser Ziel sein, 9e+09 Menschen satt zu kriegen. Es muß unser Ziel sein, unsere Bevölkerungszahl zu reduzieren, um dem Ökosystem Erde Erleichterung zu verschaffen. In der Natur wird eine Reduktion von Bevölkerungen nur durch Hunger, Seuchen oder globale Katastrophen erreicht. Neben unserer Stellung am Ende der Nahrungskette steht uns auch hier luxuriöserweise eine zusätzliche Alternative zur Verfügung: Vernünftige Familienplanung durch eine solidarische Altersversorgung. Da sollten wir ansetzen. Nicht bei Nahrungsatrappen.
GH am Permanenter Link
Heiliges Spaghettimonster, Sie würden wirklich lieber die Menschheit reduzieren als auf das Suchtmittel Fleisch zu verzichten? Ich wünschte, ich könnte Ihnen Metadon anbieten.
CnndrBrbr am Permanenter Link
Hallo, geht's noch? Glaubst Du etwa, das Ökosystem Erde wäre zu Deiner Ernährung und Vermehrung da?
[Anm. d. Mod.: Bitte achten Sie auf eine sachliche Wortwahl.]
GH am Permanenter Link
Nein, das glaube ich nicht. Deshalb esse ich kein Fleisch. Diese Erde könnte 70 Milliarden Veganer ernähren. Selbst jetzt könnten alle Menschen ernährt werden, wenn man die Nahrung gerecht verteilen könnte.
CnndrBrbr am Permanenter Link
"Diese Erde könnte 70 Milliarden Veganer ernähren."
Das wollen wir aber nicht.
Es muß weiterhin gesunde Ökosysteme, sprich menschenfreie Rückzugsgebiete der Natur geben. Es ist wichtiger, Urwald zu schützen, als menschliche Slums dorthin auszubreiten.
GH am Permanenter Link
"Es muß weiterhin gesunde Ökosysteme, sprich menschenfreie Rückzugsgebiete der Natur geben."
CnndrBrbr am Permanenter Link
Wälder und Wiesen als potentielle Agrarflächen zu betrachten, ist das Problem. Nicht die Lösung.
Vermehrungsstop der Menschheit wäre eine bessere Lösung.
Andrea Pirstinger am Permanenter Link
Bezieht sich die Anmerkung der Moderation "Bitte achten Sie auf eine sachliche Wortwahl" auf "Hallo, geht's noch?" oder auf "Heiliges Spaghettimonster"?
Ist meine Frage jetzt "unsachlich"?
[Anm. d. Mod.: Auf ersteres, aber auch als allgemeiner Appell an die Diskutierenden. Sollten weitere Unklarheiten bestehen, wenden Sie sich bitte an luisalenneper@web.de]
Andrea Pirstinger am Permanenter Link
Danke! für den Hinweis/die Information.
VeganPapst am Permanenter Link
Es ist nunmal so, dass wir gerade bei unserer Ernährung ansetzen müssen, denn diese erzeugt mit den grössten Anteil an Leid und Erderwärmung.
Wenn wir uns nicht weiterentwickeln und von der industriellen Tierhaltung verabschieden, dann wird dies zwangsläufig unsere Daseinsberechtigung beenden.
Dies Vergleiche mit der soooo unglaublich rohen Natur sind völlig deplatziert, wir leben schon lange nicht mehr so, also bitte vergleichen wir uns auch nicht mehr mit dieser, denn dann müssten wir nicht nur die art wie wir uns ernähren den Wildtieren anpassen.
Wie gesagt wir haben die Wahl, ein Wildtier nicht.
Mapi am Permanenter Link
Sie meinten wohl "Religiöse und Fleischesser" sowie "Atheisten und Veganer", oder?
Atheist Steinbrenner am Permanenter Link
>>Sie meinten wohl "Religiöse und Fleischesser" sowie "Atheisten und Veganer", oder?<<
Stimmt schon, ich nenne explizit Religiöse und Veganer in einem Atemzug.
Erst letztens rief mich ein Bekannter an mit dem ich einige Monate keinen Kontakt mehr hatte. Wer glauben Sie hatte es dabei besonders wichtig den Anderen zu Bekehren? Freilich war es mein veganer Bekannter der das Gespräch auf Antispeziezismus und Veganismus brachte. Während ich als Atheist es schon lange eingesehen habe, dass eine Bekehrung durch ein Gespräch nicht funktioniert, und die funktionierende Methode ethisch nicht in Ordnung ist (man Denke an die Missionierung mit dem Schwert).
Meine Zeit wende ich lieber auf um jene Menschen die ihre Weltanschauung sowieso schon in der Freiheit von Religion gefunden haben für Organisationen zu gewinnen die die Interessen als Konfessionsfreie vertreten als Gegengewicht gegen den überproportionalen Einfluss der Religionsgemeinschaften auch auf der Leben der Konfessionsfreien. --- Wieso vergeblich versuchen einen Menschen gegen seinen Willen zu bekehren wenn ich in derselben Zeit zehn Menschen die sowieso schon gottlos sind dazu gewinnen kann sich zu organisieren? Absurd ist wenn Christen an den Infostand von Atheisten kommen und dazu auffordern das man sie bekehren solle. Sorry, aber diese religiösen Menschen haben nicht Verstanden worum es den organisierten Konfessionsfreien geht. --- Für die Missionierung haben die wenigen Aktiven in religionsfreien Weltanschauungsgemeinschaften einfach keine Zeit, solange die Mehrheit der konfessionsfreien sich noch nicht in nicht-religiösen Weltanschauungsgemeinschaften organisiert hat.
Oder nehmen wir Veranstaltungen auf denen es Stände von Christen und Atheisten gibt?
Welches Standpersonal geht wohl an den Stand der Anderen um deren Standpersonal zu missionieren? Beiden sollte klar sein, dass eine Bekehrung des jeweils anderen unmöglich ist. An den Stand der Atheisten kommen die Pfaffen, nicht umgekehrt.
Was ich jedoch in meinem Umfeld nicht beobachte ist, dass Fleischesser versuchen Veganer zu missionieren. Möglicherweise hegt man als Atheist oder Fleischesser Vorstellungen von einem pathologischen Sosein der Anderen... ob nun Religion als kollektiv geteilte Wahnvorstellung... oder Veganismus als eine Form der Orthorexie.
Will ich als Atheist nicht mit Religion belästigt werden so gehe ich doch nicht aktiv zu Religiösen um diese mit Atheistmus zu belästigen. Als Fleischesser will ich nicht von veganer Propaganda belästigt werden. Illegales pro Fleisch Grafiti habe ich zudem auch noch nie gesehen, wohl aber "Augsburg isst vegan" Grafiti.
Wer fordert allen ernstes gegen die Selbstbestimmung der Menschen den Veggie Thursday und will an diesem Tag aus Kantinen jedwedes Fleisch verbannen? Der für alle obligatorische Meaty Monday ist dagegen keine politische Forderung sondern eine Parodie um die absurde vegane Forderung nach einem Pflichtveganismustag vorzuführen.
Ich habe mich auch wiederholt auf den Besuch veganer Speiselokale eingelassen. Die Erfahrungen damit sind nicht überzeugend. Und daran krankt meiner Meinung nach die weitere Verbreitung von Veganismus. Meine Erfahrung ist, dass entweder täglich dasselbe Standardgericht angeboten wird, oder die Speisen einfach fad schmecken oder überteuert sind. --- Dabei sollte man meinen, dass Gewürze doch eigentlich vegan sind und Verwendung finden sollten wenn man ein breites Publikum auch jenseits von reinen Verganern erreichen will. Die oft behauptete finanzielle Ersparnis durch pflanzliche Ernährung will sich in der veganen Gastronomie ebenfalls nicht zeigen.
Jedenfalls habe ich nur ein Leben und in diesem möchte ich dem Hedonismus fröhnen, da es für mich als Atheisten durch Selbstkasteiung keine Kompensation im ewigen Leben gibt. Wenn vegan auch lecker ist, esse ich es. Sowieso nehme ich als Omnivore den Großteil meiner Nahrung nicht in Form von Fleich zu mir (wenngleich der höhere Proteinanteil in Fleisch eher für mehr statt weniger Fleisch spräche, da die Aufnahme der empfohlenen Menge an Protein, im speziellen bei Übergewicht, bei veganer Ernährung nicht ohne ein Zuviel an Energiezufuhr einhergeht). Insofern wohl die meisten nicht-Veganer Omnivoren sind, ist es nur eine Frage der Fähigkeit der veganen Küche den Anteil veganer Ernährung auch ohne politische Fremdbestimmung wie den Veggie Thursday zu erhöhen. --- Der Mangel an Gewürzen, weil Veganer einen empfindsameren Geschmacksinn haben, und die Nachahmung von Fleischprodukten (Veganer Hotdog, Veganer Hamburger, Vegane Bratwurst, AnalogKäse etc.) der mehr auf einen Mangel an Kreativität sowohl bezüglich Bezeichnungen als auch Rezepten seitens Veganer Köche schliessen läßt, als auch das Märchen von den geringeren Kosten werden meiner Meinung nach den weiteren Erfolg des Veganismus hemmen. Besser wäre der Selbstbestimmungskonformen Weg des Hedonismus - also einfach das auch für nicht-Ideologen besser Produkt zu haben - statt Bevormundung durch politische Zwangsmaßnahmen (Vgl. Missionierung mit dem Schwert)
Ardina am Permanenter Link
Das Eine ist nicht auch das andere oder Beides. Es gibt Solche und Solche. Das Einzigste was diese Extremisten unterscheidet ist das Fleischesser niemanden bekehren wollen.
Ich verstehe nicht was daran falsch ist Fleisch zu essen nur weil Veganer meinen das wäre Tierleid?
Seit wann haben Veganer was zu sagen? Seit wann dürfen Veganer sich über Andere stellen und sagen so ab sofort ist alles Fleisch essen böse.
Eine Minderheit von nicht mal 0,3% glauben ernsthaft sie dürfen sich über alle stellen?
Mir ist es wurscht ob Veganer, vegan leben ob sie Fliegen fangen oder Gras essen. das kann jeder machen wie er will. Ich finde es absolut übergriffig unverschämt wenn Menschen anfangen in die Persönlichkeitsrechte von anderen Menschen einzugreifen.
Essen ist und bleibt Privatsache egal was ein andere behauptet. Mitlerweile ist es ja so das Veganer sich auf FB treffen in Gruppen um direkt Geschäfte, Züchter Landwirte anzugreifen. Schreibe nemails greifen in Umfeagen mit zich fake accounts ein.
Aber behaupten nicht zumissionieren. Aber wenn dann andere sagen das geht zu weit, sind diese mit angeblichen schlechten Gewissen und Nazis , Kinderschänder - Leichenteilfresser usw.
Da frage ich mich wirklich sagt mal geht's noch?
Auch hier wieder nur komplett gegen Fleischesser nirgendwo steht das ein Veganer sagt ok ich esse was ich esse und lasse dir dein Essen.
Gabriele Wruck am Permanenter Link
"das Fleischesser niemanden bekehren wollen."
Von diesem Glauben sollten Sie nach Lektüre all der aggressiven Fleischkonsum-Propaganda hier doch befreit sein.
Dass es Ihnen egal ist, ob jemand Veganer ist, kommt hier irgendwie nicht so richtig rüber.
Ob es Ihnen wirklich egal ist, ob jemand Christ, Islamist, Jude oder Kannibale ist, wage ich zu bezweifeln. Denn wenn Sie bereits die Konfrontation mit Sachargumenten überfordert, wie wollen Sie dann entspannt bleiben, wenn Ihnen nach der Freiheit, der Würde bzw. komplett nach dem Leben getrachtet wird? Haben Sie schon mal ins Auge gefasst, was die genannten Gesinnungsgenossenschaften für Vorstellungen von Ihrem weiteren Lebensweg haben?
"Ich verstehe nicht was daran falsch ist Fleisch zu essen"
Das wird Ihnen sicher einfallen, wenn ein paar Kannibalen mit knurrendem Magen vor ihnen stehen. Vielleicht schuldet einer von denen einem Nachbarn noch eine Menschenhälfte, gut abgehangen?
"Essen ist und bleibt Privatsache egal was ein andere behauptet."
Ein anderer als wer? Als Sie?
Nach Ihrer Logik könnte sich Ihr Vergewaltiger hinstellen und sagen "Sexualität ist Privatsache, egal was Ardina oder sonst wer behauptet." Tja, der lebensfrohe Kerl lässt sich den Genuss eben nicht von verkniffenen Moralistinnen verbieten. Leben und leben lassen!
Desgleichen die Typen, die bei Ihnen eingebrochen sind: ist ja wohl deren Privatsache, wen sie zu besuchen wünschen! Besuche haben ja auch eine gesellige Komponente. Und eine lange Tradition.
"Seit wann haben Veganer was zu sagen?" (sic!)
Mal abgesehen davon, dass Sie nicht mehr zu sagen haben als ich oder sonst wer - keine Angst, ich würde, wenn ich wüsste, dass Sie es sind, in den o.g. Szenarien jetzt nichts mehr sagen und auch sonst nichts dagegen unternehmen, denn wer bin ich denn, diejenigen, die Sie überfallen, vergewaltigen und ausrauben daran zu hindern und in ihrer Freiheit zu beschränken, nur weil ICH weinerliches Zimperlieschen dabei schreckliches Leid in Sie hineininterpretiere. Das wäre absolut übergriffig unverschämt. Ich bin ja keine durchgeknallte Fanatikerin.
Matthias Stich am Permanenter Link
LOL!! Ich lach mich schlapp! Herrlich gekontert! Und ausgenockt.
Wunderbar, wie Sie die vermeintliche Argumentation dieses verbohrten Fleischessers ad absurdum führen. Großartig!
Markus Schiele am Permanenter Link
Fulminant, liebe Daniela Wakonigg! Das stellt die ganze Diskussion endlich mal vom Kopf auf die Füße!
Udo Zeitvogel am Permanenter Link
Es ist objektiv inkorrekt, dass Veganismus und Atheismus dadurch motiviert sind, eine Welt mit möglichst wenig Leid zu erreichen.
P.S.: Ich esse Fleisch, weil es mir gut schmeckt und nichtmenschliche Tiere als Nichtpersonen keine Bürgerrechte haben. Ihr Leid ist mir dabei so egal wie das Leid von wilden Tieren, die von anderen wilden Tieren bei lebendigem Leib aufgefressen werden, was wiederrum gerade den Naturschützern unter den Tierrechtlern regelmäßig rationalisiert wird.
Matthias Stich am Permanenter Link
Könnten Sie ihren eigenen Hund essen, wenn Sie denn einen hätten ? Wenn nicht, dann ist ihre Argumentation in sich nicht schlüssig.
Udo Zeitvogel am Permanenter Link
Ich habe keinen Hund. Ich würde aber auch die Nutzung oder das Verspeisen von Hunden moralisch akzeptieren.
Joscha am Permanenter Link
Wenn Sie logisch begründen könnten wie Leid durch Ominvorismus vermieden werden kann wäre das sehr interessant. Keine Bürgerrechte sind also ihr Kriterium.
Udo Zeitvogel am Permanenter Link
Omnivorismus könnte über indirekte Effekte Leid verhindern, z. B. durch veränderte Flächennutzung und das damit ggf. einhergehende Ersetzen von leidenden Wildtieren.
CnndrBrbr am Permanenter Link
"Was ist dann mit irgendwelchen Naturvölkern die eine solche Kategorie nicht kennen?"
Die betreiben Jagd und essen Fleisch.
Tobias Rein am Permanenter Link
"Jedoch ist diese scheinbar negativ-utilitaristische Optimierungsfunktion in Wahrheit immer nur"
"Denn ein strikter negativer Utilitarismus führt logisch zu Implikationen, die selbst die eingefleischtesten Veganer in aller Regel ablehnen."
Ach ja? Welche denn?
"In der Tat ist es praktisch undenkbar, dass der durchschnittliche Veganer plötzlich anfangen würde, den Omnivorismus zu fördern, wenn bewiesen werden könnte, dass dies optimal zur Minimierung des Erwartungswerts an Leid im Universum wäre."
Das sagt mehr aus über Dich als über Veganer*innen.
"nichtmenschliche Tiere als Nichtpersonen keine Bürgerrechte haben."
Und? Recht und Ethik sind zweierlei Dinge.
Ansonsten ist die Vertragstheorie einfach nur langweilig und inkonsistent.
"Ihr Leid ist mir dabei so egal wie das Leid von wilden Tieren"
Ah, das bekannte "Der Löwe isst aber auch Antilopen!"-Argument. Schon lustig, dass du mit Bürgerrechten argumentierst und mit der Natur als ethischem Vorbild.
Udo Zeitvogel am Permanenter Link
"Recht und Ethik sind zweierlei Dinge."
Recht verwirklicht Ethik. Ethik muss dabei einen praktischen Nutzen haben, der unseren Interessen dient. Z.B. dass es nicht akzeptabel ist, wenn Menschen sich gegenseitig einfach so ermorden, kidnappen oder foltern. Der Sinn ist, dass wir alle in besseren gesellschaftlichen Konditionen leben. Eine Ethik, die diesem Ziel nicht dient, kann ich nicht gebrauchen.
"Ach ja? Welche denn?"
Zum Beispiel, dass die Vernichtung der menschlichen Zivilisation ethisch extrem positiv sei, da so die Kolonisation des Weltraums mit leidendem Leben verhindert wird. Oder dass die Natur so weit wie machbar ausradiert werden sollte, damit Wildtiere am Leiden gehindert werden.
Tobias Rein am Permanenter Link
"Recht verwirklicht Ethik."
"Ethik muss dabei einen praktischen Nutzen haben, der unseren Interessen dient."
Ethik ist das Nachdenken über Moral. Also muss Ethik erst mal gar keinen "praktischen Nutzen" haben.
"Z.B. dass es nicht akzeptabel ist, wenn Menschen sich gegenseitig einfach so ermorden, kidnappen oder foltern."
Eine petitio principii.
"Eine Ethik, die diesem Ziel nicht dient, kann ich nicht gebrauchen."
Hier kommen wir der Sache schon näher. Es geht um DICH - ein typisch individualistisch-egoistisches Verständnis von Ethik, dass der Ideologie des (Neo-)Liberalismus und Kapitalismus entspricht.
Der Begriff des "Wir" ist und war schon immer im Wandel. Zu dem Wir gehörten sehr viele sehr lange Zeit nicht. Und es gibt keinen Grund, warum die moralische Gesellschaft nicht auf alle empfindungsfähigen Lebewesen ausgeweitet werden sollte.
"Zum Beispiel, dass die Vernichtung der menschlichen Zivilisation ethisch extrem positiv sei, da so die Kolonisation des Weltraums mit leidendem Leben verhindert wird. Oder dass die Natur so weit wie machbar ausradiert werden sollte, damit Wildtiere am Leiden gehindert werden."
Wieder ein Zirkelschluss. Du musst erst mal begründen, was daran schlim wäre. Wenn das Leiden der primäre ethische Maßstab ist, ist das Aussterben (nicht: die aktive Vernichtung) der Menschheit nur konsequent, ebenso wie das Aussterbenlassen von Wildtieren.
Udo Zeitvogel am Permanenter Link
Ich habe nichts gegen das Aussterben der Menschheit oder die Vernichtung natürlicher Ökosysteme. Der durchschnittliche Veg*er hingegen erfahrungsgemäß sehr wohl.
Udo Zeitvogel am Permanenter Link
Was mir gerade noch auffiel:
"(nicht: die aktive Vernichtung)"
Sehen Sie, da haben wir ihn dann doch wieder, den heimlichen Abschied vom negativen Utilitarismus. Act-Omission-Bias ist mit diesem nämlich logisch inkompatibel. Entweder die Ethik gründet sich in der Leidvermeidung, wie von Ihnen ursprünglich behauptet, und dann gibt es keinen Act-Omission-Bias, oder sie gründet sich nicht in der Leidvermeidung, und dann sollte Ethik einen praktischen Nutzen für uns Menschen haben und Sie können einfach aufhören, so zu tun als hätten sie die moralische Hoheit, weil Sie keine nichtmenschlichen Tiere nutzen.
Thomas am Permanenter Link
"Recht verwirklicht Ethik."
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"Zum Beispiel, dass die Vernichtung der menschlichen Zivilisation ethisch extrem positiv sei, da so die Kolonisation des Weltraums mit leidendem Leben verhindert wird."
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Das ist doch Schwachsinn. Menschen brauchen Ethik, weil sie möglichst leidfrei LEBEN wollen! Auch die "Zivilisation" kann und soll also dem Zweck der Ethik dienen.
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"Das Leid von Nutztieren ist ein Nebeneffekt der Produktion, den ich ethisch akzeptiere, weil nichtmenschliche Tiere keine Personen sind und damit auch keine Rechte haben."
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1. Auch menschliche Säuglinge und Kleinkinder sind keine Personen im Sinne von ich-bewußt oder gar moralisch handlungsfähig. Zum Glück spielt das keine Rolle, denn Leidensfähigkeit ist nicht nur notwendig, sondern auch hinreichend für ethische Objekthaftigkeit.
2. Nichts und niemand hat "von Natur aus" irgendwelche Rechte. Sie werden von Menschen erteilt und müssen auch von Menschen durchgesetzt werden. Das Rechtswesen ist logisch, strukturell und inhaltlich unabhängig von der Ethik, weshalb man aus einer bestimmten Rechtslage keine Antworten auf ethische Fragen ableiten kann (wie es ethisch Ahnungslose allzu gern tun - besonders, wenn es ihrer Bequemlichkeit entgegenkommt).
3. Indem Sie willkürlich darüber entscheiden, welche Interessen welcher Wesen Sie wie berücksichtigen und ob überhaupt, stellen Sie sich in ethischer Hinsicht auf eine Stufe mit jedem hergelaufenen Nazi. Faschistisches Denken und Verhalten hat die Erde zu dem grauenhaften Ort gemacht, der sie ist, und solange skrupellose Menschen wie Sie in der Mehrheit sind, wird sich daran auch nichts ändern.
Thomas am Permanenter Link
"Recht verwirklicht Ethik."
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"Zum Beispiel, dass die Vernichtung der menschlichen Zivilisation ethisch extrem positiv sei, da so die Kolonisation des Weltraums mit leidendem Leben verhindert wird."
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Das ist doch Schwachsinn. Menschen brauchen Ethik, weil sie möglichst leidfrei LEBEN wollen! Auch die "Zivilisation" kann und soll also dem Zweck der Ethik dienen.
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"Das Leid von Nutztieren ist ein Nebeneffekt der Produktion, den ich ethisch akzeptiere, weil nichtmenschliche Tiere keine Personen sind und damit auch keine Rechte haben."
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1. Auch menschliche Säuglinge und Kleinkinder sind keine Personen im Sinne von ich-bewußt oder gar moralisch handlungsfähig. Zum Glück spielt das keine Rolle, denn Leidensfähigkeit ist nicht nur notwendig, sondern auch hinreichend für ethische Objekthaftigkeit.
2. Nichts und niemand hat "von Natur aus" irgendwelche Rechte. Sie werden von Menschen erteilt und müssen auch von Menschen durchgesetzt werden. Das Rechtswesen ist logisch, strukturell und inhaltlich unabhängig von der Ethik, weshalb man aus einer bestimmten Rechtslage keine Antworten auf ethische Fragen ableiten kann (wie es ethisch Ahnungslose allzu gern tun - besonders, wenn es ihrer Bequemlichkeit entgegenkommt).
3. Indem Sie willkürlich darüber entscheiden, welche Interessen welcher Wesen Sie wie berücksichtigen und ob überhaupt, stellen Sie sich in ethischer Hinsicht auf eine Stufe mit Rassisten, Sexisten, Xenophoben, Homophoben etc.. Faschistisches Denken und Verhalten hat die Erde zu dem grauenhaften Ort gemacht, der sie ist, und solange kaum jemand kaum jemals bemerkt, daß sogar seine Ethikvorstellungen faschistisch sind, wird sich daran auch nichts ändern.
Streuner am Permanenter Link
Sie vergleichen Ihr eigenes Verhalten also mit dem eines Tieres, das keine Wahl hat?
Nein? Warum nicht? Machen Tiere doch auch!
Udo Zeitvogel am Permanenter Link
Ich rechtfertige mein Verhalten nicht mit dem Verhalten von Wildtrieren.
Claudia Goldner am Permanenter Link
"...weil nichtmenschliche Tiere keine Personen sind und damit auch keine Rechte haben."
Sagt wer?
Udo Zeitvogel am Permanenter Link
Wenn Gorilla Grodd und seine Artgenossen real wären, wäre Ihre Position angemessen.
Karl-Heinz Büchner am Permanenter Link
Wo steht das Gegenteil? Oder ist das nur mal so'ne Idee?
Karl Murks am Permanenter Link
Jeder Jurist wird das bestätigen können.
Karl-Heinz Büchner am Permanenter Link
Jeder Jurist wird was bestätigen?
Ardina am Permanenter Link
und wieder gleich mehrere Veganer mit unsinnigen Vergleichen. Nicht jedes Tier tötet die Nachzucht seines Vorgängers, legt seine Genitalien, isst sein Erbrochenes oder wirft mit seinem Kot.
Tiere leiden nicht wenn sie zum Schlachthof kommen das sind Auswüchse von Veganern die mit ihren Gefühlen nicht klar kommen.
Ein Tier was geschlachtet wird leidet nicht über ne halbe Stunde (Wie Veganer gerne erzählen) sondern . Wenn es so sein sollte ( was ich nicht glaube aber wenn doch) das Tier nicht ganz bewusstlos ist, spätestens ( direkt nach dem schuß! ) Ausgeblutet wird innerhalb von Minuten aller höchstens 1-2 Minuten ist es bewusstlos und spürt nichts mehr ( ab ein bestimmten Prozentsatz verlorenes Blut wird es bewusstlos) (Beim Menschen liegt es bei einen halben Liter, danach Schockzustand und bewusstlosikeit) . Grausamer ist der Tod in freiheit kein Tier stirbt dort an Altersschwäche. Sie werden bei lebendigen Laib auf gefressen, bei vollem Bewusstsein. Krankheiten und Parasiten lässt sie unglaublich lange leiden manche bis zu ,mehreren Monaten bis sie quallvoll sterben.
Frank Spade am Permanenter Link
Gute, nachvollziehbare Ausführungen (wenn man denn willens ist).
Als Veganer habe ich kein Bedürfnis zu missionieren, sondern falle allein durch meine Präferenzen bei Gemeinschaftsveranstaltungen auf. Wenn ich dann angesprochen werde und als Begründung sage ich möchte Leid bei Tieren, aber auch bei den Menschen, die die Tiere mishandeln müssen vermeiden, erhalte ich selten Widerspruch.
Was grundsätzlich geändert werden müsste ist die Kennzeichnung von Lebensmitteln. Statt veganen Produkten eine Art Warnzeichen "VEGAN" zu verpassen, sollten andere Produkte als "TIERISCH", "KLIMASCHÄDLICH" oder ähnlich ausgezeichnet werden.
Matthias Stich am Permanenter Link
Die Beobachtungen der Autorin decken sich absolut mit meinen.
Bei den Humanisten allerdings wundert mich das schon ! Und zwar sehr ! Viele wenn nicht die meisten sind ja durchaus religiös sozialisiert bzw. indoktriniert worden. Und fast alle Humanisten, die diese Kindheit/Jugend durchlaufen haben, haben es zu einem späteren Zeitpunkt (meist erst im Erwachsenenalter) geschafft, sich aus diesem religiösen bzw. ideologischen Gedankenkonstrukt aus eigener Kraft zu befreien. Sie haben einfach gelernt, die rationalen, wissenschaftlichen, überprüfbaren Argumente nach und nach höher zu gewichten als die nebulösen Glaubensvorschriften, die vermeintlichen Gottesbeweise oder die in der Bibel niedergeschriebenen "Wahrheiten". Die leid- und blutgepflasterte Historie der Religionen tat dann ihr Übriges. Sie hat dann die neugewonnene Überzeugung gefestigt, dass mit den Religionen doch letztlich irgendwas nicht stimmen kann.
Dass dann aber gerade so aufgeklärte, informierte, interessierte Zeitgenossen wie die Humanisten nicht in der Lage sind, die gleichen indoktrinatorischen Mechanismen bei der speziesistischen Fleischesser-Ideologie, dem sog. Karnismus ebenfalls zu durchschauen wie bei den Religionen, verwundert und irritiert gleichermaßen.
Wer wenn nicht sie wären dafür besser prädestiniert, diesen Irrsinn endlich zu begreifen und ihn folglich zu bekämpfen.
Es kommt meiner Meinung nach allerdings noch ein weiterer Punkt dazu.
Als Atheist hat man es heutzutage (allerdings auch nur in westlichen aufgeklärten Gesellschaften!) leichter, sich als Atheist zu outen. Sind doch beispielsweise in Deutschland inzwischen - Glück sei Dank - deutlich mehr als ein Drittel der Menschen konfessionslos. Den Veganismus hingegen praktizieren bislang erst ca. 1-2% der deutschen Bevölkerung. D.h. sich hierzulande öffentlich zum Veganismus zu bekennen, erfordert (noch!) deutlich mehr Mut und Kraft als sich als Ungläubiger zu erkennen geben. Die sogenannten sozialen Kosten, wie es der Soziologe Harald Welzer bezeichnen würde, sind beim Veganismus (noch!) deutlich höher. Ständig ist man als Veganer darum bemüht, den Familienfrieden nicht zu gefährden, seine/n Lebenspartner/in mit seiner veränderten Ernährungsgewohnheiten nicht zu überfordern, niemanden aus Versehen z.B. mit der Nachfrage nach einem veganen Gericht zu provozieren, keine Diskussion über das leidige Thema mit oft daraus resultierendem Streit aufkommen zu lassen usw. usf. Alle Veganer kennen diese emotionale Zwickmühle, die mitunter ungeheuer viel Kraft kostet.
Die meisten Menschen, die dem Veganismus bereits halbwegs offen gegenüber stehen, so zumindest meine Erfahrung, haben schlichtweg Angst, gegen den noch zu starken Strom zu schwimmen, sich gegen den fleischessenden Mainstream zu stellen. Zu leicht und schnell findet man sich dann nämlich in der Rolle des Außenseiters, des Spielverderbers, der Spaßbremse, des Moralisten, des Ökofaschisten, des "linksgrün versif