Anlässlich des Frauenkampftags haben die drei Autorinnen, Migrantinnen für Säkularität und Selbstbestimmung, einen Offenen Brief an die Parteivorsitzenden der Linken, der Grünen und der SPD adressiert, der von 37 säkularen Frauen mitunterzeichnet wurde. Eine Antwort kam nach fünf Monaten lediglich von der Linkspartei, die sämtliche der im Brief angeprangerten Missstände umschifft.
Im Brief machten wir auf den zunehmenden Einfluss des fundamentalistischen und politischen Islam unter dem Deckmantel der Religionsfreiheit aufmerksam. Wir thematisierten die daraus resultierende Gefahr insbesondere für säkulare und atheistische Migrant_innen aus sogenannten muslimischen Ländern, für LGBTQI sowie für in patriarchalen Strukturen verhaftete muslimische Mädchen und Frauen in Deutschland. Weiterhin wiesen wir auf die zahlreichen Diskriminierungs- und Gewaltformen hin, denen viele muslimisch sozialisierte Mädchen und Frauen ausgesetzt sind – ob ausgehend von der Mehrheitsgesellschaft oder auch der eigenen Community. Wir erinnerten daran, dass Frauenrechte als fundamentale Menschenrechte universal, unverhandelbar und unterschiedslos für alle Frauen gelten müssen.
Nach fünf Monaten hat uns ausschließlich die Vorsitzende der Linkspartei, Katja Kipping, geantwortet. Die Tatsache, dass von sechs Adressierten bisher nur eine geantwortet hat, ist bereits Grund genug zur Enttäuschung. Noch ernüchternder ist, dass die einzige erhaltene Antwort sämtliche von uns angeprangerten Missstände umschifft.
Das Vermengen von Kritik am Islam mit Rassismus ist eine rhetorische Strategie der Islamisten
Wie zu erwarten, liest sich Frau Kippings Antwort von Anfang bis Ende, als sei sie von einem Kommunikationscoach für Politiker_innen verfasst. Anstatt auf unsere Argumente einzugehen, übt sie sich in Semantik: "Anders als Sie meinen, sehe ich sehr wohl, dass es diese Diskriminierung gibt und dass auch Muslime/as davon betroffen sind. Egal, ob man dies als antimuslimischen Rassismus, als Islamophobie oder Islamfeindlichkeit bezeichnet – jeder dieser Begriffe hat eigene Schwächen oder ist durch strategische Indienstnahmen belastet –, aber die Behauptung, es gebe das dahinter stehende Phänomen nicht, finde ich falsch."
Das eigentliche Argument ist hier, dass Muslime in Deutschland Rassismus erführen und man diesen nun einmal irgendwie bezeichnen müsse. Mit Verlaub, Frau Kipping: Wir sind alle Migrantinnen – Sie müssen uns nicht erklären, dass es Vorbehalte und Anfeindungen gegen uns aufgrund unserer Herkunft gibt.
Ihre Antwort übersieht, dass wir diese Fremdenfeindlichkeiten ausdrücklich und begründeterweise von der Religionskritik trennen. Zum einen weil das Vermengen von Kritik am Islam mit Rassismus eine rhetorische Strategie der Islamisten ist und von ihnen ganz bewusst in diesem Sinne verwendet wird. Zum anderen, weil wir Religionskritik als eine wichtige Errungenschaft der Aufklärung betrachten, die in einem modernen Staat nicht verunmöglicht werden darf.
Selbstverständlich sind Anfeindungen gegen Anhänger_innen jedweder Religion zu verurteilen – bei der Verfolgung christlicher Minderheiten in den sogenannten muslimischen Ländern etwa spricht jedoch zurecht niemand von "antichristlichem Rassismus"! Dass ausgerechnet bezüglich der Ablehnung in Deutschland lebender Kurd_innen, Türk_innen, Syrer_innen, Iraner_innen, Nordafrikaner_innen etc. diese Verbindung hergestellt und über Begriffe wie "antimuslimischer Rassismus" gewissermaßen ex negativo eine panislamische Identität heraufbeschworen wird, sie also zu Muslim_innen zwangskollektiviert werden, scheint Frau Kipping nicht zu verstehen oder es stört sie nicht. Auf diese Weise macht sie sich damit zur Erfüllungsgehilfin der Islamisten und seiner politischen Vertreter_innen, die dies sehr wohl verstehen.
Zudem wirft Frau Kipping uns vor, kopftuchtragende Frauen paternalistisch zu behandeln: "Die von Ihnen vorgeschlagenen Verbote von Kleidungsstücken sehe ich skeptisch. Ich mache mir keine Illusion darüber, dass politischreligiöser Fundamentalismus auch Kleidung dazu nutzt, um Ideologien der Ungleichheit und häufig auch eine hierarchische Geschlechterordnung symbolisch zu befestigen. Und dennoch überzeugt mich eher der feministische Ansatz, niemand hat Frauen vorzuschreiben, was sie anzuziehen haben und was sie nicht anziehen dürfen."
Ein Schlag ins Gesicht jedes Emanzipationsgedankens
Diese Aussage ist ein Schlag ins Gesicht jedes Emanzipationsgedankens und geradezu peinlich für die Vorsitzende einer vermeintlich progressiven Partei. Somit macht sie auch den Kampf von Millionen von Frauen in den sogenannten muslimischen Ländern gegen den Schleier der Geschlechter-Apartheid – und das nicht selten trotz Gefährdung von Leib und Leben – zunichte. Ist das nicht eine raue Form von Eurozentrismus?
Die Vorstellung, das Kopftuch – welches den weiblichen Körper aufgrund seiner potenziellen sexuellen Reizwirkung als inhärent sündhaft stigmatisiert – wäre irgendwie zu rechtfertigen, kann nur als antifeministisch bezeichnet werden. Diese Ideologie der Ungleichheit nun auch noch zu erkennen und sie dennoch aus einer vermeintlich feministischen Perspektive beschützen zu wollen, erscheint uns umso antifeministischer. Eine solche Haltung auch noch mit der Unterstellung zu verknüpfen, dass Kritiker_innen des Kopftuchs den betroffenen Frauen Kleidungsvorschriften machen würden, grenzt an Absurdität: Wir kritisieren dieses vermeintlich religiöse Gebot unter anderem genau weil es Frauen mit uniformen Kleidungsvorschriften brandmarkt.
Die individuelle Freiheit der Kleidungswahl, die Frau Kippings Argument voraussetzt, haben viele muslimischen Frauen weltweit – und das auch in Deutschland – schlicht und ergreifend nicht. Eben diese Freiheit ist es, für die wir mit unseren Namen und Gesichtern öffentlich und unter Inkaufnahme täglicher Anfeindungen einstehen. Wenn sie ausgerechnet daraus ableitet, dass wir diejenigen seien, die Kleidervorschriften verbreiten, zeigt das, dass die Linken-Vorsitzende das Narrativ der Islamisten leider schon verinnerlicht hat.
Sehr bedenklich ist die Antwort in Bezug auf das Kinderkopftuch: "Bei Kindern ist die Frage noch komplizierter. Politisch stellt sich die Frage, ob man ein Kleidungsstück wie das Kopftuch bei Minderjährigen durch ein formelles Verbot zum Symbol eines Kulturkampfes aufwerten sollte. Ist es nicht vielleicht erfolgversprechender, wenn Lehrkräfte Eltern im Gespräch überzeugen? Aufgabe des Staates ist es, junge Menschen in Kita und Schule zu selbstbewussten und reflektierten Menschen zu erziehen, die später selbst über Glaube, Konfession und Lebensstil entscheiden können."
Die Aussage, das Kinderkopftuch nicht zu einem Symbol des Kulturkampfes aufwerten zu wollen, ist in etwa so schlüssig, wie auf eine Ohrfeige nicht zu reagieren, um diese nicht zu einem körperlichen Angriff aufzuwerten. Selbstverständlich handelt es sich bei der rituellen Tabuisierung des weiblichen Körpers im vorpubertären Alter um eine massive Einschränkung des Rechts der Mädchen auf freie Entfaltung sowie um subtile psychische Gewalt. Hier scheint Frau Kipping vergessen zu haben, dass ihre Partei sich für die Aufnahme eines eigenständigen Kindergrundrechts in das Grundgesetz einsetzt, das das Kindeswohlprinzip und das Recht der Entwicklung beziehungsweise Entfaltung einer eigenständigen Persönlichkeit unter altersgerechten Lebensbedingungen enthält. So fragen wir uns, ob diese Kinderrechte für Mädchen aus muslimischen Familien nicht gelten sollen? Darüber hinaus auf diese Kindeswohlgefährdung nicht mit der gebotenen Vehemenz zu reagieren, heißt nicht, den Kulturkampf zu verhindern, sondern von feministischer Seite im Kulturkampf zu kapitulieren.
Wir verstehen, dass Frau Kipping keine weiteren gesellschaftlichen Konflikte auslösen möchte, jedoch scheint sie nicht zu erkennen, dass ausgerechnet ihre multikutrelle Haltung diejenige ist, die diese Entwicklung fördert: Damit die Radikalisierung in Deutschland und anderswo nicht auf einen Konflikt zwischen "Muslimen" und "Europäern" hinausläuft – also genau auf die Feindlinien, die durch Begriffe wie "Islamophobie" gezeichnet werden – muss er als politischer und gesellschaftlicher Konflikt zwischen Reaktionären und religiösen Fundamentalisten auf der einen Seite und säkularen Verfechter_innen der universalen Menschenrechte auf der anderen Seite verstanden und gekämpft werden.
Jeder sehende Mensch weiß, dass eine Auseinandersetzung unausweichlich ist; die Frage ist nur, ob wir sie zu einem Clash of Cultures zwischen AfD und Islamisten wie etwa die Muslimbruderschaft eskalieren lassen wollen oder wir sie im Sinne unserer säkularen freiheitlichen Demokratie führen wollen. Wenn Frau Kipping um des kurzfristigen sozialen Friedens und ihrer Bequemlichkeit Willen dieses Spannungsfeld vermeiden will, dann können wir ihren Abschied aus der Partei nur begrüßen. Auch machen wir uns weiterhin keine Hoffnung, dass sich mit einer neuen Spitze etwas ändern wird. Eine Partei, die Katja Kipping aufstellt, wird leider keine säkulare Person zur neuen Spitze erklären.
Ein "islamistophiler" Kurs mit Doppelstandard
Die einseitige Betrachtungsweise von Frau Kipping auf die von uns angesprochenen Themen tritt durch ihre Aufzählung von Übergriffen an kopftuchtragenden Frauen zutage. Vergessen, ja gar ignoriert werden Schicksale wie etwa das der 15-jährigen Shukran, die ihr Kopftuch in der Schule ablegte und dafür über Wochen von ihrer Familie im Keller eingesperrt und misshandelt wurde. Oder von der 16-jährigen Ebru, die ihr Kopftuch ablegte und einen Deutschen datete, und die daraufhin in der Türkei mit einem fremden 26-jährigen Mann verheiratet wurde. Das sollen nur zwei von etlichen Beispielen sein aus einem Alltag hier in Deutschland, der ihren Aussagen zufolge auch erst mal Alltag bleiben wird.
Wie erklärt die Linke den unzähligen muslimisch sozialisierten Mädchen und Frauen in Deutschland, dass sie die Kultur, in die sie hineingeboren wurden, gegen alle innere und äußere Kritik verteidigen, aber dass sie nicht einen einzigen Gedanken daran verschwenden, die Rechte derselben Mädchen und Frauen auf Freiheit und individuelle Selbstbestimmung gegen die Ansprüche ihrer Kulturen und Religionen durchsetzen?
Der aktuelle Trend scheint zu sein, auf einen "islamistophilen" Kurs mit Doppelstandard zu setzen. Wir, Migrantinnen für Säkularität und Selbstbestimmung, stehen im Gegensatz weiterhin für die universellen und unantastbaren Menschenrechte, insbesondere für die Rechte von Kindern, Frauen und LGBTQI. Und genau deshalb leitet sich daraus als einzige denkbare Konsequenz ab, alle geschlechtsspezifischen religiösen Kleidungsvorschriften für minderjährige Mädchen in den staatlichen Bildungsstätten zu verbieten und einen verpflichtenden Ethikunterricht unabhängig von der Konfession der Eltern einzufordern.
Das Fundament der bürgerlichen Gesellschaft – und damit übrigens auch das Fundament aller sozialistischer Reformversuche derselben Gesellschaft, für die Die Linke laut Eigenaussage steht – ist nicht nur Marktwirtschaft und gemeinsame Sprache, sondern war von Beginn an ein gemeinsamer säkular-demokratischer Wertekonsens, an dessen oberster Stelle die freie Entfaltung des Individuums steht. Unser Ziel ist, auch und gerade Mädchen aus muslimischen Elternhäusern eine Schule und einen öffentlichen Raum zu bieten, an dem sie diesen Prozess der Bürgerinnen-Werdung – im Zweifelsfall auch gegen den Willen der Eltern und der religiösen Gemeinschaft – angstfrei erfahren können.
Mit oder ohne die angeschriebenen Parteien werden wir, Migrantinnen für Säkularität und Selbstbestimmung, unser Engagement fortführen und appellieren an alle säkularen und feministischen Kräfte, die eine humanistische und universalistische Haltung vertreten, ihre Stimmen für die Gleichheit aller Menschen zu erheben.
Naïla Chikhi, unabhängige Referentin
Monireh Kazemi, Frauenrechtlerin
Fatma Keser, Feministin
39 Kommentare
Kommentare
CnndrBrbr am Permanenter Link
Gibt es eigentlich eine säkulare Partei?
50% der Deutschen sind konfessionslos, es wäre endlich mal Zeit für eine Partei, die diese säkularen Ziele unterstützt.
A.S. am Permanenter Link
Da achten die Kirchen schon drauf, dass jede neue Partei sofort mit gläubigen U-Booten unterwandert wird - oder politisch platt gemacht wird.
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Wie wäre es mit der PdH = Partei der Humanisten, der auch ich angehöre.
Google doch einfach mal und schau sie dir an.
Antimodes am Permanenter Link
Ich glaube, die Humanisten sind eher säkular. Aber explizit religiös sind die wenigsten Parteien, selbst die CDU faselt.
Thomas Stamm-Ku... am Permanenter Link
Von ihrer Tradition her müssten SPD und FDP diese Parteien sein.
Thom am Permanenter Link
Das ist wohl ein Karnevalsscherz habe mit der FDP Gespräche gehabt , die FDP ist eine reine wirtschaftsliberale Partei und hat mit den kulturellen Liberalismus nicht viel am Hut
Brigitte Ehrke am Permanenter Link
Soweit ich weiß, gibt es 2 humanistische Parteien, die würde ich da wohl einordnen. Fallen aber meist unter die 5%-Hürde.
Angelika Wedekind am Permanenter Link
Ja! Ich gründe eine: www.direkte- saekulare.de Man kann noch über alles sprechen, nichts ist in Stein gemeißelt Bitte melden! Angelika Wedekind
Raik-Michael Me... am Permanenter Link
Ja. Zum Beispiel die Partei der Humanisten.
Eva am Permanenter Link
Eine Klein(st)partei existiert, ja. Die Humanisten. Hin und wieder auf einem Wahlzettel zu finden.
Zu DDR-Zeiten war die heutige Linke übrigens noch sehr antireligiös, aber... Tja.
Rüdiger Kramer am Permanenter Link
Es gab mal eine säkulare Partei. Die SPD war zu beginn eine anti-religöse Partei. Wie sie sich heute den Religionen anbiedert, ist für mich ekelhaft.
Eckhard Strohpahl am Permanenter Link
Ja, die gibt es: Partei der Humanisten
Friedhelm Mandt am Permanenter Link
Ja, die Partei der Humanisten!
Roland Fakler am Permanenter Link
Wie es scheint, haben die Unterzeichnerinnen dieses Textes die freiheitlichen, westlichen Werte besser verinnerlicht als unsere Volksvertreter.
David Z am Permanenter Link
Gute Aktion. Umso erschreckender die schreiende Stille, die uns aus den Reaktionen der Angeschriebenen entgegenschlägt.
Wie entlarvend. Die Zukunft in diesem Kontext wird ganz sicher nicht einfacher.
Ulrich Bock am Permanenter Link
Leider gibt es keine Partei, die im Bundestag eine säkulare Position vertritt. Die »Partei der Humanisten« und »Demokratie in Bewegung« scheiterten an der 5%-Klausel. Oder traten erst gar nicht an.
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Das mit den 5% muss und wird sich ändern, auf lange Sicht kann man die Vernunft nicht unterdrücken.
Andres Zaugg am Permanenter Link
Gibt es eine säkulare Partei in der Schweiz?
Martin am Permanenter Link
Frau Kipping kann ich nur zustimmen:
"...niemand hat Frauen vorzuschreiben, was sie anzuziehen haben und was sie nicht anziehen dürfen."
Kopftücher sind in Deutschland nicht neu. Seit Jahrhunderten werden sie von Frauen z.B. bei der Feld- oder Hausarbeit genutzt. Heutzutage sind sie auch bei jungen, vorwiegend langhaarigen, Männern populär, beim Sport wie bei der Arbeit.
Es soll jeder Frau und jedem Mann freistehen, sich so anzuziehen, wie sie oder er es möchte. Ob Kopftuch oder Nudelsieb, ob Nadelstreifenanzug oder nackig.
Wenn eine Frau von ihrer Familie oder ihrem Mann in der Wahl ihrer Kleidung bevormundet wird, existiert dort vermutlich noch ein ganz anderes Problem. Daraus ein Verbot eines Kleidungsstückes für andere Frauen (und Männer?) abzuleiten, ist absurd.
Anders sieht es bei Kindern aus: Diese sind per Gesetz ihren Eltern untergeordnet und der Staat muß dafür sorgen, daß sie sich dennoch frei entfalten können. Ein Verbot von Kopftüchern bei Mächen (und Jungen!) an Schulen, kann durchaus gerechtfertigt sein.
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Wo ist der Unterschied zwischen Kindern und Erwachsenen beim Kopftuch?
Martin am Permanenter Link
Unterschiede zwischen Kindern und Erwachsenen macht unser Rechtssystem an sehr vielen Stellen.
Wer unterdrückt wird, soll sich auflehnen. Aber niemand hat erwachsenen Menschen vorzuschreiben, welche Kopfbedeckungen sie in ihrer Freizeit zu tragen oder zu vermeiden haben. Oder bei einem Beruf, bei dem eine Kopfbedeckung die Berufsausübung nicht beeinträchtigt.
Ausnahmen sind legitim: Z.B. galt in meiner Schule damals, daß während des Unterrichts keine Kopfbedeckung zu tragen war. Um Kopftücher ging es damals nicht, sondern um Mützen. Eine solche Regelung ist in Ordnung, denn sie gilt für alle, unabhängig von Geschlecht oder Religion, sie galt für Schüler und Lehrer gleichermaßen. Im Schulflur oder Pausenhof durfte man die Kopfbedeckung natürlich tragen, speziell im Winter machten davon auch viele Gebrauch.
Wie sollte ein Kopftuchverbot überhaupt aussehen? Frauen wäre es verboten, ein Tuch auf dem Kopf zu tragen, Männern aber nicht? Das verstöße gegen das Grundgesetz, Artikel 3. Oder wollen Sie Männern Kopftücher auch verbieten? Auch dem Hippie, Pastafari oder Piraten? Oder wären vom Kopftuchverbot nur "diverse" (inter/trans) Menschen ausgenommen?
Was genau wäre ein Kopftuch rechtlich gesehen? Wie unterschiede es der Gesetzestext von einem "Buff" (Schlauchtuch oder Multifunktionstuch zum Radeln) oder einer Mütze? Ich sehe schon die Gutachter der Modebranche vor Gericht darum streiten, wie viele Millimeter der Stirn einer Frau oder der Halbglatze eines Mannes sichtbar sein müssen, damit ein "Buff" nicht doch als Kopftuch gilt.
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Na gut, Sie wollen o. können nicht verstehen worum es geht. Kopftuch-zwang und komplett Verhüllungs-zwang bei muslimischen Frauen und Kindern ist vergleichbar mit Beschneidung,
von Repressalien aufgezwungen. So erzieht man unfreie und unterwürfige Menschen ohne jegliches Selbstwertgefühl. Das ist nichts anderes als Machtausübung über andere Menschen.
Martin am Permanenter Link
Wenn ein erwachsener Mensch durch Repression dazu gezwungen wird, diese oder jene Kleidung zu tragen oder nicht zu tragen, dann ist das das Problem, nicht das Kleidungsstück.
Sie haben es vermieden, auf meine Fragen zu antworten, vermutlich weil es darauf keine praktikable Antwort gibt, z.B. ob ein Kopftuch GG-widrig nur Frauen beträfe, Männer und diverse Geschlechter aber nicht oder wie ein Gesetzestext ein "islamisches" von einem "säkularen" Kopftuch unterscheiden soll.
Sollen deutsche Gerichte Kopftuchexperten der iranischen Religionspolizei als Gutachter einladen?
E. Staub am Permanenter Link
Es geht gar nicht um die Religion.
Es geht um die Wahlstimmen aus diesen überhandnehmenden Religionskreisen. Reine, rechtzeitige strategische Ausrichtung der Parteien auf diese Klientel.
Nur gewisse Menschen benötigen noch Götter, weil sie offenbar selber nicht in der Lage oder willens sind, nach dem anerkannten wissenschaftliche Naturgesetz zu leben. Alle Landesregierungen, inkl. CDU und CSU lügen ihre Wähler bezüglich Religion, bar jeder Evidenz, an (Engel, Teufelsaustreibung, Jungfrauengeburt-Märchen).
Andreas Kielmann am Permanenter Link
Den Brief find ich richtig und die gesendete Antwort nicht meiner Haltung entsprechend.
Leon S. am Permanenter Link
Die Säk.Migs wollen den Frauen also verbieten, ein Kopftuch zu tragen.
Merken sie denn nicht, daß sie mit solchen Kleidungsvorschriften genau das selbe machen, was die ultra-orthodoxen Mullahs mit ihren Kleidungsvorschriften machen?
Säkular sein heißt doch nicht,
religiöse Vorschriften einfach umzukehren. Es bedeutet, sich von
religiösen Vorschriften als solche frei zu machen.
Wer die Vorschriften einer Religion einfach umdreht, schafft damit einfach ein neues Glaubensbekenntnis.
CnndrBrbr am Permanenter Link
> Säkular sein heißt doch nicht, religiöse Vorschriften einfach umzukehren. Es bedeutet, sich von religiösen Vorschriften als solche frei zu machen.
Ja.
Ein Kopftuchverbot ist ja kein Verbot eines normalen Kleidungsstückes, sondern ein Verbot von Hoheitsmarken des Islamismus. Wer aus dem Hoheitsbereich des Islamismus kommt, kann sehr wohl beurteilen, welches die Landmarken der Machtübernahme sind.
Martin am Permanenter Link
Ein Kopftuch ist ein normales Kleidungsstück. Ich kenne viele Menschen, die gelegentlich eines tragen, ich trage oft eines beim Radeln, andere z.B. bei der Gartenarbeit.
Der säkulare Staat darf sich Vorschriften einer Religionsgemeinschaft nicht zu eigen machen, auch nicht in invertierter oder negativer Form.
Leon S. am Permanenter Link
Ja, wie schon gesagt:" Wer die Vorschriften einer Religion einfach umdreht, schafft damit einfach ein neues Glaubensbekenntnis."
SIE sehen es als "Hoheitsmarke", obwohl das Kopftuch nebenbei bemerkt viel älter ist als der Islam.
IHRE Sicht legen Sie als maßgeblich fest, genau so, wie es manche Mullahs tun.
In beiden Fällen wird ÜBER die Frau bestimmt.
CnndrBrbr am Permanenter Link
> SIE sehen es als "Hoheitsmarke"
Richtig. Und weil SIE von dort kommen, kennen SIE die Hoheitsmarken, und haben die Kompetenz aus erster Hand, UNS davor zu warnen.
Roland Fakler am Permanenter Link
Wieso gibt es ein Verbot nationalsozialistischer Hoheitszeichen (Hakenkreuz)? Weil diese für ein totalitäres, menschenrechtsfeindliches Weltbild stehen….und wofür steht das islamische Kopftuch?
Ingrid Schmall am Permanenter Link
Die Analogie schwischen dem Hakenkreuz als Herrschaftssysmbol und dem Kopftuch als Herrschaftssymbol zeigt sich in Sure 33,59 und da besonders in der Fußnote der offiziellen saudi-arabischen Koranübersetzung S 426: &q
Neben dem grauenvollen Geschlechterbild, auch für Männer, die hier die "Belästiger" sind, sogar durch den Koran autorisiert, zeigt sich in diesem Vers und seiner Fußnote die entehrenden Diskriminierende Wertung aller "nichtbedeckten Frauen".
Diese muslimische Haltung erklärt, warum die Beziehung von Frauen aus meinem Familienkreis mit gebildeten Mittelschichtsmuslimen scheitern mussten, weil die jungen Männer keine "nicht ehrbare" Frau heiraten konnten. Diese Frauen wollten weder einen formalen Übertritt zum Islam beim Eheversprechen leisten noch irgendwann ein Kopftuch tragen.
Der Brief dieser säkularen Frauen hat mir die Tränen der Trauer und Verzweiflung in die Augen getrieben.
Martin am Permanenter Link
Es geht nicht darum, ob ein "islamisches Kopftuch" für Selbstbestimmung steht. Wer behauptet das? Katja Kipping jedenfalls nicht. Das ist ein typisches "Strohmann-Argument"!
Die Frage ist, welche gesetzlichen Regelungen auf Dauer dazu beitragen, daß möglichst viele Menschen sich von Repression frei machen können. Diese Regelungen müssen insbesondere auch praktikabel sein, wenn sich der Staat nicht zum Gespött machen will. Ausgerechnet denen, gegen deren Unterdrückung man angeblich vorgehen will, Vorschriften machen zu wollen, klingt eben auch nicht sehr emanzipatorisch.
Kopftücher sind schließlich nicht immer "islamische Kopftücher". Sie gehören in Deutschland seit Jahrhunderten zur Alltagskleidung. Früher vor allem bei Frauen der Landbevölkerung, heutzutage auch als Modeaccessoire z.B. bei langhaarigen Männern in der Stadt. Soll der Staat nur Frauen das Tragen von Kopftüchern verbieten? Das widerspräche Art. 3 des GG. Oder nur, wenn nicht soundsoviel Millimeter Stirn zu sehen sind?
Soll man bei der iranischen Religionspolizei nachfragen, wann ein Kopftuch muslimisch genug ist?
Der Staat soll sich aus religiösen Interpretationen raushalten. Mir graut davor, daß vor Gericht darüber entschieden werden soll, ob dieses Kopftuch nun "islamisch" ist, jenes aber "säkular".
Ingrid Schmall am Permanenter Link
Nach Koran Sure 33,59 ist das Kopftuch/die Bedeckung das Stoppzeichen für muslimische Männer, die Frauen belästigen (können, sollen, dürfen???).
Joachim Rotermund am Permanenter Link
Ihr vergesst die Piratenpartei. Ich selbst bin Fördermitglied der GBS und in der AG Laizismus der Piraten Schleswig-Holstein.
Martin am Permanenter Link
Die Piratenpartei soll für ein Kopftuchverbot eintreten?
Ich habe Mitglieder dieser Partei kennengelernt, die selbst eines trugen!
Roland Fakler am Permanenter Link
Neutralitätsgebot im öffentlichen Dienst
Joachim Rotermund am Permanenter Link
Ich sehe immer wieder Atheisten und Agnostiker, di sich in Kirchen, Kapellen und Synagogen tummeln. Insofern kein valides Argument. Es gibt Mitglieder und es gibt Beschlüsse. Wie in jeder normalen Partei.
Martin am Permanenter Link
Ich kenne die Piratenpartei nicht im Detail, wäre aber überrascht, träte sie für ein Kopftuchverbot ein.
Hier ein Beleg für das Gegenteil, 2015 in Berlin:
https://www.tagesspiegel.de/berlin/kopftuch-streit-an-grundschulen-muslimischer-verband-in-berlin-pocht-auf-religionsfreiheit/11323738.html